Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
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Fledermäuse, objektive Selbste <strong>und</strong> die Irreduzibilität der Innenperspektive 215<br />
Instrumente zur Beantwortung der Frage nach dem Bewußtsein etwa von<br />
Fledermäusen schreibt Nagel:<br />
Insoweit ich mir dies vorstellen kann (was nicht sehr weit ist), sagt es mir nur,<br />
wie es für mich wäre, mich so zu verhalten, wie sich eine Fledermaus verhält.<br />
Das aber ist nicht die Frage. Ich möchte wissen, wie es für eine Fledermaus ist,<br />
eine Fledermaus zu sein. Wenn ich mir jedoch dies nur vorzustellen versuche,<br />
bin ich auf die Ressourcen meines eigenen Bewußtseins eingeschränkt, <strong>und</strong><br />
diese Ressourcen sind für das Vorhaben unzulänglich. 11<br />
Objektive Methoden zur Feststellung des Vorhandenseins einer subjektiven<br />
Erlebnisperspektive innerhalb eines bestimmten Systems scheinen erst<br />
recht zum Scheitern verurteilt zu sein. Je objektiver die Aussagen werden,<br />
die wir über die internen Zustände von Personen machen, desto mehr<br />
entfernen wir uns von der subjektiven Perspektive desjenigen, dessen in<br />
nere Erlebnisse diese Zustände sind. Wenn das aber wahr ist, dann scheint<br />
dies ein f<strong>und</strong>amentales Problem für jeden wissenschaftlichen Realismus in<br />
der Philosophie des Geistesim besonderen <strong>und</strong> in der Cognitive Science im<br />
allgemeinen zu sein: Wenn wir mentale Phänomene ernst nehmen wollen,<br />
dann müssen wir auch zugeben, daß ihr phänomenaler Gehalt eines ihrer<br />
essentiellen Hauptmerkmale ist. Wenn es sich nun aber zeigen sollte, daß<br />
sich dieser Gehalt wissenschaftlichen Analysen aus prinzipiellen Gründen<br />
entzieht, wenn wir also nicht mehr erklären können, wie mentale Phäno<br />
mene in ihrem vollen Gehalt Teil der Welt sind, dann muß das Projekt einer<br />
naturalistischen Theorie des Mentalen bereits im Vorfeld als gescheitert<br />
gelten.<br />
Für eine naturalistische Theorie des Mentalen könnten mentale Ereig<br />
nisse in einer ersten Annäherung eine problematische <strong>und</strong> weitgehend un<br />
verstandene Klasse komplexer physikalischer Ereignisse sein, die sich da<br />
durch auszeichnen, daß sie<br />
a) repräsentationalen Gehalt besitzen; d. h. für ein bestimmtes System<br />
Teile der Welt oder seiner selbst repräsentieren, <strong>und</strong><br />
b) kausale Rollen einnehmen können, d. h. als funktional beschriebene<br />
Zustände von zentraler Bedeutung in bezug auf die Genese <strong>und</strong> ⁄ oder Erklä<br />
rung von Verhalten sind, sowie<br />
c) phänomenalen Gehalt aufweisen; d. h. im Bewußtsein spezifische Er<br />
lebnisqualitäten erzeugen, die essentiell an eine subjektive Perspektive ge<br />
b<strong>und</strong>en zu sein scheinen.<br />
Wie mentale Repräsentate ihre Referentialität erlangen <strong>und</strong> so manche<br />
Systeme zu intentionalen Systemen12 machen, war vielleicht die zentrale<br />
11 Vgl. Bieri 1981: 264.<br />
12 Vgl. Dennett 1981. Daniel Dennett umkreist seit 1969 das Problem, was es bedeutet,<br />
einem System intentionale Zustände zuzuschreiben. Dabei hat er eine einflußreiche instru<br />
mentalistische Theorie solcher Zustände entwickelt, die davon ausgeht, daß wir bei bestimm<br />
ten Systemen erfolgreiche Verhaltensprognosen nur noch dann durchführen können, wenn wir<br />
ihnen gegenüber eine bestimmte Einstellung einnehmen: die intentional stance. Dieseinten<br />
tionale Einstellung zeichnet sich durch Vorteile bei der Erklärung <strong>und</strong> Vorhersage komplexer