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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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118<br />

2. Kapitel<br />

fig zu Konfusionen führt, ist die Tatsache, daß die Kategorie des „Objekts“<br />

eine Art von Kategorie natürlicher Zeichen darzustellen scheint, die<br />

menschliche Gehirne intern häufig verwenden, weil sie sich als funktional<br />

erfolgreich herausgestellt hat. Das sagt aber nichts über das Wesen der<br />

Wirklichkeit im allgemeinen aus, sondern nur über die repräsentationale<br />

<strong>und</strong> funktionale Architektur gewisser natürlicher Systeme. Und schließlich<br />

darf man die Tatsache, daß unser Gehirn Teile des Inputstroms als Objekte<br />

modelliert, nicht so mißverstehen, daß man sagt, die mentalen Modelle<br />

seien selbst Gegenstände dann hätte man nicht nur eine falsche Theorie,<br />

sondern auch ein falsches mentales Modell mentaler Modelle. 184<br />

(9) Mentale Modelle sind funktional aktiv.<br />

Mentale Modelle sind Strukturen, die nicht nur einen Gehalt besitzen,<br />

sondern idealerweise auch ein funktionales Profil. Von bloßen Analogre<br />

präsentaten unterscheidet sie, daß sie eine kausale Rolle in der inneren<br />

Ökologie des sie erzeugenden Systems spielen. Diesen Punkt hat vor einem<br />

halben Jahrh<strong>und</strong>ert bereits Kenneth Craik betont, auf den ich gleich noch<br />

einmal kurz zurückkommen werde. Da mentale Modelle Datenstrukturen<br />

sind, die in informationsverarbeitenden Systemen zum Beispiel durch eine<br />

große Anzahl gleichzeitig ablaufender (aber prinzipiell physikalisch be<br />

schreibbarer) Mikro Ereignisse erzeugt werden, können sie unter solchen<br />

Beschreibungen auch andere physikalische Ereignisse verursachen <strong>und</strong> so<br />

einen Einfluß auf das Verhalten des Systems haben. Wenn wir eine Entität<br />

nachweisen könnten, die über ihren Gehalt individuiert wird <strong>und</strong> gleichzei<br />

tig qua Ereignis unter einer physikalischen Beschreibung in gesetzesartige<br />

Korrelationen eintreten kann, wenn wir also die Nomizität von mentalem<br />

Gehalt185 demonstrieren könnten, hätten wir nebenbei das Leib Seele Pro<br />

blem gelöst.<br />

Das Leib Seele Problem löst man jedoch nicht durch die Einführung<br />

programmatisch hypothetischer Terme186 , sondern dadurch, daß diese Ter<br />

me mit empirischem Gehalt gefüllt werden. Dafür ist es noch zu früh. Aus<br />

konnektionistischer Perspektive kann man jedoch sagen: Konnektionisti<br />

sche Systeme transformieren interne Analogrepräsentate, durch Aktivie<br />

rungsvektoren beschreibbare Netzwerkzustände, in andere interne Analog<br />

repräsentate. Betrachtet man nun das Gehirn als ein konnektionistisches<br />

System, dann wird deutlich, daß Aktivierungszustände in den motorischen<br />

Regionen andere kausale Konsequenzen haben werden als, sagen wir, Akti<br />

vierungszustände in bestimmten Bereichen des visuellen Cortex. Da man<br />

che Teile des Gehirns über efferente Nervenbahnen mit dem restlichen<br />

184 Man sieht, daß das die abendländische Philosophie so stark bestimmende Substanz At<br />

tribut Denken seine Wurzeln unter anderem in Eigenheiten natürlich entstandener, unbewuß<br />

ter <strong>und</strong> subpersonaler Repräsentationsfunktionen im menschlichen Gehirn besitzt. Damit ist<br />

natürlich nichts über den Status der mit ihm häufig verknüpften Ontologie gesagt.<br />

185 Vgl. Bieri 1990, Davidson 1981.<br />

186 Kriterien für eine Theorie zur Lösung des Leib Seele Problems habe ich in <strong>Metzinger</strong><br />

1985, 1990 entwickelt.

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