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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Die <strong>Selbstmodell</strong> Theorie der <strong>Subjekt</strong>ivität 205<br />

Zunächst einige erläuternde Bemerkungen:<br />

Mit „<strong>Subjekt</strong>ivität“ ist hier der Kernaspekt psychologischer <strong>Subjekt</strong>i<br />

vität gemeint, den ich im ersten Kapitel dieses Buches als relationale Sub<br />

jektivität bezeichnet habe. Sie verleiht manchen der vom System erzeugten<br />

inneren Zustände die phänomenale Qualität der „Meinigkeit“. Diese Qua<br />

lität wiederum besteht in nichts anderem, als daß die betreffenden menta<br />

len Modelle in das <strong>Selbstmodell</strong> eingebettet sind. <strong>Subjekt</strong>ivität ist also<br />

letztlich eine Beziehung zwischen Datenstrukturen.<br />

Mit „<strong>Subjekt</strong>ivität“ sind deshalb nicht der eingangs analysierte „Be<br />

wußtheitsaspekt“ <strong>und</strong> der „Präsentationsaspekt“ des spezifisch menschli<br />

chen phänomenalen Bewußtseins gemeint. Ich habe an anderer Stelle (Ab<br />

schnitte 2.1.3 <strong>und</strong> 2.1.4) provisorische Hypothesen bezüglich einer Analyse<br />

dieser psychischen Phänomene im Rahmen einer naturalistischen Theorie<br />

mentaler Repräsentation formuliert. Im spezifisch humanen Wachbewußt<br />

sein fallen die drei Phänomene unter Standardbedingungen faktisch<br />

zusammen, von ihrer Analyse im Rahmen einer Theorie interner Reprä<br />

sentation her sind sie allerdings nicht identisch <strong>und</strong> darum begrifflich dis<br />

junkt. Um das besser zu verstehen, was ich die Zentrierung repräsentatio<br />

naler Gesamtzuständegenannt habe, ist der Aspekt der <strong>Selbstmodell</strong>ierung<br />

der ausschlaggebende. Die eben angesprochene Zentrierung erscheint auf<br />

der Ebene inneren Erlebens als die Perspektivität phänomenalen Bewußt<br />

seins <strong>und</strong> erzeugt die bekannten philosophischen Probleme.<br />

Das logische <strong>Subjekt</strong> der Prädikation ist immer das System als Ganzes.<br />

Das heißt: <strong>Subjekt</strong>ivität ist eine psychologische Eigenschaft, die einer be<br />

stimmten Klasse von informationsverarbeitenden Systemen zugeschrieben<br />

wird, nämlich genau solchen Systemen, die gerade ein <strong>Selbstmodell</strong> in ihr<br />

Realitätsmodell einbetten. Sprechen wir dabei von Systemen, denen wir<br />

den Status einer Person zubilligen 107 ,soist<strong>Subjekt</strong>ivitäteineEigenschaft<br />

der personalen Beschreibungsebene. Personen besitzen die psychologische<br />

Eigenschaft <strong>Subjekt</strong>ivität genau dann, wenn sie <strong>Selbstmodell</strong>besitzer<br />

sind.<br />

Alternativ dazu kann man „<strong>Subjekt</strong>ivität“ auch von repräsentationa<br />

len Gesamtzuständen oder einzelnen mentalen Modellen prädizieren das<br />

ist aber nicht der hier primär intendierte Sinn. Ein repräsentationaler Ge<br />

samtzustand ist dann ein subjektiver, wenn in ihm (genau 108 )einSelbstmo<br />

dell enthalten ist. Einzelne mentale Modelle sind dann subjektiv bzw. In<br />

halte subjektiven Bewußtseins, wenn sie in ein <strong>Selbstmodell</strong> eingebettet<br />

sind. Bei diesem erweiterten Gebrauch von „subjektiv“ handelt es sich<br />

nicht um die Zuschreibung einer psychologischen Eigenschaft, weil solche<br />

Eigenschaften nur Personen oder Systemen als Ganzen zukommen. Eine<br />

solche Zuschreibung zeichnet die fraglichen internen Zustände jedoch als<br />

107 Ich gehe hier davon aus, daß der Begriff der Person eine letzte normative Komponente<br />

nicht verlieren wird. Vgl. Dennett 1981.<br />

108 Über multiperspektivische Bewußtseinszustände sagt SMT inderhierangebotenen<br />

Formulierung nichts aus. Ein Gr<strong>und</strong> dafür ist, daß unser empirisches Wissen über multiple<br />

<strong>Selbstmodell</strong>e derzeit noch zu bruchstückhaft ist.

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