Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
134<br />
2. Kapitel<br />
rellen Annahmen (bezüglich Alphabeten, Transformationsregeln usw.)<br />
auszukommen. Dafür benötigt sie eine zusätzliche psychosemantische<br />
Theorie, um das Phänomen mentalen Gehalts überhaupt erklären zu kön<br />
nen. Gegenüber dem philosophischen Problem der Intentionalität des<br />
Mentalen bleibt sie indifferent. Über diese Schwäche des linguistischen<br />
Ansatzes in der Erklärung des intentionalen Gehalts mentaler Zustände<br />
sagt McGinn:<br />
. . . it purchases the relative simplicity of its operating principles at the cost of<br />
poverty of explanatorypower. By makingthoseprinciplessyntacticin nature it<br />
leaves all the semantic questions unanswered. The richness will then have to<br />
come from the semantic department. The bare idea of a sentential enginedoes not, as I have said, explain the nature of intentionality; it shunts that question<br />
into a mysterious shed labelled ,semantics for the language of thought‘. . . . sen<br />
tence manipulation by itself does not do the necessary explanatory work, since<br />
sentences qua syntactic items do not have their semantics written on them.<br />
This makes for a stark contrast with the modelling theory, since models are<br />
already intrinsically semantically significant they have the mechanism of<br />
intentionality engraved right on them. The sentential theory will have explai<br />
ned the distinctive features of content when it has given a semantic theory for<br />
the internal symbols it postulates; but the modelling theory explains these<br />
features just as it is, without supplemenation from a substantive semantics.<br />
...Themodellingtheoryrequires more of the brain because it explains more<br />
about the brain’s capacities. 226<br />
Man kann also sagen: Funktional aktive Analogrepräsentate sind internen<br />
linguistischenStrukturen in der Erklärung von Wissenserwerb durch infor<br />
mationsverarbeitende Systeme <strong>und</strong> in Hinblick auf die Intentionalität<br />
mentaler Zustände an explanatorischer Potenz überlegen. Sie sind es des<br />
halb, weil sie durch ihre relationale Struktur (<strong>und</strong> die Art ihrer physischen<br />
Realisierung) bereits in das kausal funktionale Netzwerk eingebettet sind,<br />
in dem das System sich immer schon befindet. 227 Dieses Netzwerk bildet<br />
über den Selektionsdruck der biologischen Umwelt gleichzeitig seinen te<br />
leonomischen Hintergr<strong>und</strong>. Es ist letztlichdieser Hintergr<strong>und</strong>, der manche<br />
der internen Zustände biologischer Systeme zu solchen mit intentionalem<br />
Gehalt macht zu einer Form funktionalen Wissens.<br />
Ich hoffe, daß diese knappen Bemerkungen verdeutlichen konnten, daß<br />
das Format der von einem Repräsentationssystem intern eingesetzten<br />
226 Vgl. McGinn 1989: 202f.<br />
227 Dieses besondere „In der Welt Sein“ lebendiger Organismen, ihre Eingebettetheit in<br />
einen kausal teleonomischen Kontext, markiert einen bedeutenden Unterschied zwischen<br />
natürlichen <strong>und</strong> künstlichen Systemen (so wie wir sie heute kennen). Künstliche Systeme<br />
haben keine Interessen, weil sie sich nicht in einem Überlebenskampf oder in einer Wettbe<br />
werbssituation (um Energiequellen, Fortpflanzungserfolg usw.) mit anderen Systemen befin<br />
den. Erst wenn wir künstliche Systeme auf geeignete Weise in einen kompetitiven sozialen<br />
Kontext einbetten, werden sie Verhaltensmuster entwickeln, die man extern als das Verfolgen<br />
von Absichten interpretieren kann. Wenn diese Systeme sich dann auch noch intern als<br />
Agenten mit spezifischen Interessen modellieren, besitzen sie das Potential, einmal zu phäno<br />
menalen intentionalen Systemen in einem genuinen Sinne zu werden.