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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Mentale Repräsentation <strong>und</strong> phänomenale Zustände 137<br />

welches intern die Replikation eines Teils der relationalen Struktur der<br />

Welt leistet. 232 Es verknüpft Information aus einer Vielzahl voneinander<br />

abgeschotteter Module <strong>und</strong> sein Gehalt ist einer permanenten Korrektur<br />

durch den jeweiligen Informationsfluß aus den Sinnesorganen <strong>und</strong> durch<br />

höhere kognitive Operationen unterworfen. Es besitzt außerdem eine<br />

Reihe „nicht öffentlicher“ <strong>und</strong> „qualitativer“ Eigenschaften.<br />

Man versteht besser, was es eigentlich bedeutet, daß Gehirne phänome<br />

nale Welten erzeugen, wenn man einen Blick auf pathologische oder abwei<br />

chende phänomenale Realitätsmodelle wirft. Sicherlich haben einige der<br />

vorangegangenen Bemerkungen in den Ohren meiner Leser sehr abstrakt<br />

geklungen. Sie sollen aus diesem Gr<strong>und</strong> durch einen Blick auf einige inter<br />

essante faktische Bewußtseinszustände vor einer gewissen Blutleere be<br />

wahrt werden. Ein solcher Blick auf die Anomalien der psychischen Reali<br />

tät ist immer sinnvoll. Denn wenn man am besseren Verständnis eines<br />

komplexen Phänomenbereichs interessiert ist, hat eine Analyse von Grenz<br />

fällen <strong>und</strong> eingeschränkten Situationen sich häufig als heuristisch fruchtbar<br />

in bezug auf das Standardphänomen (in unserem Fall das normale Wachbe<br />

wußtsein) erwiesen. Die Betrachtung von Grenzfällen komplexer Phäno<br />

mene macht nämlich unbewußte Vorannahmen deutlich, klärt intuitive<br />

Fehlschlüsse auf <strong>und</strong> macht Defizite bestehender Theorien sichtbar. Mit<br />

diesen drei Zielen im Auge werde ich im folgenden Abschnitt einige solcher<br />

Fälle betrachten.<br />

2.3.2 Deviante mentale Modelle der Welt: Agnosien, Neglekte, Blindsicht,<br />

Halluzinationen <strong>und</strong> Träume<br />

Setzt man das menschliche Wachbewußtsein unter Standardbedingungen<br />

als Normfall, dann gibt es eine Reihe von Kriterien, nach denen man eine<br />

Systematisierung der fraglichen psychischen Phänomene erzielen kann.<br />

Man kann einen repräsentationalen Gesamtzustand nach seiner Funktio<br />

nalität Schränkt er das innere <strong>und</strong> äußere Handlungssrepertoire einer<br />

Person ein? Erweitert er es? <strong>und</strong> nach seinem epistemischen Gehalt kate<br />

gorisieren (Ist seine Informationsdichte höher oder niedriger als die des<br />

Normalzustands? Beraubt er einen Menschen um spezifische Quellen inne<br />

ren Wissens, erschließt er ihm neue?). Man kann aber auch seinen phänome<br />

nalen Gehalt analysieren <strong>und</strong> dies ist in unserem Zusammenhang von<br />

Interesse. So könnte man fragen: Welche phänomenalen Qualitäten gehen<br />

verloren, welche neuen treten hinzu? Wie ist die Qualität der Bewußtheit<br />

über das repräsentationale Spektrum verteilt gibt es neue Bewußtseinsin<br />

halte <strong>und</strong>⁄ oder existieren Elemente des mentalen Modells der Welt, die von<br />

der metarepräsentierenden Funktion nicht mehr erfaßt werden können?<br />

232 Die Arten von Relationen können dabei sehr unterschiedlicher Natur sein: räumlich,<br />

kausal, logisch, zeitlich usw.

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