Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
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2. Kapitel<br />
le nicht weiter auf den Glaubenskrieg zwischen den Vertretern des neuen<br />
Paradigmas <strong>und</strong> dem klassischen „von Neumann Kognitivismus“ einge<br />
hen, der tobt, während diese Zeilen geschrieben werden. Unser Problem ist<br />
nicht der kognitive, sondern der phänomenale Gehalt mentaler Zustände.<br />
Interne Sätze haben jedoch auch dann eine Reihe von Nachteilen, wenn<br />
man sie als mögliche Bausteine für phänomenales Bewußtsein einsetzen<br />
möchte. Zum Beispiel sind sie nicht simulationsfähig. Wie sollten kom<br />
plexe mentale Simulationen mit Simulaten durchgeführt werden, die ein<br />
ausschließlich propositionales Format besitzen? Außerdem kann man we<br />
sentliche Merkmale des phänomenalen Gehalts mentaler Zustände der zu<br />
people seem to use analogies and similarities between different contexts to infer the meaning of<br />
a given contextual combination.“ (Goschke⁄ Koppelberg 1990: 261) Goschke <strong>und</strong> Koppelberg<br />
zeigen, daß man auch das kategoriale Wissen eines konnektionistischen Systems über Partitio<br />
nen seines Zustandsraums analysieren kann (vgl. hierzu auch Churchland 1989). Ein über<br />
mehrere „verborgene Einheiten“ eines konnektionistischen Systems hinweglaufendesAktivie<br />
rungsmuster kann semantisch als ein Begriff interpretiert werden, wobei die von diesem<br />
Begriff zusammengefaßten Mikroeigenschaften keine Gegenstücke in einer natürlichen Spra<br />
che besitzen müssen. So entspricht einer bestimmten Klasse von Inputvektoren eine be<br />
stimmte Menge von Punkten im Zustandsraum des Systems, wobei man prinzipiell die Ähn<br />
lichkeitsrelationen zwischen Inputinstanzen in internen Aktivierungsvektoren beliebig scharf<br />
definieren kann. Gegen Fodor <strong>und</strong> Pylyshyn vertreten Goschke <strong>und</strong> Koppelberg eine schwa<br />
che Kompositionalitätsthese, indem sie dafür argumentieren, daß ein System komplexe<br />
sprachliche Ausdrücke verstehen kann, ohne daß die vom System intern eingesetzten Reprä<br />
sentationsmechanismen die Konstituentenstruktur des externen Symbolsystems wiedergeben<br />
müssen. Dieser Alternativentwurf ist empirisch recht plausibel <strong>und</strong> führt unter anderem zu<br />
der Folgerung, daß ein System, das mehrfach mit einer Instanz desselben externen symboli<br />
schen Atoms konfrontiert wird <strong>und</strong> sich auf dem Weg durch seinen Zustandsraum in das<br />
jeweils relative Optimum des energieärmsten Zustands relaxiert (also seinen Input interpre<br />
tiert), dabei durchaus unterschiedliche stabile Endzustände erreichen kann. Einem symboli<br />
schen token auf der Inputebene können also diachronisch je nach der aktuellen Globalkonfi<br />
guration des Systems verschiedene Punkte im Zustandsraum entsprechen: Die distribuier<br />
ten Repräsentationen in einem konnektionistischen System sind kontextsensitiv <strong>und</strong> die<br />
Grenze zwischen Begriff <strong>und</strong> Metapher ist eine prinzipiell fließende. Das bedeutet aber nicht,<br />
daß ein solches System auf der Performanzebene die Manipulation diskreter Symbole in<br />
einem kontextfreien kombinatorischen Medium (zum Beispiel natürlicher Sprachen) nicht<br />
perfekt simulieren könnte (Bei begrifflichem Denken könnte diese Ebene eine innere sein: die<br />
Emulation eines seriellen Prozessors in einem PDP System). Die interne Simulation formaler<br />
<strong>und</strong> regelgeleiteter Operationen (Rechnen, Ableitung) müßte ein solches System durch die<br />
Übersetzung in Serien von Analogmustern (mentalen Modellen) durchführen (Vgl. Rumel<br />
hart, Smolensky, McClelland & Hinton 1986, Band 2; Goschke⁄ Koppelberg 1990: 267, Helm<br />
1991, Kapitel 6, Johnson Laird 1990, Bechtel ⁄ Abrahamsen 1991) Das Verhalten eines Sy<br />
stems, das auf der Output Ebene überzeugende symbolische Operationen demonstriert, inter<br />
pretieren wir also immer nur approximativ als internesBefolgen von Regeln: „Die Regelhaftig<br />
keit im Verhalten eines Systems ergibt sich nach der Approximationstheorie nicht durch<br />
regelbefolgende Prozesse im Inneren des Systems, sondern als emergente Eigenschaft eines<br />
dynamischen Systems. . . . Einer der interessanten Punkte bei einer derartigen Betrachtungs<br />
weise ist, daß man vollständig auf die Annahme eines inneren Symbolsystems verzichten <strong>und</strong><br />
dennoch exaktes symbolisches Verhalten erklären kann. Durch die wiederholte Anwendung<br />
vieler einfacher Mustererkennungsprozesse mit anschließender Manipulation des Ausgangsmu<br />
sters sind wir (prinzipiell) in der Lage, beliebig viele Aufgaben [vom formal deduktiven Typ;<br />
Anmerkung TM] zu lösen.“ (Helm 1990: 266, 275)