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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Auf dem Weg zu einer neuen Theorie des Geistes 19<br />

sten <strong>und</strong> gleichsam paradigmatischen Lösungsversuch des Problems dar<br />

hebt die Leib Seele Frage bereits auf eine explizit theoretische Ebene. Aus<br />

heutiger Perspektive erscheint er jedoch als eine unhaltbare Position; <strong>und</strong><br />

das aus einer Reihe von Gründen. Einer dieser Gründe ist zum Beispiel das<br />

Prinzip der kausalen Geschlossenheit der physikalischen Welt:Umernsthaft<br />

an einer Wechselwirkungstheorie zwischen Mentalem <strong>und</strong> Physischem im<br />

Menschen festhalten zu können, müßten wir annehmen, daß im menschli<br />

chen Gehirn nicht physikalische Ursachen <strong>und</strong> Wirkungen zu beobachten<br />

sind. Tatsächlich werden solche Thesen auch heute noch von Philosophen<br />

vertreten. Sie kollidieren jedoch mit unseren besten, empirisch f<strong>und</strong>ierten<br />

Theorien über die physikalische Welt: Es gibt einfach keinen Gr<strong>und</strong> zu der<br />

Annahme, daß ausgerechnet im menschlichen Gehirn der Energieerhal<br />

tungssatz verletzt sein sollte.<br />

Wenn man die moderne Diskussion des Leib Seele Problems in der Zeit<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg analysiert, dann stellt man fest, daß eine Fülle<br />

neuer Theorien bezüglich des psychophysischen Problemkomplexes ent<br />

wickelt worden ist. In der neueren Diskussion gibt es etwa neun verschie<br />

dene Typen von theoretischen Ansätzen. Es fällt dabei auf, daß die unter<br />

schiedlichen philosophischen Positionen zum Leib Seele Problem sich<br />

heutzutage teilweise auf einem recht hohen analytischen Niveau bewegen.<br />

Ins Auge sticht zudem, daß mit Ausnahme des interaktionistischen Dua<br />

lismus von Karl Popper <strong>und</strong> Sir John Eccles <strong>und</strong> einiger mit ihm verwand<br />

ter Thesen der Physikalismus zur orthodoxen Hintergr<strong>und</strong>doktrin gewor<br />

den ist. Trotzdem kann keine der aktuellen materialistischen Theorien als<br />

befriedigende Lösung der Probleme gelten. Das gilt auch für die funktiona<br />

listischen (also an der Computermetapher orientierten, das heißt: das Ver<br />

hältnis von Geist <strong>und</strong> Körper analog zu dem von Software <strong>und</strong> Hardware<br />

interpretierenden) Versuche, die Essenz des Mentalen begrifflich einzufan<br />

gen. Eines der Kernprobleme in der heutigen Diskussion drückt sich etwa<br />

in der folgenden Frage aus: Wir wissen, daß es deutliche Korrelationen<br />

zwischen mentalen Ereignissen (den Zuständen von Personen)<strong>und</strong>physi<br />

schen Ereignissen (Hirnzuständen) gibt. Warum ist es trotzdem nicht mög<br />

lich, strikte Gesetze (nach dem Vorbild physikalischer Gesetze) herauszu<br />

finden, die die beiden Bereiche miteinander verknüpfen? Sind mentale<br />

Phänomene letztlich anomische Entitäten, die überhaupt nicht durch geset<br />

zesartige Verallgemeinerungen erfaßt werden können?<br />

Wenn die Frage nach der Intentionalität des Mentalen als die Frage nach<br />

seinem intentionalen Gehalt gelesen werden kann, dann kann man also das<br />

Leib Seele Problem als die Frage nach dem kausalen Gehalt mentaler Zu<br />

stände verstehen. Die meisten Menschen glauben, daß ihre Meinungen,<br />

Wünsche, Gefühle oder Gedanken als so beschriebene eine direkte Wirkung<br />

auf ihren Körper, ihr Verhalten <strong>und</strong> ihre Handlungen ausüben. Mentale<br />

Zustände sind also Phänomene, die nach landläufiger Meinung einen Wir<br />

kungsgehalt haben: Sie können als Ursachen physischer Prozesse in Er<br />

scheinung treten. Zu klären, ob <strong>und</strong> wie dies möglich sein kann, ist die<br />

Aufgabe der modernen philosophisch metatheoretischen Diskussion des

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