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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Mentale Repräsentation <strong>und</strong> phänomenale Zustände 133<br />

mentale Modelle nicht diskursives Wissen generiert wird. Dieses nicht dis<br />

kursive Wissen zeichnet sich dadurch aus, daß es durch ein erlebnismäßig<br />

nicht hintergehbares internes Modell der Welt dargestellt wird. Das Format<br />

der zur internen Darstellung verwendeten Repräsentate <strong>und</strong> Simulate ist<br />

einanaloges<strong>und</strong>dasKriterium,nachdemihrepistemischerGehaltvom<br />

System beurteilt wird, ist die Einbettbarkeit in einen repräsentationalen<br />

Gesamtzustand.<br />

Propositionen befinden sich in logischen Räumen (<strong>und</strong> nicht in unseren<br />

Köpfen 222 ) <strong>und</strong> die empirischen Belege für das Vorhandensein interner<br />

Satzanaloga in biologischen Gehirnen sind nicht besonders stark. Natürlich<br />

kann es mentale Modelle von Propositionen <strong>und</strong> Sätzen in öffentlichen<br />

Sprachen geben in der Tat scheint das zentrale Spezifikum der typisch<br />

menschlichen Form von Kognition <strong>und</strong> Rationalität in der Interaktion von<br />

diskursivem Wissen durch externe, sozial generierte <strong>und</strong> digitale Repräsen<br />

tationscodes <strong>und</strong> nicht diskursivem, internem <strong>und</strong> durch Gehirnzustände<br />

erzeugtem, analogem Wissen zu sein. <strong>Subjekt</strong>ives Wissen jedoch ist immer<br />

Wissen außerhalb von Sätzen, es ist Wissen durch Analogizität <strong>und</strong> Ähn<br />

lichkeit <strong>und</strong> nicht durch Wahrheit <strong>und</strong> Falschheit. 223 Intersubjektives Wis<br />

sen etwa in Form wissenschaftlicher Theorien 224 dagegen bedient sich<br />

externer Repräsentate in einem digitalen Format. Wären die zur Erzeugung<br />

subjektiven Wissens eingesetzten internen Strukturen auch Sätze, dann<br />

würde dies das Problem der Intentionalität bloß in Richtung auf das Pro<br />

jekt einer Semantik für die Language of Thought verschieben. An diesem<br />

Punkt wird die Überlegenheit der von mir in den vergangenen Abschnitten<br />

angedeuteten Theorie mentaler Repräsentation deutlich: Die zentralen En<br />

titäten mentale Modelle sind bereits in einen kausal teleologischen<br />

Kontext eingebettet, weil sie vom System benutzte Instrumente sind, die in<br />

sich eine Steuer , eine Repräsentations <strong>und</strong> eine Vorhersage bzw. Simula<br />

tionsfunktion vereinigen. Sie müssen nicht interpretiert werden, weil sie<br />

funktional aktive Strukturen 225 innerhalb eines Systems sind, welches be<br />

stimmte Probleme lösen <strong>und</strong> gewisse Ziele verfolgen muß. Ihr Gehalt ist ihr<br />

Gebrauch.<br />

Eine sententialistische Theorie mentaler Repräsentation wie die Fodor<br />

sche hat auf der anderen Seite den Vorteil, mit wesentlich weniger struktu<br />

222 Colin McGinn hat die Beziehung zwischen Propositionen (die Zustände der Welt be<br />

schreiben <strong>und</strong> durch sie individuiert werden) <strong>und</strong> mentalen Modellen (die Eigenschaften,<br />

Zustände <strong>und</strong> Prozesse der Welt simulieren sowie durch Gehirnprozesse aktiviert werden) als<br />

Indikation analysiert. Propositionen indizieren („aus dem logischen Raum heraus“) diejeni<br />

gen mentalen Modelle „states of the head“ die propositionale mentale Zustände realisieren.<br />

Da Propositionen durch ihre Referenten individuiert werden, werden mentale Modelle indi<br />

rekt indiziert durch Zustände der Welt. Vgl. hierzu McGinn 1989: 209ff.<br />

223 <strong>Subjekt</strong>ives propositionales Wissen könnte, wie bereits mehrfach angedeutet, in der<br />

mentalen Simulation von externen Symbolmanipulationsvorgängen bestehen.<br />

224 Auch Theorien kann man als interne Repräsentationen interpretieren: Das sie erzeu<br />

gende System ist die Wissenschaftlergemeinschaft.<br />

225 Vgl. McGinn 1989, Kapitel 2.

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