Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
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2. Kapitel<br />
strukturen, die von informationsverarbeitenden Systemen (wie etwa biolo<br />
gischen Gehirnen) erzeugt werden. Sie bilden Teile der relationalen Struk<br />
tur ihrer Originale über gewisse höherstufige Isomorphismen ab. Mentale<br />
Modelle können vom System zu internen Simulationsläufen eingesetzt wer<br />
den <strong>und</strong> sind wechselseitig ineinander einbettbar. Durch diese Eigenschaf<br />
ten können sie zu Bausteinen komplexer mentaler Strukturen werden. Sie<br />
können, in Nicht Standardsituationen oder wenn ihre Repräsentanda aktu<br />
ell als kausale Auslöser gegeben sind, einen qualitativen oder Präsenta<br />
tionsaspekt besitzen <strong>und</strong> sie können durch Meta Repräsentation zu Be<br />
wußtseinsinhalten werden. Mentale Modelle sind immer interpretiert <strong>und</strong><br />
werden wahrscheinlich interpretiert abgespeichert 189 , sind aber nicht not<br />
wendigerweise auf eine Interpretation festgelegt. Individuiert werden sie<br />
durch den Gehalt eines spezifischen inneren Repräsentationsprozesses zu<br />
einem gegebenen Zeitpunkt.<br />
Ich meine, mentale Modelle sind aus einer Reihe von Gründen interes<br />
sant für eine Theorie des Geistes. Der hier knapp skizzierte Begriff des<br />
mentalen Modells öffnet eine neue Beschreibungsebene für informations<br />
verarbeitende Systeme wie uns selbst. Wir können Systeme als Modellgene<br />
ratoren beschreiben, als Maschinen, die Simulationen der Welt <strong>und</strong> ihrer<br />
selbst erzeugen. Psychische Phänomene lassen sich nun als mentale Mo<br />
dellierungen analysieren <strong>und</strong> möglicherweise eröffnet uns diese neue Sicht<br />
weise auf den psychophysischen Problemkomplex die Formulierung präzi<br />
serer Fragen. Mentale Modelle sind nämlich eine spezielle Klasse interner<br />
Repräsentate. Die Beschreibungsebene, die wir durch diesen besonderen<br />
Typ interner Strukturen gewinnen, liegt deutlich unter der personalen Be<br />
schreibungsebene: Mentale Modelle sind nicht das, was wir traditionell<br />
unter Personen verstehen <strong>und</strong> die Eigenschaften mentaler Modelle sind<br />
nicht die Eigenschaften von Personen. 190<br />
Andererseits liegt die Ebene mentaler Modellierung klar über der Ebene<br />
funktionaler Zustände, weil mentale Modelle durch ihren Gehalt indivi<br />
duiert werden, funktionale Zustände dagegen über ihre kausale Rolle. In<br />
einer funktionalistischen top down Analyse informationsverarbeitender<br />
SystemestelltmandieFrage:Welche neurobiologischen oder physischen<br />
Zustände des Systems haben dieselbe kausale Rolle inne wie der relevante<br />
funktionale Zustand? In bezug auf mentale Modelle kann man diese Frage<br />
nur noch dann sinnvollerweise aufwerfen, wenn man starke Zusatzannah<br />
men über die Architektur des Systems macht. Im allgemeinen muß man im<br />
Sinne einer Instantiierungserklärung fragen, welche zugr<strong>und</strong>eliegenden<br />
Strukturen unbedingt erforderlich sind, um das jeweilige Modell zu aktivie<br />
ren. Mentale Modelle sind komplexe Datenstrukturen eines bestimmten<br />
Typs, die von manchen Systemen intern erzeugt werden. Sie sind außerdem<br />
Entitäten einer naturalistischen Theorie des Geistes, weil man davon aus<br />
189 Das könnte zum Beispiel durch die strukturelle Einbettung in die innere Gesamtkonfi<br />
guration des Systems erfolgen.<br />
190 Man kann jedoch die von Personen intern erzeugten mentalen Modelle ihrer selbst als<br />
„phänomenale Personen“ beschreiben. Vgl. Abschnitt 3.2.1.