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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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1. Kapitel<br />

Auf dem Weg zu einer neuen Theorie<br />

des Geistes<br />

1.1 Einleitung<br />

Wir befinden uns auf dem Weg zu einer neuen Theorie des Geistes. Seit<br />

geraumer Zeit bewegen wir uns mit steigender Geschwindigkeit auf ein<br />

neues theoretisches Verständnis unserer inneren Natur zu. Dieses neue<br />

theoretische Verständnis des Geistes wird nicht das erste seiner Art sein,<br />

vielmehr stellt es eine weitere Station auf einem langen <strong>und</strong> verschlungenen<br />

Entwicklungsweg intellektueller Traditionen dar. Die heutige Situation ist<br />

jedoch gegenüber früheren Stationen der Problem <strong>und</strong> Begriffsgeschichte<br />

gr<strong>und</strong>legend verändert. Wir sind mit einer in der Geschichte der Mensch<br />

heit bisher einmaligen Situation konfrontiert: Noch nie gab es ein so um<br />

fangreiches <strong>und</strong> auch für den Geisteswissenschaftler leicht verfügbares em<br />

pirisches Wissen über die objektiven Entstehungsbedingungen <strong>und</strong> Eigen<br />

schaften subjektiver Zustände. Das Wissen über die physischen Rahmen<br />

bedingungen psychischer Zustände wächst zudem mit steigender Ge<br />

schwindigkeit an <strong>und</strong> es ist abzusehen, daß dieser Wissenszuwachs im<br />

kommenden Jahrh<strong>und</strong>ert einen dramatischen Charakter annehmen wird.<br />

Schon jetzt ist eine immer größer werdende Anzahl häufig neu entstehen<br />

der Einzeldisziplinen wie etwa die Psychobiologie, die Neuroinformatik<br />

oder die Künstliche Intelligenz Forschung an einer nur schwer zu über<br />

schauenden interdisziplinären Diskussion beteiligt. In dieser Diskussion<br />

steht die Philosophie häufig etwas isoliert da <strong>und</strong> kämpft gegen nicht im<br />

mer unberechtigte Vorurteile seitens empirischer Wissenschaftler, die ihre<br />

Seriosität oder die Brauchbarkeit ihrer Beiträge für den Fortschritt des<br />

Projekts überhaupt betreffen. Auf der anderen Seite werden Struktur <strong>und</strong><br />

Zielrichtung der Diskussion in den Neuro <strong>und</strong> Kognitionswissenschaften<br />

für all jene immer unübersichtlicher, die sich eine allgemeine Einordnung<br />

der neuen Erkenntnisse <strong>und</strong> Einsichten über ihr eigenes subjektives Innen<br />

leben erhoffen. Auf diese Weise ist auch das traditionelle Beziehungsgefüge<br />

zwischen Geistes <strong>und</strong> Naturwissenschaften ins Wanken geraten.<br />

In der Geschichte der Menschheit sind eine große Anzahl von Theorien<br />

des Geistes entwickelt worden. Diese Theorien waren mythologische, theo<br />

logische oder philosophische Versuche, einen Aspekt des Menschen <strong>und</strong><br />

auch der Welt überhaupt zu erklären, der alle bloß äußeren Merkmale zu<br />

überschreiten scheint. Denn es scheint etwas zu geben, das hinter den<br />

Dingen liegt, ihre Erkenntnis erst möglich macht <strong>und</strong> vielleicht sogar vor<br />

ihnen immer schon da war. Nach traditionellem Verständnis kommt dieses<br />

verborgene <strong>und</strong> doch in gewissem Sinne allem zugr<strong>und</strong>eliegende Etwas

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