Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
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124<br />
2. Kapitel<br />
Begriff des mentalen Modells derzeit ein Arbeitsbegriff ist, der von Wissen<br />
schaftlern verschiedener kognitionswissenschaftlicher Disziplinen in un<br />
terschiedlichen Problembereichen eingesetzt wird. Er ist nicht vollständig<br />
präzisiert <strong>und</strong> kann es beim derzeitigen Stand unseres Wissens über men<br />
tale Zustände auch gar nicht sein. In der Version von Johnson Laird, einem<br />
der wichtigsten zeitgenössischen Proponenten, bildet er zusammen mit<br />
linguistischen Repräsentaten <strong>und</strong> Verarbeitungsmechanismen für beide<br />
Formattypen das zentrale Element einer empirisch orientierten Theorie<br />
mentaler Repräsentation. Die drei wichtigsten Charakteristika eines men<br />
talenModellsbei<strong>und</strong>indenWortenvonJohnsonLaird sind:<br />
1. Its structure corresponds to the structure of the situation it represents.<br />
2. It can consist of elements correspondingonly to perceptibleentities, in which<br />
case it may be realized as an image, perceptual or imaginary. Alternatively it<br />
can contain elements corresponding to abstract notions; their significance de<br />
pends crucially on the procedures for manipulating models.<br />
3. Unlike other proposed forms of representation, it does not contain varia<br />
bles. 203<br />
Ich habe in den vergangenen Abschnitten versucht, dem Begriff des „men<br />
talen Modells“ soviel Gehalt wie möglich zu geben, obwohl dies beim<br />
gegenwärtigen Stand unseres Wissens nicht vollständig möglich ist. Men<br />
tale Modelle sind empirisch plausible204 Entitäten, die sich durch eine<br />
Reihe von Eigenschaften auszeichnen, die sie für eine naturalistische Theo<br />
rie mentaler Repräsentation interessant machen. Eine dieser interessanten<br />
Eigenschaften ist die besondere Weise, in der sie ein System bei seiner<br />
Weltgerichtetheit unterstützen können. Eine zweite relevante Eigenschaft<br />
liegt in der offensichtlichen Tatsache, daß mentale Modelle auf immer<br />
höheren Stufen ineinander eingebettet werden <strong>und</strong> auf diese Weise kom<br />
plette phänomenale Modelle der Welt oder Modelle der Wirklichkeit ent<br />
stehen können. Diesen beiden Kennzeichen relationaler Analog Repräsen<br />
tate werde ich mich nun in den kommenden Abschnitten dieses Kapitels<br />
zuwenden, bevor ich mich dann im folgenden Kapitel wieder der Frage<br />
nach der <strong>Subjekt</strong>ivität mentaler Zustände widme.<br />
Analogie oder Ähnlichkeitsrelation zum jeweiligen Repräsentandum. „Kausale mentale Mo<br />
delle“ sind nach Brewer (Brewer 1987) bereichsspezifische Unterklassen von Schemata <strong>und</strong><br />
mentalen Modellen, die kausale Formen der Repräsentation im Umgang mit physikalischen<br />
Systemen benutzen. Von „Situationsmodellen“ sprechen Dijk <strong>und</strong> Kintsch (Dijk ⁄ Kintsch<br />
1983) <strong>und</strong> meinen eine Ebene der Textanalyse, die über die eigentliche Textstruktur hinaus<br />
geht. Brewer analysiert die verschiedenen Varianten des Modellbegriffs <strong>und</strong> kommt zu folgen<br />
dem Vorschlag: Instantiierte Schemata sind die spezifischen Wissensstrukturen, die sich aus<br />
dem allgemeinen, in Globalschemata repräsentierten Wissen ableiten. Episodische Modelle<br />
sind dagegen spezifische Wissensstrukturen, welche neue Situationen repräsentieren <strong>und</strong> da<br />
bei mit dem in Form lokaler Schemata repräsentierten Wissen interagieren. Den Begriff des<br />
mentalen Modells selbst hält Brewer allgemein, ähnlich wie ich es hier tue.<br />
203 Vgl. Johnson Laird 1989: 488.<br />
204 ZurFragederempirischenPlausibilitätvgl.Gentner⁄ Stevens 1983, Johnson Laird<br />
1983, Schnotz 1988, Steiner 1988.