Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
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Mentale Repräsentation <strong>und</strong> phänomenale Zustände 125<br />
2.2.1 Digitales Wissen <strong>und</strong> analoges Wissen<br />
Philosophen arbeiten mit der Sprache als ihrem wichtigsten Instrument<br />
<strong>und</strong> so ist es nicht verw<strong>und</strong>erlich, daß sie das Gehirn zuallererst als eine<br />
syntaktische Maschine in Anschlag bringen. Syntaktische Maschinen arbei<br />
ten mit einer internen Sprache, die aus formal spezifizierten Elementen<br />
besteht, auf denen rein syntaktisch definierte Operationen durchgeführt<br />
werden. Das bedeutet, daß innere Symbolketten ausschließlich nach Krite<br />
rien der Form manipuliert <strong>und</strong> verarbeitet werden. Wenn man sich für<br />
diesen Typ von mentalem Repräsentat als zentralem Bestandteil theoreti<br />
scher Erklärungen entschieden hat, dann liegt es nahe, eine innere Sprache<br />
<strong>und</strong> interne Satzanaloga zu postulieren: Fodorsches Mentalesisch. 205 Man<br />
hat sich für einen digitalen Repräsentationscode entschieden <strong>und</strong> sich da<br />
mit gleichzeitig einem einflußreichen Lager in der Philosophie des Geistes<br />
angeschlossen: den Sententialisten. Sententialisten sind Leute, die auf der<br />
Suche sind nach einer mechanistischen Erklärung mentalen Gehalts. Sie<br />
wollen eine Erklärung dafür anbieten, wie Intentionalität durch mechani<br />
sche Operationen zum Beispiel in menschlichen Gehirnen realisiert sein<br />
kann. Den einzigen Kandidaten für solche Operationen sehen Sententiali<br />
sten in der internen Transformation von Symbolketten.<br />
Repräsentationssysteme, die diskrete interne Symbole mit einer Konsti<br />
tuentenstruktur verwenden, haben allem Anschein nach eine Reihe von<br />
Vorteilen, wenn wir höhere kognitive Leistungen wie begrifflich proposi<br />
tionales Denken erklären wollen. Wenn solche Systeme nach dem Modell<br />
der Theorie von Fodor <strong>und</strong> Pylyshyn über eine Language of Thought mit<br />
einer kombinatorischen Syntax <strong>und</strong> Semantik verfügen, dann können wir<br />
die Produktivität <strong>und</strong> die Systematizität von Denkvorgängen, sowie die<br />
Kohärenz von Ableitungen durch Eigenschaften des von diesen Systemen<br />
intern benutzten Repräsentationscodes sehr gut erklären. Fodor <strong>und</strong> Pylys<br />
hyn haben behauptet, daß konnektionistische Systeme diese Erklärungen<br />
nicht anbieten können. 206 Wenn dies richtig wäre, dann könnten neuronale<br />
Netze viele der höheren kognitiven Leistungen, die den Menschen aus<br />
zeichnen, nicht hervorbringen. Neuere Erkenntnisse scheinen eher in die<br />
entgegengesetzte Richtung zu deuten. 207 Ich werde allerdings an dieser Stel<br />
205 Vgl. Fodor 1975, 1981, 1984, 1985, 1987, Pylyshyn 1984.<br />
206 Vgl. Fodor ⁄ Pylyshyn 1988. Ich werde hier nicht weiter auf die Debatte zwischen Anhän<br />
gern des Konnektionismus <strong>und</strong> klassisch kognitivistischer Strategien eingehen. Einen Über<br />
blick über Fodors <strong>und</strong> Pylyshyns Argumente, die Einwändegegen nicht regelgeleitete Systeme<br />
von Pinker <strong>und</strong> Prince (1988) <strong>und</strong> eine vorläufige Auswertung der Diskussion geben Bechtel ⁄<br />
Abrahamsen 1991, Kapitel 7. Eine weitere Diskussion der Problematik findet sich in Helm<br />
1991, Kapitel 5 & 6. Vgl. auch Goschke⁄ Koppelberg 1990, (1991), Clark 1989, Kapitel 8 un<br />
d9. 207 Einen Überblick über die der These einer starken Kompositionalität semantischen Ge<br />
halts widersprechenden empirischen Bef<strong>und</strong>e bezüglich der Kontextsensitivität <strong>und</strong> der Insta<br />
bilität von Begriffsstrukturen mit Blick auf menschliche Kognition geben Goschke⁄ Koppel<br />
berg 1990. „Rather than computing a complex meaning from context free lexical entries,