Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
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Mentale Selbstrepräsentation<br />
Selbstrepräsentation: MS Rep (S,X,S)<br />
3. Kapitel<br />
XrepräsentiertSfür S.<br />
X ist ein interner Systemzustand.<br />
X ist potentiell introspizierbar; d. h. kann seinerseits zum Re<br />
präsentandum höherstufiger Repräsentationsprozesse werden.<br />
M S Rep ist antisymmetrisch.<br />
Mental sind diejenigen Bereiche eines internen Selbstrepräsentats, die po<br />
tentielle Inhalte von phänomenalem Bewußtsein darstellen. Mentale<br />
Selbstrepräsentate sind komplexe interne Datenstrukturen in informa<br />
tionsverarbeitenden Systemen einer bestimmten Klasse. Diejenigen Teile<br />
solcher Datenstrukturen, die aktuelle Repräsentanda von höherstufigen<br />
mentalen Repräsentationsvorgängen sind, bilden die Gr<strong>und</strong>lage des bewuß<br />
ten Modells, das ein System von sich selbst besitzt. 1<br />
Hier gilt vieles, was bereits in Abschnitt 2.1. über die Relation M Rep im<br />
allgemeinen gesagt worden ist. Die Relation M S Rep hat ebenfalls eine Reihe<br />
von interessanten Eigenschaften. Das teleologische Zusatzkriterium wird<br />
(in unserem eigenen Fall) durch ein System mit biologischen Interessen<br />
näher spezifiziert: Mentale Modelle sind Instrumente für ein System. Zual<br />
lererst muß man also verstehen, daß aus der Perspektive des Naturalis<br />
mus dieses System in einen Kontext eingeb<strong>und</strong>en ist, der durch den<br />
erbarmungslosen Selektionsdruck einer biologischen Umwelt gebildet<br />
wird. Unter anderem durch diesen Kontext erhalten interne Simulate ihre<br />
Bedeutung, weil sie vom System innerhalb dieses Kontextes benutzt wer<br />
den <strong>und</strong> als abstrakte Organe für das System fungieren. Auch Selbstreprä<br />
sentate sind solche Organe. Auf ihre Funktion werde ich später noch zu<br />
sprechen kommen.<br />
Das System mit all seinen Interessen wird also gleichzeitig zum Objekt<br />
einer internen Abbildung, die ihrerseits diesen Interessen dient. Wenn<br />
diese Abbildung gut ist, ermöglicht sie dem System eine neue Klasse von<br />
inneren <strong>und</strong> äußeren Operationen: Das bewußte Verfolgen von Absichten. 2<br />
1 Bei der Analyse von Selbstrepräsentaten als potentiellen Repräsentanda höherstufiger<br />
Darstellungsvorgänge ist zu beachten, daß Selbstrepräsentate in solchen Systemen, die die<br />
Fähigkeit zur inneren Selbstabbildung besitzen, nun natürlich auch auf mindestens zwei<br />
gr<strong>und</strong>verschiedene Arten in mentale Meta Modellierungen eingehen können: Sie können<br />
nämlich als Repräsentanda an der physischen Realisierung der Relationen M Rep oder M S Rep<br />
beteiligt sein („Weltbewußtsein“ oder „Selbstbewußtsein“). Repräsentate, deren Gehalt durch<br />
Eigenschaften des sie konstruierenden Systemsgebildet wird, können „introspektiv“ in Selbst<br />
repräsentate eingeb<strong>und</strong>en werden oder auch durch „gewöhnliche“ Meta Repräsentation zu<br />
Teilen eines Weltmodells werden („Projektion“). Die Tatsache, daß sowohl im Sinne der<br />
Relationen M Rep <strong>und</strong> M Sim ,alsauchM S Rep <strong>und</strong> M S Sim höherstufige Formen mentalen<br />
Gehalts erzeugt werden können, schafft logische Komplikationen, neue psychologische Eigen<br />
schaften <strong>und</strong> ist unerläßlich für ein Verständnis von Nagels objective self.<br />
2 In einer naturalistischen Theorie des Geistes läßt sich die Verknüpfung der zwei semanti<br />
schen Hauptelemente des Begriffs „Intentionalität“ (die aus seiner lateinisch arabischen Ge<br />
schichte herrühren) als theoretisches <strong>und</strong> praktisches Intendieren über zwei Formen des Han