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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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204<br />

3. Kapitel<br />

benden Episoden des Entsetzens sein, andere als tiefe Bereicherungen des<br />

inneren Lebens erscheinen. Für alle diese Zustände gilt jedoch, daß sie<br />

einer naturalistischen Erklärung zugänglich sind, weil sie auf hochkomple<br />

xen Formen interner Informationsverarbeitung durch menschliche Ge<br />

hirne beruhen, während ähnlich wie bei den bereits geschilderten devian<br />

ten mentalen Modellen der Welt die vorwissenschaftlich lebensweltliche<br />

Alltagspsychologie <strong>und</strong> die klassischen philosophischen <strong>Subjekt</strong>theorien an<br />

ihnen scheitern. Wenn dies richtig ist, dann muß es auch möglich sein,<br />

einen naturalistischen Begriff des <strong>Subjekt</strong>s phänomenalen Erlebnisse zu<br />

entwickeln.<br />

Deshalb habe ich in diesem Kapitel verschiedene Formen, in denen sich<br />

ein informationsverarbeitendes System intern selbst darstellen kann, ana<br />

lysiert. Ich habe darauf aufbauend den Begriff des <strong>Selbstmodell</strong>s als eines<br />

inneren Analogrepräsentats eingeführt, der zu dem es konstruierenden Sy<br />

stem in einer mereologischen Repräsentationsbeziehung steht <strong>und</strong> es zu<br />

einem selbstähnlichen physischen System macht. Ich habe dann versucht,<br />

deutlich zu machen, daß dieser neue Begriff empirisch gut verankerbar ist<br />

<strong>und</strong> sich für die Beschreibung <strong>und</strong> Analyse unserer eigenen phänomenalen<br />

Zustände eignet auch <strong>und</strong> gerade wenn es sich um abweichende phäno<br />

menale Zustände handelt. In dem nun folgenden letzten Abschnitt des<br />

Kapitels werde ich die zentrale These dieser Arbeit vorstellen <strong>und</strong> erläu<br />

tern.<br />

3.3 „SMT“: Die <strong>Selbstmodell</strong> Theorie der <strong>Subjekt</strong>ivität<br />

Natürliche Repräsentationssysteme instantiieren unter bestimmten Bedin<br />

gungen psychologische Eigenschaften. Die höchste <strong>und</strong> komplexeste uns<br />

bekannte Eigenschaft dieser Art besteht in dem Besitz von Selbstbewußt<br />

sein. Selbstbewußtsein ermöglicht es einem System als Ganzem in eine<br />

besondere Beziehung zu einer Teilmenge seiner eigenen Zustände zu treten.<br />

Es gibt starke Indizien dafür, daß diese besondere Beziehung eine Reprä<br />

sentationsbeziehung ist, die durch physisch realisierte Prozesse der Infor<br />

mationsverarbeitung innerhalb des betreffenden Systems hergestellt wird.<br />

Diese Prozesse erzeugen eine komplexe, physikalisch realisierte interne<br />

Datenstruktur ein Selbstrepräsentat oder <strong>Selbstmodell</strong>. Bezüglich der<br />

fraglichen psychologischen Eigenschaft <strong>und</strong> dieses <strong>Selbstmodell</strong>s werde ich<br />

nun eine These formulieren, die empirisch plausibel ist <strong>und</strong> eine naturali<br />

stische Perspektive auf das psychologische <strong>Subjekt</strong> innerer Zustände eröff<br />

net. Ich werde diese These ab jetzt als <strong>Selbstmodell</strong> Theorie der <strong>Subjekt</strong>ivi<br />

tät oder <strong>Selbstmodell</strong> Hypothese kurz: „SMT“ bezeichnen.<br />

(SMT):<strong>Subjekt</strong>ivität ist eine Eigenschaft komplexer informations<br />

verarbeitender Systeme, die genau dann instantiiert wird, wenn<br />

das System in das von ihm aktivierte Realitätsmodell ein Selbst<br />

modell einbettet.

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