Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
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172<br />
3. Kapitel<br />
bestimmen nicht aber die gr<strong>und</strong>legende Perspektivität, die diese einem<br />
repräsentationalen Gesamtzustand verleihen.<br />
Wenn <strong>Selbstmodell</strong>ierung eine spezielle Form von Wissensgewinnung au<br />
ßerhalb von Sätzen ohne Wahrheit <strong>und</strong> Referenz ist, dann muß man<br />
einen Blick auf die Beziehung werfen, die zwischen dem kognitiven Agenten<br />
<strong>und</strong> dem fraglichen Repräsentat besteht. In unserem eigenen Fall sind die<br />
kognitiven Agenten, die durch spezielle Formen inneren Handelns nicht dis<br />
kursives Wissen über sich selbst erwerben, Personen. 34 Nehmen wir einmal<br />
an, daß dies das Folgende bedeutet: Sie sind durch öffentliche Eigenschaften<br />
identifizierbare, logisch primitive Entitäten, welche sowohl physische als<br />
auch psychologische Eigenschaften besitzen. 35 Diese Entitäten konstruieren<br />
mentale Modelle ihrer selbst, die zu Inhalten phänomenalen Bewußtseins<br />
werden können <strong>und</strong> dadurch neue psychologische Eigenschaften erzeugen.<br />
Denjenigen Teil des mentalen <strong>Selbstmodell</strong>s, der zum Inhalt bewußter Erleb<br />
nisse wird <strong>und</strong> den ein System generiert, dem wir den Status einer Person<br />
zubilligen, werde ich ab jetzt auch als die phänomenale Person bezeichnen.<br />
Damit ist die Beziehung zwischen kognitivem Agent <strong>und</strong> Selbstrepräsentat<br />
die Beziehung zwischen Person <strong>und</strong> phänomenaler Person.<br />
Manche Personen zum Beispiel menschliche Wesen in nicht pathologi<br />
schen Wachzuständen entwickeln durch interne Informationsverarbei<br />
tung phänomenale Personen. Phänomenale Personen entstehen durch Er<br />
zeugung komplexer Analogrepräsentate, mit deren Hilfe Personen sich<br />
selbst mental modellieren. Phänomenale Personen sind die <strong>Selbstmodell</strong>e<br />
von Personen. Vor diesem begrifflichen Hintergr<strong>und</strong> kann man nun eine<br />
Reihe von klassischen Fragen der Philosophie des Geistes als Fragen bezüg<br />
lich der Relation zwischen Person <strong>und</strong> phänomenaler Person formulieren.<br />
Zum Beispiel könnte man nach der kausalen Relation zwischen „äußerer“<br />
<strong>und</strong> „innerer“ Person fragen <strong>und</strong> vielleicht die folgende Antwort geben: Es<br />
gibt keine detailliert beschreibbaren Kausalketten zwischen Person <strong>und</strong><br />
phänomenaler Person, weil die jeweiligen Beschreibungsebenen inkom<br />
mensurabel sind. Man kann aber eine Supervenienz der phänomenalen<br />
Person bezüglich der sie konstruierenden Person behaupten, indem man<br />
sagt, daß a) alle Eigenschaften der phänomenalen Person feststehen, wenn<br />
alle physikalischen Eigenschaften der Person feststehen, <strong>und</strong> b) wenn zwei<br />
phänomenale Personen sich unterscheiden, sich immer auch die sie benut<br />
zenden physischen Personen bezüglich ihrer Eigenschaften unterscheiden<br />
müssen. 36<br />
34 Vgl. hierzu auch Pollock 1989.<br />
35 Vgl. hierzu die in Siep 1983 zusammengestellten Texte, sowie Dennett 1981, Schütt<br />
1981, Strawson 1972. Eine gute Literaturzusammenstellung findet sich in Bieri 1981:<br />
347ff.<br />
36 Man würde dann davon ausgehen, daß der phänomenale Gehalt des <strong>Selbstmodell</strong>s nicht<br />
auf physikalische Eigenschaften des Systems reduziert werden kann, aber trotzdem vollstän<br />
dig von unten determiniert ist. Dies käme dem Versuch gleich, eine nicht reduktive materiali<br />
stische Theorie der <strong>Subjekt</strong>ivität zu entwerfen. Vgl. jedoch neuere Zweifel an der Stabilität<br />
einer solchen Position zwischen den Alternativen eines psychophysischen Dualismus <strong>und</strong><br />
einer direkten eliminativistischen Strategie in Kim 1989.