23.10.2012 Aufrufe

Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

4. Kapitel<br />

Fledermäuse, objektive Selbste <strong>und</strong> die<br />

Irreduzibilität der Innenperspektive<br />

4.1 Inneres Wissen: Thomas Nagels Philosophie der<br />

<strong>Subjekt</strong>ivität<br />

Es ist ein Verdienst Thomas Nagels, das Problem der <strong>Subjekt</strong>ivität des<br />

Mentalen in einem eher ungünstigen intellektuellen Klima auf originelle<br />

Weise neu formuliert <strong>und</strong> behandelt zu haben. Er hat dies in einer Diskus<br />

sionsphase der analytischen Philosophie des Geistes getan, in der starke<br />

Tendenzen zur Ausblendung des gesamten Problemkomplexes überhaupt<br />

bestanden. Es waren dies allerdings Tendenzen, die ihren Ursprung in<br />

Gr<strong>und</strong>annahmen über die Natur mentaler Phänomene haben, welche der<br />

Nagelschen Position zumindest eng verwandt sind. Seine intellektuelle<br />

Sensibilität gegenüber derjenigen Eigenheit psychischer Zustände, die wir<br />

als ihre <strong>Subjekt</strong>ivität zu bezeichnen pflegen, <strong>und</strong> den mit ihr verb<strong>und</strong>enen<br />

theoretischen Schwierigkeiten zeigt sich schon in einer seiner frühen Arbei<br />

ten zum Leib Seele Problem.<br />

Bereits in seinem 1965 veröffentlichten Artikel „Physicalism“ 1 unter<br />

suchte Nagel die Gründe für sein Abgestoßensein vom Physikalismus als<br />

einer Theorie der Relation mentaler <strong>und</strong> physischer Zustände, obwohl er<br />

von der Wahrheit dieser Theorie überzeugt war. Selbst nachdem alle Ein<br />

wände gegen eine materialistische Theorie der Identität zwischen physi<br />

schen <strong>und</strong> mentalen Phänomenen (etwa solche, die die Privatheit oder den<br />

epistemologisch privilegierten Zugang zum Bereich des Mentalen thema<br />

tisieren) widerlegt sind, bleiben Zweifel: Das <strong>Subjekt</strong> psychologischer Ei<br />

genschaften scheint niemals in einem Körper oder einer sonstigen objektiv<br />

wissenschaftlich zu beschreibenden Substanz aufgehen zu können. Denn,<br />

so schrieb Nagel schon damals 2 , das <strong>Subjekt</strong> psychologischer Attribute ist<br />

ein Selbst; nirgendwo in einer noch so detaillierten Beschreibung meines<br />

Körpers oder meines Gehirns ist Raum für die Tatsache, daß die eng mit<br />

seinen Zuständen korrelierten oder sogar durch es erzeugten mentalen Zu<br />

stände meine Zustände sind. Sie gehören in einem nicht derivativen Sinne<br />

zu ihrem <strong>Subjekt</strong> <strong>und</strong> das ist niemals ein innerweltlicher Gegenstand,<br />

sondern immer ein Selbst oder ein Ich. Aber auch nicht physische Sub<br />

stanzen eignen sich, so Nagel, nicht als Kandidaten für diese Leerstelle in<br />

unserer Theorie des Geistes, weil nichts an ihrer Bestimmung darauf hin<br />

1 Vgl. Nagel 1965: 339 356.<br />

2 Vgl. Nagel 1965 <strong>und</strong> die deutsche Übersetzung des Originalaufsatzes in Bieri 1981:<br />

66ff.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!