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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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120<br />

2. Kapitel<br />

strukturen, die von informationsverarbeitenden Systemen (wie etwa biolo<br />

gischen Gehirnen) erzeugt werden. Sie bilden Teile der relationalen Struk<br />

tur ihrer Originale über gewisse höherstufige Isomorphismen ab. Mentale<br />

Modelle können vom System zu internen Simulationsläufen eingesetzt wer<br />

den <strong>und</strong> sind wechselseitig ineinander einbettbar. Durch diese Eigenschaf<br />

ten können sie zu Bausteinen komplexer mentaler Strukturen werden. Sie<br />

können, in Nicht Standardsituationen oder wenn ihre Repräsentanda aktu<br />

ell als kausale Auslöser gegeben sind, einen qualitativen oder Präsenta<br />

tionsaspekt besitzen <strong>und</strong> sie können durch Meta Repräsentation zu Be<br />

wußtseinsinhalten werden. Mentale Modelle sind immer interpretiert <strong>und</strong><br />

werden wahrscheinlich interpretiert abgespeichert 189 , sind aber nicht not<br />

wendigerweise auf eine Interpretation festgelegt. Individuiert werden sie<br />

durch den Gehalt eines spezifischen inneren Repräsentationsprozesses zu<br />

einem gegebenen Zeitpunkt.<br />

Ich meine, mentale Modelle sind aus einer Reihe von Gründen interes<br />

sant für eine Theorie des Geistes. Der hier knapp skizzierte Begriff des<br />

mentalen Modells öffnet eine neue Beschreibungsebene für informations<br />

verarbeitende Systeme wie uns selbst. Wir können Systeme als Modellgene<br />

ratoren beschreiben, als Maschinen, die Simulationen der Welt <strong>und</strong> ihrer<br />

selbst erzeugen. Psychische Phänomene lassen sich nun als mentale Mo<br />

dellierungen analysieren <strong>und</strong> möglicherweise eröffnet uns diese neue Sicht<br />

weise auf den psychophysischen Problemkomplex die Formulierung präzi<br />

serer Fragen. Mentale Modelle sind nämlich eine spezielle Klasse interner<br />

Repräsentate. Die Beschreibungsebene, die wir durch diesen besonderen<br />

Typ interner Strukturen gewinnen, liegt deutlich unter der personalen Be<br />

schreibungsebene: Mentale Modelle sind nicht das, was wir traditionell<br />

unter Personen verstehen <strong>und</strong> die Eigenschaften mentaler Modelle sind<br />

nicht die Eigenschaften von Personen. 190<br />

Andererseits liegt die Ebene mentaler Modellierung klar über der Ebene<br />

funktionaler Zustände, weil mentale Modelle durch ihren Gehalt indivi<br />

duiert werden, funktionale Zustände dagegen über ihre kausale Rolle. In<br />

einer funktionalistischen top down Analyse informationsverarbeitender<br />

SystemestelltmandieFrage:Welche neurobiologischen oder physischen<br />

Zustände des Systems haben dieselbe kausale Rolle inne wie der relevante<br />

funktionale Zustand? In bezug auf mentale Modelle kann man diese Frage<br />

nur noch dann sinnvollerweise aufwerfen, wenn man starke Zusatzannah<br />

men über die Architektur des Systems macht. Im allgemeinen muß man im<br />

Sinne einer Instantiierungserklärung fragen, welche zugr<strong>und</strong>eliegenden<br />

Strukturen unbedingt erforderlich sind, um das jeweilige Modell zu aktivie<br />

ren. Mentale Modelle sind komplexe Datenstrukturen eines bestimmten<br />

Typs, die von manchen Systemen intern erzeugt werden. Sie sind außerdem<br />

Entitäten einer naturalistischen Theorie des Geistes, weil man davon aus<br />

189 Das könnte zum Beispiel durch die strukturelle Einbettung in die innere Gesamtkonfi<br />

guration des Systems erfolgen.<br />

190 Man kann jedoch die von Personen intern erzeugten mentalen Modelle ihrer selbst als<br />

„phänomenale Personen“ beschreiben. Vgl. Abschnitt 3.2.1.

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