Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
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Die <strong>Selbstmodell</strong> Theorie der <strong>Subjekt</strong>ivität 165<br />
präsentieren. Dazu muß es externe physikalische Symbole schaffen, zum<br />
Beispiel Schallwellen <strong>und</strong> Schriftzeichen auf Papier oder Bildschirmen.<br />
Wichtig ist wiederum, an dieser Stelle nicht die unterschiedlichen logi<br />
schen <strong>und</strong> epistemologischen Eigenschaften zu übersehen, die dadurch ins<br />
Spiel kommen, daß die Repräsentate in unterschiedlichen Formaten vorlie<br />
gen. Es gibt internes, analoges Selbstwissen, das durch Selbstrepräsentation<br />
mit Hilfe von mentalen Modellen erzeugt werden kann. Dieses Wissen<br />
beruht auf Ähnlichkeit. Zudem gibt es externes, digital codiertes Wissen,<br />
das durch Selbstreferenz mit Hilfe von öffentlichen, sprachlichen Instru<br />
menten zustande kommt. Dieses Wissen beruht auf Wahrheit <strong>und</strong> Falsch<br />
heit, auf intersubjektiver Kontrolle <strong>und</strong> kommt durch referentielle Bezug<br />
nahme zustande (diesen Punkt untersuche ich im folgenden Abschnitt<br />
etwas genauer). Nun ist in unserem Zusammenhang der propositional dar<br />
stellbaren Elemente des <strong>Selbstmodell</strong>s ein zentraler Punkt, daß Propositio<br />
nen untereinander in logischen Folgerelationen stehen können, mentale<br />
Modelle aber nicht. Mentale Modelle sind in ihrer Aktivierung sehr stark<br />
an physische Randbedingungen geknüpft <strong>und</strong> an die Tatsache, daß sie in<br />
repräsentationale Makrostrukturen wie zum Beispiel mentale Modelle<br />
der Welt <strong>und</strong> des Selbst eingebettet werden. Für Sätze in öffentlichen<br />
Sprachen gilt dies nicht.<br />
WiekönnteeinGehirndieFolgerelationenzwischenSätzeninternmo<br />
dellieren <strong>und</strong> sich so die logische Dimension der Wirklichkeit erschlies<br />
sen? Eine verwandte Frage kann man auch für abstrakte Automaten auf<br />
werfen: Wie könnte man die formalen Folgerelationen, die von einer<br />
Turing Maschine verarbeitet werden, physikalisch realisieren?Man tut es,<br />
indem man die formalen Folgerelationen der virtuellen Maschine bei der<br />
Implementation durch zeitliche Folgerelationen innerhalb eines realen<br />
Automaten ersetzt. Wenn auch Gehirne nach diesem Lösungsprinzip ver<br />
fahren (<strong>und</strong> es gibt gute Anzeichen dafür, daß dies so ist), dann bilden sie<br />
logische Eigenschaften digitaler Repräsentate außerhalb des Systems ab,<br />
indem sie diese auf interne Zeitrelationen projizieren: Logisch denken<br />
heißt, die richtigen mentalen Modelle in der richtigen zeitlichen Reihen<br />
folge zu aktivieren.<br />
Ichhoffe,daßausdembisherGesagtenbereitshervorgeht,wasesheißt,<br />
daß <strong>Selbstmodell</strong>e relationale Strukturen sind. Sie modellieren zeitliche,<br />
räumliche, kausale <strong>und</strong> logische Relationen anhand des inneren Repertoi<br />
res, das das jeweilige physische System ihnen zur Verfügung stellt. Selbst<br />
modelle besitzen auch Präsentationsaspekte, speziell über die nicht relatio<br />
nalen Aspekte des Körperrepräsentats z.B. über das Schweregefühl. 23 Sie<br />
können außerdem Bestandteile komplexer mentaler Simulationen sein.<br />
Das bedeutet, daß große Partitionen des <strong>Selbstmodell</strong>s (ohne die aktuelle<br />
Präsenz der jeweiligen Repräsentanda über die Standard Kausalketten)<br />
aktiviert werden können. Interessant ist hierbei, daß in solchen psychi<br />
schen Situationen normalerweise sofort ein Meta <strong>Selbstmodell</strong> entsteht,<br />
23 Vgl. hierzu Abschnitt 3.1.3.