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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Die <strong>Selbstmodell</strong> Theorie der <strong>Subjekt</strong>ivität 197<br />

nes luziden Traums durch vorher verabredete Okularsignale anzeigten 82 ,<br />

ergaben sich als elektrophysiologische Korrelate die ersten zwei Minuten<br />

einer REM Phase, kurze Einbrüche von Wachbewußtsein während einer<br />

REM Phase <strong>und</strong> ⁄ oder erhöhte phasische REM Aktivität. Die Vermutung<br />

liegt nahe, daß eine episodisch überschießende Erhöhung des kortikalen<br />

Erregungsniveaus eine der wichtigsten physiologischen Bedingungen für<br />

das Entstehen von Luzidität ist. Auf phänomenaler Ebene entsprechen ihr<br />

erhöhte Angst oder Streß im Traumgeschehen, die Entdeckung von Wider<br />

sprüchlichkeiten in der Traumwelt oder die Bewußtwerdung einer „trau<br />

martigen“ Qualität der geträumten Realität. Es gibt vereinzelte Berichte<br />

über das Entstehen von Klarträumen im NREM Schlaf, jedoch keine gesi<br />

cherten Erkenntnisse. 83<br />

Derzeit werden Klarträume experimentell eingesetzt, um Schlafstörun<br />

gen aufzulösen <strong>und</strong> Alpträume zu verhindern oder zu beenden. Wenn es<br />

dem Träumer gelingt, ein stabiles Bewußtsein bezüglich des eigenen Zu<br />

standes zu erlangen <strong>und</strong> aufrechtzuerhalten, kann er bedrohlichen Gestal<br />

ten furchtlos entgegentreten. Nun kann er sie vernichten oder auch in<br />

Fre<strong>und</strong>e, Helfer oder Informationsquellen transformieren. In anderen Kul<br />

turen <strong>und</strong> auch von westlichen Psychotherapeuten sind diesbezüglich de<br />

taillierte Ethiken <strong>und</strong> Handlungsstrategien entwickelt worden. 84 Gewisse<br />

therapeutische Ansätze versuchen über die Kommunikation <strong>und</strong> Auseinan<br />

dersetzungmitTraumfigurenZugangzuunbewußtenPersönlichkeitsantei<br />

len zu finden <strong>und</strong> neue Persönlichkeitselemente zu entwickeln. Als leicht<br />

<strong>und</strong> gefahrlos handhabbarer veränderter Bewußtseinszustand bietet der<br />

luzide Traum dem Forscher außerdem die Möglichkeit, die Randbedingun<br />

gen <strong>und</strong> Möglichkeiten für den Übergang in andere veränderte Bewußt<br />

seinszustände (zum Beispiel OBEs 85 ) im Selbstversuch zu untersuchen. Der<br />

Klartraum wird bereits eingesetzt, um Leistungssportlern das gefahrlose<br />

Einüben riskanter Bewegungsabläufe zu ermöglichen <strong>und</strong> auch, um Astro<br />

nauten auf den Zustand der Schwerelosigkeit vorzubereiten. Eine interes<br />

82 Man macht sich hierbei die Entdeckung zunutze, daß bewußt durchgeführte Augenbewe<br />

gungen im Traumkörper recht zuverlässig mit analogen Rollbewegungen der Augäpfel des<br />

physischen Körpers im Schlaflabor korreliert sind. Es sollte in diesem Zusammenhang nicht<br />

übersehen werden, daß es sich hierbei nicht nur um einen ingeniösen Versuchsaufbau handelt,<br />

sondern auch um die Erzeugung eines menschheitsgeschichtlich neuen <strong>und</strong> philosophisch<br />

nicht uninteressanten Phänomens: Der interpersonalen Kommunikation zwischen verschiede<br />

nen Hauptbewußtseinszuständen.<br />

83 Als einführende Literatur eignen sich LaBerge 1982 <strong>und</strong> LaBerge 1988 in: Gackenbach ⁄<br />

LaBerge 1988.<br />

84 Vgl. Dentan 1988; Stewart 1972a; Tholey 1987.<br />

85 OBEs (Out of body experiences) oder „Außerkörperliche Erfahrungen“ sind solche Zu<br />

stände, bei denen die betreffende Person der unerschütterlichen Überzeugung ist, sich außer<br />

halb ihres physischen Körpers zu befinden, <strong>und</strong> zwar zumeist in einer Art ätherischen Dou<br />

bles. Außerdem sind die letzten vier Kriterien des anfänglich genannten Kriterienkatalogs<br />

erfüllt. Dies ist ein Gr<strong>und</strong> dafür, daß die Diskussion darüber, ob es sich bei außerkörperlichen<br />

Erfahrungen um einen diskreten veränderten Bewußtseinszustand handelt oder um eine Sub<br />

klasse luzider Träume, mit Sicherheit noch einige Zeit andauert. Vgl. Blackmore 1982a,<br />

Palmer 1978, Irwin 1985, Tholey 1987.

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