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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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20<br />

1. Kapitel<br />

Leib Seele Problems. Sie ist durch starke Interdisziplinarität <strong>und</strong> die Be<br />

fruchtung durch neue empirische Erkenntnisse charakterisiert. Dasselbe<br />

gilt auch für die Bemühungen um eine philosophische Theorie des <strong>Subjekt</strong>s<br />

geistiger Zustände.<br />

<strong>Subjekt</strong>ivität.Mankannsagen,daßdiedritte Klasse von philosophischen<br />

Problemen für eine moderne Theorie des Geistes nicht durch die epistemi<br />

sche <strong>und</strong> kausale Einbettung des Mentalen in die Natur entsteht, sondern<br />

durch die Einbindung des Geistigen in sich selbst. InsofernsinddiesePro<br />

bleme aus naturalistischer Perspektive auch die schwierigsten: Für sie ist<br />

die Innerlichkeit subjektiven Bewußtseins maßgebend. Wie aber soll eine<br />

am Objektivitätsideal der empirischen Wissenschaften ausgerichtete Theo<br />

rie des Geistes unter Zugriff auf öffentliche <strong>und</strong> intersubjektiv kontrol<br />

lierbare Quellen der Erkenntnis sich diesem Merkmal des Geistigen annä<br />

hern? Gibt es überhaupt eine Hoffnung, ein Phänomen wie Bewußtsein<br />

einer erfolgversprechenden naturalistischen Analyse zuzuführen ohne<br />

sich automatisch der Produktion von Kategorienfehlern schuldig zu ma<br />

chen oder in empiristische Zirkelschlüsse zu geraten?<br />

MankanndiephilosophischeFragenachder<strong>Subjekt</strong>ivität des Mentalen<br />

auch als ein Problem zweiter theoretischer Ordnung bezüglich psychischer<br />

Prozesse formulieren <strong>und</strong> dabei wiederum von einer Form von Gehalt<br />

sprechen: Wie kommt es, daß mentale Zustände einen phänomenalen Ge<br />

halt besitzen? Denn mentale Zustände sind qualitative Zustände man<br />

denke nur an die Schmerzhaftigkeit von Schmerzen oder die subjektive<br />

Qualität der Röte, die eine Rotwahrnehmung begleitet. Das Problem be<br />

steht darin, daß eine große Anzahl geistiger Vorgänge einen spezifischen<br />

Erlebnisgehalt besitzen, der nur derjenigen Person zugänglich ist, deren<br />

innere Prozesse sie sind. Es scheint, als wäre ein wissenschaftlicher Zugriff<br />

auf solche privaten Aspekte des Mentalen prinzipiell unmöglich. Wenn das<br />

so ist, dann kann es aber auch niemals eine vollständige <strong>und</strong> befriedigende<br />

wissenschaftliche Beschreibung dieses Bereichs der Wirklichkeit geben. In<br />

diesem Gedanken wird die generelle, über die Philosophie des Geistes<br />

hinaus verweisende Virulenz des Problems deutlich. Auch aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> stellt das Problem der <strong>Subjekt</strong>ivität mentaler Zustände das themati<br />

sche Zentrum der vorliegenden Arbeit dar. Ich werde es deshalb in diesem<br />

ersten Kapitel einer näheren Betrachtung unterziehen. Im weiteren Verlauf<br />

werde ich dann versuchen, vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer naturalistischen<br />

Theorie mentaler Repräsentation einige Vorschläge zu seiner Lösung zu<br />

entwickeln.<br />

Es scheint, als habe sich die fruchtbare metaphysische Phase der Ent<br />

wicklung des philosophischen Geistbegriffs ihrem Ende zugeneigt. Nach<br />

einer Phase intensiver sprachanalytischer Beiträge, die nicht selten von<br />

platten ontologischen Reduktionismen begleitet wurden, kündigt sich nun<br />

die Entwicklung einer naturalistischen Metatheorie mentaler Phänomene<br />

an. Sowohl die Einzeldisziplinen als auch die Philosophie sind heute bereit,<br />

das Mentale ernstzunehmen als eines der faszinierendsten <strong>und</strong> rätselhafte<br />

sten Naturphänomene, das wir kennen. Das Mentale ist nun kein Gegen

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