Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
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Mentale Repräsentation <strong>und</strong> phänomenale Zustände 131<br />
Einsichten lautet dagegen: Das Format der internen Repräsentate, zu<br />
deren Gehalt Personen in epistemischen Relationen stehen, spielt eine<br />
zentraleRollefürdietheoretischeAnalysea) der epistemischen Relatio<br />
nen selbst, <strong>und</strong> b) der mit ihnen einhergehenden bzw. durch sie erzeugten<br />
psychologischen Eigenschaften. Eine Person, die Information in Form<br />
interner propositionaler Repräsentate besitzt, bezieht sich in einer völlig<br />
anderen Weise auf die Welt als eine Person, die Information in Form<br />
interner Simulate besitzt. Die erste Person mag sich in mentalen Zustän<br />
den des Typs „glauben, daß p“ befinden <strong>und</strong> diese Zustände können als<br />
Einstellungen zu Propositionen mit Wahrheitswerten, Referenz usw. ana<br />
lysiert werden. Wie jedoch analysieren wir solche mentalen Zustände, die<br />
dadurch entstehen, daß Personen in Relationen zu komplexen Simulaten<br />
eintreten? Was unterscheidet analoges Wissen von digitalem Wissen, In<br />
tentionalität durch Deskription von Intentionalität durch Simulation?<br />
Der Unterschied zwischen einer propositionalen Repräsentation <strong>und</strong> einem<br />
mentalen Modell läßt sich seinerseits anhand einer Analogie verdeutlichen. Die<br />
Beziehung zwischen beiden entspricht der Beziehung zwischen einer Beschrei<br />
bung <strong>und</strong> dem beschriebenen Sachverhalt bzw. in diesem Fall eines Analogmo<br />
dells dieses Sachverhalts: Eine Beschreibung schränkt den Bereich der Möglich<br />
keiten ein, ohne das Gemeinte vollständig zu determinieren. Sie ist eine<br />
partielle Spezifikation des Gemeinten (. . .). Ähnlich spezifiziert eine proposi<br />
tionale Repräsentation zwar das mentale Modell des im Text dargestellten<br />
Sachverhalts, ohne jedoch dieses bis ins einzelne festzulegen. Dieser Aspekt der<br />
Beziehung zwischen propositionalen Repräsentationen <strong>und</strong> mentalen Model<br />
len ist auch vergleichbar mit der Beziehung zwischen Texten <strong>und</strong> Bildern.<br />
Bekanntlich kann ein Bild tausend Worte wert sein. Umgekehrt kann aber ein<br />
Text für eine unendliche Menge von Bildern stehen. Ähnlich kann der semanti<br />
sche Gehalt einer propositionalen Repräsentation durch eine Vielfalt von men<br />
talen Modellen repräsentiert werden, die alle mit dieser propositionalen Reprä<br />
sentation übereinstimmen. 217<br />
Auch Fred Dretske hat die epistemologischen Unterschiede zwischen ana<br />
logen <strong>und</strong> digitalen Kodierungsmechanismen untersucht. 218 Er weist darauf<br />
hin, daß bei der Konvertierung von analogen Repräsentaten in digitale<br />
Repräsentate Information verlorengeht, während gleichzeitig eine Klassifi<br />
kationsleistung (durch „Begriffsbildung“) bezüglich der signifikanten Be<br />
reiche der Inputvariable erbracht wird.<br />
To describe a process in which a piece of information is converted from analog<br />
to digital form is to describe a process that necessarily involves the loss of<br />
information. Information is lost because we pass from a structure (. . .) of<br />
217 Vgl. Schnotz 1988: 311.<br />
218 Vgl. Dretske 1981, Kapitel 6. David Lewis analysiert Analogrepräsentation von<br />
Zahlen als Repräsentation durch primitive oder quasi primitive physikalische Größen, digi<br />
tale Repräsentation von Zahlen dagegen als Repräsentation durch differenzierte „multidigita<br />
le“ Größen, d. h. durch Größen, deren Werte arithmetisch von einer Reihe anderer „unidigita<br />
ler“ Größen mit wenigen möglichen Werten abhängen. Vgl. Lewis 1971.