Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
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Die <strong>Selbstmodell</strong> Theorie der <strong>Subjekt</strong>ivität 157<br />
tat gegeben ist: Die aus der „Eigenwahrnehmung“ des Körpers entstehen<br />
den Erlebnisqualitäten unseres inneren sensorischen Bewußtseins. In nor<br />
malen Wachzuständen sind wir immer schon, vom ersten Moment des<br />
Aufwachens bis zum Einschlafen, verkörperte Erlebnissubjekte. Das heißt:<br />
Wir sind uns in einer ganz bestimmten Art <strong>und</strong> Weise, nämlich durch unser<br />
Körpergefühl, gegeben. Es gibt eine Klasse von mentalen Präsentaten, die<br />
alle Veränderungen unseres Selbst <strong>und</strong> unseres Weltmodells in der Weise<br />
einer sinnlichen Gewißheit begleitet <strong>und</strong> intern die pure Präsenz des Kör<br />
pers signalisiert. Diese Klasse von Präsentaten bestimmt die phänomenale<br />
Qualität unseres Leiberlebens. In veränderten Bewußtseinszuständen kann<br />
dem psychologischen <strong>Subjekt</strong> der Zugriff auf dieses Basiselement des men<br />
talen Selbstrepäsentats verschlossen sein, was zu gravierenden Veränderun<br />
gen in der Struktur phänomenalen Bewußtseins führt. 8 Das mentale Prä<br />
sentat unseres Körpers darf aber nicht mit dem Körperschema verwechselt<br />
werden: Es ist nicht das räumlich kinästhetische Modell des Körpers, sei<br />
ner Position <strong>und</strong> seiner Bewegungen jenes ist eine komplexe relationale<br />
Struktur, die hauptsächlich räumliche Beziehungen <strong>und</strong> Schwereempfin<br />
dungen zu einem internen Simulat verknüpft. Es ist vielmehr der Signala<br />
spekt jenesModells,derdieaktuelleGegenwartdesSystemsalseines<br />
schweren <strong>und</strong> räumlich ausgedehnten Objekts intern anzeigt.<br />
Mentale Selbstpräsentation<br />
Selbstpräsentation: M S Prä (S,X,S)<br />
X präsentiert S intern für S.<br />
X ist ein Selbstpräsentat; ein nicht simulationsfähiger interner<br />
Systemzustand, der nur bei konstantem Input aufrechterhalten<br />
werden kann. Dieser Input wird unter Standardbedingungen<br />
intern erzeugt.<br />
M S Prä ist antisymmetrisch.<br />
Das Präsentandum der unser Körpergefühl durch afferente Signale aus<br />
den Propriozeptoren in Muskeln, Sehnen, Bändern, Gelenken <strong>und</strong> der<br />
Haut auslösende Körper ist trivialerweise immer gegeben, wenn das<br />
mentale Präsentat überhaupt entsteht. Durch diese besondere Situation<br />
die Verankerung in interner Signalerzeugung wird das Selbstpräsentat zu<br />
einem der stabilsten <strong>und</strong> konstantesten Elemente der phänomenalen Reali<br />
tät, weil es der zuverlässigste Teil unseres multimodalen inneren Bildes von<br />
uns selbst ist. Auch wenn wir nicht denken, keine Gefühle haben <strong>und</strong> uns<br />
nicht bewegen: Die permanente Signalquelle, auf der unser Körpergefühl<br />
beruht, stellt ihre Aktivität nicht ein wir sind uns „immer schon“ als<br />
leibliche <strong>und</strong> verkörperte Wesen gegeben. Aus diesem Gr<strong>und</strong> empfinden<br />
viele Menschen ihr phänomenales Körper Selbst als den gewissesten Teil<br />
ihrer selbst <strong>und</strong> aus demselben Gr<strong>und</strong>e werden Störungen der zugr<strong>und</strong>elie<br />
genden neuronalen Funktionen als besonders bedrohlich erlebt. 9<br />
8 Vgl. Abschnitt 3.2.2. 9 Auf einer Störung von Selbstpräsentation beruhende Verände<br />
rungen im <strong>Selbstmodell</strong> komme ich in Abschnitt 3.2.2 zurück.