Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
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Mentale Repräsentation <strong>und</strong> phänomenale Zustände 123<br />
Our phenomenologicalexperience of the world is a triumph of natural selec<br />
tion. We seem to perceive the world directly, not a representation of it. Yet this<br />
phenomenology is illusory: what we perceive depends on both what is in the<br />
world and what is in our heads on what evolution has „wired“ into our<br />
nervous systems and what we know as a result of experience. The limits of our<br />
models are the limits of our world. 198<br />
Außerdem spricht Johnson Laird von sogenannten mentalen „Diskurs<br />
Modellen“ 199 , die propositionalen Strukturen zugr<strong>und</strong>eliegen <strong>und</strong> uns er<br />
möglichen, die beiden unterschiedlichen Formen mentalen Gehalts mitein<br />
ander zu verknüpfen. Diskurs Modelle explizieren nicht die Struktur von<br />
Sätzen, sondern die von Situationen in unserer Wahrnehmung oder Vor<br />
stellung. Johnson LairdbieteteineReiheempirischerBelegefürdieparal<br />
lele Existenz von linguistischen Repräsentaten <strong>und</strong> Diskurs Modellen an,<br />
welche ich hier nicht diskutieren werde. 200 Wichtig ist jedoch der resultie<br />
rende „psychologistische Wahrheitsbegriff“: Ein Diskurs bzw. die ihm ent<br />
sprechenden Behauptungen werden vom Systemgenau dann alswahr beur<br />
teilt, wenn ihr mentales Modell in das gegenwärtige Modell der Welt<br />
eingebettet werden kann. „Einbettung“ bedeutet hier einerepräsentationale Integration, bei der Individuen mit all ihren Relationen <strong>und</strong> Eigenschaften<br />
erhalten bleiben. Diskurse referieren also auf die mentalen Modelle der von<br />
ihnen beschriebenen Situationen. Die ursprüngliche linguistische Reprä<br />
sentation trägt auf diese Weise zusammen mit den jeweiligen Konstruk<br />
tionsmechanismen für Diskurs Modelle die Bedeutung des Diskurses die<br />
Menge aller möglichen von ihr beschreibbaren Situationen. Als wahr beur<br />
teilt wird ein Diskurs immer dann, wenn mindestens eines seiner mentalen<br />
Modelle erfolgreich in das Modell der Welt eingebettet werden kann. 201<br />
Johnson Laird geht ebenfalls davon aus, daß propositionale Einstellun<br />
gen durch mentale Modelle dargestellt werden können, daß sie eine wich<br />
tige Rolle bei syllogistischen Schlüssen <strong>und</strong> in der Aufrechterhaltung kom<br />
plexer Wissensstrukturen202 spielen. Aus all dem wird deutlich, daß der<br />
198 Vgl. Johnson Laird 1989: 470f.<br />
199 Vgl. Johnson Laird 1989: 471.<br />
200 Vgl. Johnson Laird 1983.<br />
201 Vgl. Johnson Laird 1989: 475.<br />
202 Es gibt eine ganze Reihe von Hypothesen zur Repräsentationsform komplexer Reprä<br />
sentanda <strong>und</strong> Wissensbereiche. Vorgeschlagen werden zum Beispiel „Frames“ (Minsky 1975),<br />
„Scripts“ (Schank⁄ Abelson 1977) <strong>und</strong> „Schemas“ (Rumelhart 1980). Es handelt sich hierbei<br />
um unbewußte mentale Strukturen, die mit dem in das System eintretenden episodischen<br />
Informationsfluß in Wechselwirkung treten <strong>und</strong> durch eine Modifikation der allgemeinen im<br />
Schema enthaltenen Information eine neue Repräsentation erzeugen, d.h. eine neue kognitive<br />
Struktur, ein instantiiertes Schema. Mit Schemata läßt sich jedoch nicht erklären, warum<br />
Menschen eine große Anzahl von komplexen Situationen bewältigen, in denen Informationen<br />
aus der Vergangenheit keine Rolle spielen. Johnson Laird (Johnson Laird 1983) verwen<br />
det explizit den Begriff des „mentalen Modells“, der spezifische Repräsentationen meint, in<br />
denen allgemeine, zugr<strong>und</strong>e gelegte Datenstrukturen keine Rolle spielen. Mentale Modelle<br />
bilden in ihrer Struktur die relevanten Eigenschaften des jeweiligen Weltzustands ab. Im<br />
Gegensatz zu propositionalen Repräsentationen steht ihre Struktur in einer direkten