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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Die <strong>Selbstmodell</strong> Theorie der <strong>Subjekt</strong>ivität 159<br />

sich genau um dasjenige künstliche oder natürliche Repräsentationssy<br />

stem, welches das <strong>Selbstmodell</strong> in sich erzeugt. Mental sind diejenigen<br />

Partitionen des <strong>Selbstmodell</strong>s, die prinzipiell durch Metarepräsentation zu<br />

Inhalten von phänomenalem Bewußtsein werden können. 12 Derjenige Teil<br />

des mentalen <strong>Selbstmodell</strong>s, der durch Metarepräsentation zum aktuellen<br />

Gehalt phänomenalen Bewußtseins wird, ist das phänomenale Selbst <strong>und</strong><br />

das, was wir in traditioneller Terminologie als das <strong>Subjekt</strong> innerer Erleb<br />

nisse zu bezeichnen pflegen.<br />

Mentale Meta Selbstrepräsentation<br />

Selbstrepräsentation: M M SRep (S,X,SM)<br />

X repräsentiert einen Teil des aktiven <strong>Selbstmodell</strong>s für S.<br />

X ist ein interner Systemzustand.<br />

Xistdasaktuellebewußte Modell des Selbst in <strong>und</strong> für S.<br />

M M SRep ist antisymmetrisch.<br />

<strong>Selbstmodell</strong>e sind komplexe Repräsentate, mit denen einige informations<br />

verarbeitende Systeme intern auf sich selbst Bezug nehmen. Das ist jedoch<br />

nicht im Sinne einer propositionalistischen Referenztheorie der Bedeutung<br />

gemeint: Als Resultate von Simulationsvorgängen liegen sie in analogem For<br />

mat vor, d. h. sie bilden ihre Objekte über eine relationale Struktur <strong>und</strong><br />

Isomorphismen höherer Ordnung ab. Sie stehen deshalb in einer mereologi<br />

schen Ähnlichkeitsrelation zu den Systemen, von denen sie generiert werden.<br />

Man kann sagen: <strong>Selbstmodell</strong>e sind physische Realisierungen einer repräsen<br />

tationalen Teil Ganzes Beziehung. Ihre logische Struktur <strong>und</strong> die ihrer Teil<br />

phänomene habe ich in den letzten Abschnitten kurz skizziert. Ich möchte<br />

mich deshalb jetzt zunächst der Genese von <strong>Selbstmodell</strong>en zuwenden.<br />

<strong>Selbstmodell</strong>e in einem starken Sinne kennen wir bis heute nur von<br />

Biosystemen. 13 <strong>Selbstmodell</strong>e sind abstrakte Organe, die von solchen Syste<br />

men ausgebildet wurden <strong>und</strong> ihnen anscheinend einen Auslesevorteil er<br />

möglicht haben. Man muß also fragen: Was könnte die Funktion eines<br />

<strong>Selbstmodell</strong>s für ein lebendes System in einer natürlichen Umwelt gewe<br />

sen sein? Die ersten, rudimentären <strong>Selbstmodell</strong>e könnten in Zusammen<br />

hang mit der Evolution von motorischen Funktionen aufgetreten sein.<br />

Sobald ein lebendes System beginnt, sich zielgerichtet zu bewegen 14 ,wirdes<br />

12 Auf das <strong>Selbstmodell</strong> gerichtete Metarepräsentationsvorgänge erzeugen auf der Erlebnis<br />

ebene ein psychisches Phänomen, das üblicherweise als „Introspektion“ bezeichnet wird. Ich<br />

habe bereits in Abschnitt 2.1 Introspizierbarkeit als Kriterium für die Zuschreibung des<br />

Prädikats „mental“ angeboten. Damit meine ich nicht, daß Introspektion eine im epistemolo<br />

gischen Sinne zuverlässige Methode des Erkenntnisgewinns ist. Die interne Metamodellierung<br />

mentaler Modelle erzeugt keine Form von Wahrheit in irgendeinem interessanten Sinne (vgl.<br />

Abschnitt 2.2.1). Was ich hier tue, ist die Definition innerer repräsentationaler Zustände über<br />

eine ihrer dispositionalen Eigenschaften nämlich als Gr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> kausales Antezedens<br />

bestimmter psychischer Phänomene dienen zu können.<br />

13 Vgl. jedoch Kiefer 1988.<br />

14 Valentin Braitenberg zeigt in seinem Buch „Vehicles“ auf amüsante Weise, wie aus der<br />

Kombination sehr einfacher Bewegungsmechanismen für den externen Beobachter eines Sy<br />

stems der Eindruck von Zielgerichtetheit entstehen kann. Vgl. Braitenberg 1984.

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