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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Fledermäuse, objektive Selbste <strong>und</strong> die Irreduzibilität der Innenperspektive 219<br />

dankenexperimente, die deutlich machen sollen, daß unser physikalisches<br />

Wissen über Körperempfindungen oder Wahrnehmungserlebnisse unvoll<br />

ständig sein muß, weil es einen zweiten Typ von „phänomenaler Informa<br />

tion“ gibt, den wir scheinbar nur durch qualitatives Wissen erwerben kön<br />

nen. 22 Im ersten Gedankenexperiment begegnen wir Fred. Fred besitzt ein<br />

weit überdurchschnittlich entwickeltes Farbunterscheidungsvermögen, wie<br />

wissenschaftliche Untersuchungen zeigen noch nie hatte jemand eine<br />

derartig differenzierte Form von visueller Farbwahrnehmung. Fred kann<br />

einen Haufen reifer Tomaten in zwei Haufen sortieren, weil er zwei Farben<br />

„Rot 1 “<strong>und</strong>„Rot 2 “ sieht, wo wir nur eine sehen. Wenn man ihm die<br />

Augen verbindet, die Tomaten wieder vermischt <strong>und</strong> ihn den so entstande<br />

nen Haufen ein zweites Mal sortieren läßt, produziert er wieder genau<br />

dieselbe Aufteilung. Fred sagt uns, daß für ihn Rot 1 <strong>und</strong> Rot 2 genauso<br />

unterschiedlich sind wie, sagen wir, Gelb <strong>und</strong> Blau. Er hat oft versucht,<br />

seinen Fre<strong>und</strong>en den Unterschied zwischen Rot 1 <strong>und</strong> Rot 2 zu erklären, ist<br />

aber mit der Zeit zu dem Eindruck gelangt, daß alle anderen Menschen<br />

Rot 1 Rot 2 blind sind. Tatsächlich stellen wir fest, daß Freds Gehirn in einer<br />

differenzierteren Weise auf elektromagnetische Schwingungen in einem<br />

bestimmten Teil des elektromagnetischen Spektrums reagiert <strong>und</strong> so sein<br />

behaviorales Profil bezüglich bestimmter Diskriminationsleistungen er<br />

weitert. Aber wieviel wir auch immer über sein Gehirn <strong>und</strong> die ihm mögli<br />

chen Zustände wissen werden, wir werden nie verstehen, wie die neue<br />

Farbe aussieht. Unser physikalisches Wissen über seine Erlebnisse bleibt,<br />

so scheint es, aus prinzipiellen Gründen bruckstückhaft, weil es das fragli<br />

che Quale ausklammert.<br />

Wesentlich bekannter als Fred ist Mary (zumindest in Kreisen von Philo<br />

sophen des Geistes). Mary ist eine brillante Neurowissenschaftlerin, die<br />

gezwungen war, ihr ganzes Leben in einem schwarz weißen Raum zu ver<br />

bringen <strong>und</strong> ihr wissenschaftliches Studium über einen sie mit der Außen<br />

welt verbindenden Schwarzweißmonitor 23 zu absolvieren. Mary hat sich<br />

anderen Perspektive attackieren Nemirow 1980, 1990 (bezüglich der Beziehung von Qualia<br />

<strong>und</strong> funktionalistischen Analysen siehe auch Nemirow 1979) <strong>und</strong> Lewis 1983 die Äquivoka<br />

tion von „Wissen“ im Jacksonschen Argument.<br />

22 Ich habe bereits darzulegen versucht, was für eine Art von Wissen dies sein könnte.<br />

Jackson selbst beschreibt die epistemischen Intuitionen von „Qualia Freaks“ folgendermas<br />

sen: „I think that there are certain features of bodily sensations especially, but also of certain<br />

perceptual experiences, which no amount of purely physical information includes. Tell me<br />

everything physical there is to tell about what is going on in a living brain, the kind of states, their<br />

functional role, their relation to what goes on at other times and in other brains, and so on and so<br />

forth, and be I as clever as can be in fitting it all together, you won’t have told me about the<br />

hurtfulness of pains, the itchiness of itches, pangs of jealousy, or about the characteristic expe<br />

rience of tasting a lemon, smelling a rose, hearing a loud noise or seeing the sky.“ Vgl. Jackson<br />

1982: 127.<br />

23 Mit einem „Butterfield encoder“, also einem auf die richtige Weise animierten Schwarz<br />

weißbild, könnte man Mary allerdings jederzeit subjektive Farberlebnisse vermitteln, weil<br />

allein die Präsentation von Schwarzweiß Signalen in der richtigen Pulssequenz zur Erzeugung<br />

subjektiver chromatischer Effekte ausreicht. Vgl. Butterfield 1968, 1970; Hardin 1988: 72.

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