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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Auf dem Weg zu einer neuen Theorie des Geistes 21<br />

stand von idealistischer Spekulation oder impressionistischer Begriffsdich<br />

tung mehr <strong>und</strong> es wird auch nur noch selten zum Scheinproblem degra<br />

diert. Die empirischen Neuro <strong>und</strong> Kognitionswissenschaften haben ihre<br />

Aufmerksamkeit mit nie gekannter Intensität dem menschlichen Gehirn,<br />

seinen kognitiven Kapazitäten <strong>und</strong> den von ihm instantiierten psychologi<br />

schen Eigenschaften zugewendet. Gleichzeitig hat es von Seiten der Philo<br />

sophie des Geistes Bereicherungen unseres Begriffsapparates gegeben <strong>und</strong><br />

auch andererseits Vorschläge, das mentalistische Alltagsidiom vollständig<br />

zu eliminieren. Das zeigt, daß die begriffsanalytischeBegleitung der Einzel<br />

disziplinen sowohl in der Bereicherung des oben bereits angesprochenen<br />

Begriffsnetzes durch zusätzliche oder besser plazierte, als auch in der Lö<br />

sung einzelner im Extremfall aller kategorialer Knoten bestehen könnte.<br />

Karl Popper hat einmal gesagt, daß wir mit der Wirklichkeit immer genau<br />

in den Momenten in Kontakt sind, in denen unsere Theorien an ihr schei<br />

tern. In diesem Sinne besteht Philosophie des Geistes auch in dem Versuch,<br />

den Realitätskontakt unserer Theorie des Mentalen zu optimieren, indem<br />

man unnötige Spannungen innerhalb des über die sich stetig ent<br />

wickelnde Datenlandschaft der empirischen Psychologie geworfenen Be<br />

griffsnetzes zu verhindern sucht. Das kann manchmal durch das Lösen<br />

obsolet gewordener theoretischer Knoten erreicht werden. Die Philosophie<br />

muß dabei jedoch gleichzeitig subtilere Verknüpfungen in Bereichen verlo<br />

renen Wirklichkeitskontakts anbieten <strong>und</strong> auf diese Weise versuchen, eine<br />

logische Topographie der aus neuen empirischen Erkenntnissen erwachsen<br />

den Problemlandschaft zu erarbeiten. Auf diese Weise kann sich das kon<br />

zeptuelle Netz enger an die nun deutlicher hervortretende Landschaft aus<br />

empirischen Daten anschmiegen. Und so ergeben sich neue Möglichkeiten,<br />

unsere Theorie des Mentalen an der inneren Wirklichkeit scheitern zu las<br />

sen.<br />

1.2 <strong>Subjekt</strong>ivität als Kernstück einer modernen Theorie<br />

des Geistes: Die drei Hauptelemente des Problems<br />

Wir sind Wesen, die einen Teil ihrer eigenen Zustände bewußt erleben. In<br />

dieser knappen Formulierung sind bereits die drei wesentlichen Elemente<br />

des psychologischen <strong>Subjekt</strong>begriffs benannt: Identität, Bewußtsein <strong>und</strong><br />

Erlebnisträgerschaft. Diese drei begrifflichen Elemente beziehen sich auf<br />

die drei phänomenologischen Säulen psychologischer <strong>Subjekt</strong>ivität, also<br />

auf das F<strong>und</strong>ament <strong>und</strong> die tragenden Elemente des phänomenalen Ich.<br />

Die erste phänomenologische Säule ist das Selbst. Es vereint alle subjekti<br />

ven Zustände als meine Zustände <strong>und</strong> wird gleichzeitig durch sie konstitu<br />

iert. Die zweite phänomenologische Säule des Ich ist das Bewußtsein: Die<br />

scheinbar unmittelbare <strong>und</strong> direkte Gegebenheit seiner Inhalte. Die Inhalte<br />

des Selbstbewußtseins jedoch besitzen zudem noch ein weiteres Charakte<br />

ristikum, eine Erlebnisqualität. Diese Qualität des Erlebens bildet die dritte<br />

Säule des phänomenalen Ich, sie ist dasjenige Merkmal, welches unserem

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