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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Die <strong>Selbstmodell</strong> Theorie der <strong>Subjekt</strong>ivität 195<br />

(e) Es ist ein klares Bewußtsein der eigenen Entscheidungsfreiheit vor<br />

handen.<br />

Luzide Träume treten sowohlspontan als auch als Folge bewußter Induk<br />

tion auf; die Fähigkeit zum Klarträumen ist in gewissem Umfang erlernbar.<br />

Die Diskussion um den oben angegebenen Kriterienkatalog ist noch nicht<br />

abgeschlossen, es scheint sich jedoch abzuzeichnen, daß der luzide Traum<br />

einen für die wissenschaftlicheErforschungneuen diskreten Hauptbewußt<br />

seinszustand darstellt. Das kognitive <strong>und</strong> therapeutische Potential von<br />

Klarträumen sowie ihr erkenntnistheoretischer Status <strong>und</strong> insbesondere<br />

auch ihre Bedeutung für die Philosophie des Geistes sind dagegen noch<br />

weitgehend unklar.<br />

Zur Illustration hier zwei Beispiele ganz gewöhnlicher Klarträume: 77<br />

„ . . . Ich komme mit dem Bus in W. an. Zwei Bekannte (aus meiner Volksschul<br />

zeit), M. <strong>und</strong> ein Mädchen (N.?) steigen aus. Ich denke, der Bus fahre noch zum<br />

Hauptbahnhof, wo ich besser umsteigen kann. Er fährt jedoch in Richtung Z.<br />

AlserauchnochaneinemKreiselvorbeifährt,andemereventuellnochhätte<br />

zurückfahren können, bin ich ärgerlich <strong>und</strong> wünsche mir, das Ganze solle nicht<br />

wahr sein.<br />

Sofort wird mir klar, daß dies ein Traum ist. Da ich weiß, daß es schon spät ist<br />

(etwa 9 Uhr), will ich überprüfen, ob ich mich in einem echten Klartraum<br />

befinde oder ob ich nur hypnagoge Bilder sehe. Zu diesem Zweck betrachte ich<br />

meine Körperstellung. Ich sitze im Bus: also bin ich in einem Klartraum. Nun<br />

spreche ich eine dickere Frau, die vor mir sitzt, an. Sie ist albern <strong>und</strong> wirkt<br />

etwas ordinär. Ich sage ihr, sie solle mir etwas auf ein Blatt Papier schreiben,<br />

<strong>und</strong> zwar so, daß ich es lesen kann. Ihr ist diese ungenaue Anweisung offen<br />

sichtlich verständlich. Sie steht schon neben meiner Sitzbank, geht dann aber<br />

wieder zurück als hätte sie mein Vorhaben, sie sollte sich mir gegenüber<br />

postieren, verstanden. Sie sagt dabei: ,Dann merkst Du ja gleich. . .‘ Weiter sagt<br />

sie nichts. Ich spekuliere, was ich gleich merken würde: Daß sie ein eigenes oder<br />

daß sie kein eigenes Bewußtsein hat? Sie fragt, ob ich etwas zum Schreiben<br />

habe. Ich denke (!) mir dann ein Blatt Papier <strong>und</strong> ziehees mit der rechten Hand<br />

sozusagen aus meiner linken Tasche oder aus dem Nichts; worauf die Frau<br />

bemerkt, ich sei ja ein richtiger Zauberer. Das Blatt ist aber nicht richtig<br />

greifbar <strong>und</strong> verflüchtigt sich wieder. Daraufhin nimmt die Frau ein Handtuch<br />

<strong>und</strong> breitet es über der Rücklehne ihrer Sitzbank aus; offenbar, um darauf zu<br />

schreiben. Ich starre gebannt auf das Handtuch (was ich dabei wohl zu sehr<br />

fixiert habe) <strong>und</strong> wache auf.“<br />

Ein besonders wichtiger Faktor bei der Entstehung von Klarträumen ist die<br />

Aufrechterhaltung eines kritischen Bewußtseins gegenüber der Realität.<br />

Hier der Bericht einer jungen Frau über ihren ersten Klartraum:<br />

„ . . .Ich treffe K., der schon Klarträumer ist, auf der Toilette im Theater. ,Der<br />

kommt mir gerade recht!‘ denke ich. Sowieso bin ich sauer auf ihn. Da mache<br />

ich seit Wochen schon ganz brav meine Übungen <strong>und</strong> habe noch keinen einzi<br />

gen Klartraum gehabt. Nicht mal einen ganz kleinen, ganz kurzen! Ich mache<br />

77 Sie sind einem Buch von Paul Tholey entnommen; vgl. Tholey 1987: 232f & 46f.

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