Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
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3. Kapitel<br />
ihm Vorwürfe: ,Du hast mir alles falsch erklärt!‘ Ich bin völlig fertig mit den<br />
Nerven. Und überhaupt, jetzt steigere ich mich in richtige Wut: ,Das ist doch<br />
alles gelogen! Sowas gibt’s doch gar nicht! Klarträumen! Ha! Aber mit mir<br />
nicht! Jetzt ist Schluß! Ich laß mich doch nicht länger von dir verarschen! Von<br />
dir schon gar nicht!‘<br />
K. reagiert überhaupt nicht. Er steht vor dem Spiegel <strong>und</strong> streichelt seine<br />
Bartstoppeln. Ich gerate in eine derartige Wut, daß ich ihm von hinten auf den<br />
Kopf haue. K. dreht sich lachend um, schaut mir dabei in die Augen. ,Warum<br />
lacht er bloß?‘ denke ich kurz, dann geht er an mir vorbei in den Spiegel. Ich<br />
schreie vor Wut <strong>und</strong> werfe die Seife nach ihm, treffe aber nicht. Ich war<br />
inzwischen so in Rage, daß ich einfach nicht gecheckt habe, daß solche Sachen<br />
natürlich nur im Traum vorkommen. ,Nur Mut, Baby!‘ sagt er, immer noch<br />
lachend. ,Du kommst schon noch drauf‘, dreht sich um <strong>und</strong> verschwindet.<br />
Ich platze fast! Da geht hinter mir die Tür auf, <strong>und</strong> K. kommt mit einem<br />
anderen Mann rein. Eng umschlungen! Beide grinsen mich frech an. Ich bücke<br />
mich schnell nach der Seife, da wird mir schwindlig. ,Das darf doch nicht wahr<br />
sein‘, denke ich, als ich wieder hochkomme <strong>und</strong> die beiden da so stehen sehe.<br />
,Der ist doch nicht schwul‘, der doch nicht! Das wüßt’ ich aber! Warum freut er<br />
sich nur so?‘ Plötzlich wird mir eiskalt. ,Was, wenn das alles ein Traum ist???<br />
Träum’ ich oder wach’ ich? Was ist denn alles passiert bis jetzt? Das ist doch<br />
lächerlich! Ist das ein Traum?‘ frage ich die beiden. Beide schütteln den Kopf<br />
<strong>und</strong> lachen ganz irre. Egal! K. interessiert mich überhaupt nicht mehr.<br />
Ich denke: ,Das kann, kann, kann nur ein Traum sein! Das ist ein Traum! Ein<br />
Klartraum! Was mach’ ich denn jetzt bloß?‘ K. <strong>und</strong> der andere sind nicht mehr<br />
da. Die Kachelwand faßt sich unheimlich echt an. Kühl <strong>und</strong> glatt. Ich überlege<br />
fieberhaft, was ich jetzt machen könnte. Ich bin wahnsinnig aufgeregt. Ich muß<br />
jetzt was machen! Da fällt mir der Film mit Heinz Rühmann ein. Der Mann,<br />
der durch die Wand gehen konnte. Das war schon immer mein Traum. Bei<br />
,Traum‘ muß ich lachen. Gott, bin ich albern, denke ich. Ich versuche, durch<br />
die Kachelwand zu gehen. Die Hand ist drin! Entschlossen gehe ich los. Ich<br />
dringe in die Wand ein <strong>und</strong> muß schon wieder lachen. Es ist herrlich, warm <strong>und</strong><br />
dunkel. Irgendwie rötlich. Jetzt bin ich durch! Und stehe im Wohnzimmer<br />
meiner Eltern! Mutti <strong>und</strong> Vati trinken Kaffee <strong>und</strong> öden sich an. Mutti kommt<br />
sofort auf mich zu <strong>und</strong> macht mir Vorwürfe. ,Was fällt dir ein, einfach so ohne<br />
Anmeldung hier durch die Wand zu kommen!‘ ,Ach hör auf‘, sage ich glücklich,<br />
,du bist doch bloß ’ne Traumfigur . . .“‘<br />
Zu den das Auftreten von luziden Träumen begünstigenden Bedingungen<br />
zählen ein hohes körperliches Aktivitätsniveau78 sowie erhöhte affektive<br />
Erregung während des Tages. 79 Vor der betreffenden REM Phase80 stattfin<br />
dende Schlafunterbrechungen mit kurzen Aktivitäten im Wachbewußtsein<br />
erhöhen ebenfalls die Wahrscheinlichkeit für dasAuftreten von Luzidität. 81<br />
Bei Polysomogrammanalysen von Versuchspersonen, die den Beginn ei<br />
78 Vgl. Gackenbach, Curren & Cutler 1983; Garfield 1975.<br />
79 Vgl. Gackenbach, Curren & Cutler 1983; Sparrow 1976.<br />
80 REM = Rapid eye movements; schnelle Augenbewegungen sind das deutlichste physiolo<br />
gische Korrelat von Traumphasen.<br />
81 Vgl. Garfield 1975; LaBerge 1980a; LaBerge 1980b; Sparrow 1976.