Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
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Fledermäuse, objektive Selbste <strong>und</strong> die Irreduzibilität der Innenperspektive 213<br />
Kopf zerbrochen haben. Es hat zudem den Vorteil, dieses Ziel zu erreichen,<br />
ohne metaphysische Implikationen oder die Hypostasierung der fraglichen<br />
Eigenschaft zu erzwingen. Wichtig an Thomas Nagels Formulierung von<br />
subjektivem Gehalt ist deshalb ihre ontologische Neutralität: Wenn wir<br />
konzedieren, daß es mit der Innenperspektive faktisch eine wichtige Di<br />
mension der psychischen Welt gibt, die wir noch nicht verstanden haben,<br />
zwingt uns dies nicht zu ontologischen Schlüssen ganz abgesehen davon,<br />
daß es ein Markenzeichen unseriösen Philosophierens ist, immer dort, wo<br />
wir ein Phänomen nicht verstanden haben, eine metaphysische Entität zu<br />
postulieren <strong>und</strong> auf diese Weise Unwissenheit in Gespenster zu transfor<br />
mieren. Man kann zugeben, daß es das Nagelsche „Wie es ist, ein X zu sein“<br />
gibt, auch wenn man noch nicht erklären kann, wie es in dieser Welt sein<br />
kann. Und schließlich wirft Nagel folgerichtig auch die Frage auf, welche<br />
Methode der Erkenntnis uns überhaupt zur Verfügung steht, um uns der<br />
<strong>Subjekt</strong>ivität unserer eigenen inneren Zustände anzunähern. Diese Frage<br />
wiederum lenkt unser Augenmerk auf die Notwendigkeit einer möglichst<br />
genauen Beschreibung des Explanandums zurück. Nagel schreibt:<br />
Die Tatsache, daß ein Organismus überhaupt bewußte Erfahrung hat, heißt im<br />
wesentlichen, daß es irgendwie ist, dieser Organismus zu sein. Esmagweitere<br />
Implikationen bezüglich der Form der Erfahrung geben; es mag sogar (obwohl<br />
ich es bezweifle) Implikationen bezüglich des Verhaltens des Organismus ge<br />
ben. Gr<strong>und</strong>sätzlich aber hat ein Organismus bewußte mentale Zustände dann<br />
<strong>und</strong> nur dann, wenn es irgendwie ist, dieser Organismus zu sein wenn es<br />
irgendwie für diesen Organismus ist. 7<br />
Die Qualität des pour soi, die Nagel hier zu einer notwendigen Bedingung<br />
für die Zuschreibung bewußter mentaler Zustände macht, erscheint als eine<br />
essentiell private Eigenschaft: Es sind immer nur meinementalen Zustände,<br />
von denen ich berichten kann, wie es ist, sich in ihnen zu befinden. Eine der<br />
philosophisch interessantesten Fragen in diesem Zusammenhang ist die<br />
nach dem erkenntnistheoretischen Status von Selbstzuschreibungen psy<br />
chologischer Eigenschaften, die ausschließlich introspektiv gewonnen wer<br />
den: Ist das <strong>Subjekt</strong> epistemologisch privilegiert gegenüber seinen eigenen<br />
inneren Zuständen? Kann man auf klare <strong>und</strong> sinnvolle Weise behaupten,<br />
daß ich weiß,wieesjetztgeradeist,ich zu sein? Introspektion ist die große<br />
Versuchung für alle Philosophen des Geistes. Ihre Gefährlichkeit resultiert<br />
aus der Tatsache, daß sie zumeist mit einem naiven Realismus bezüglich<br />
ihrer Objekte einhergeht <strong>und</strong> daß strukturell fixierte Gr<strong>und</strong>annahmen un<br />
seres zentralen Nervensystems über das Wesen der Wirklichkeit zwangsläu<br />
fig <strong>und</strong> unmerklich in die von ihr erzeugten höherstufigen Formen menta<br />
len Gehalts einfließen denn Introspektion ist, wie ich bereits zu erläutern<br />
versucht habe, eine Variante desjenigen Vorgangs, in dem unser aller carte<br />
sianische Intuitionen wurzeln. Andererseits kann die Beschäftigung mit der<br />
Philosophie des Geistes gerade deshalb besonders interessant sein, weil sie<br />
7 Vgl. Bieri 1981: 262.