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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Mentale Repräsentation <strong>und</strong> phänomenale Zustände 117<br />

Sie werden außerdem bemerken, daß die dem Wechsel vom Modell zum<br />

Perzept zum Modell zugr<strong>und</strong>eliegenden Vorgänge neuronaler Informa<br />

tionsverarbeitung ihnen nicht wiederum in Form eines bewußten mentalen<br />

Modells gegeben sind. Aus diesem Gr<strong>und</strong> sind sie auch nur sehr schwer<br />

durch bewußt eingeleitete mentale Operationen zu beeinflussen. Insbeson<br />

dere werden Sie zweitens feststellen können, daß Sie sich einen ambigen<br />

Neckerschen Würfel nicht absichtlich vorstellen können. Das inputunab<br />

hängig erzeugte mentale Simulat des Würfels ist also immer interpretiert. 182<br />

Dies spricht dafür, daß mentale Modelle interpretiert abgespeichert werden<br />

bzw. aus interpretierten Elementen aufgebaut werden. Es zeigt aber auch<br />

eine wichtige Gemeinsamkeit zwischen mentalen Modellen <strong>und</strong> mentalen<br />

Simulaten. Ihre Interpretation mag wechseln, aber sie ist zu einem gegeben<br />

Zeitpunkt immer determiniert. Zumindest gilt dies für jene Teilmenge von<br />

ihnen, die metarepräsentational erfaßt <strong>und</strong> dadurch zu Bewußtseinsinhal<br />

ten werden.<br />

(8) Mentale Modelle sind keine phänomenalen Individuen.<br />

Mentale Modelle sind hypothetische Entitäten, um gewisse psychologische<br />

Eigenschaften genauer zu beschreiben <strong>und</strong> möglicherweise einer Naturali<br />

sierung das soll heissen: einer Behandlung als empirisches Problem<br />

zugänglich zu machen. Vielleicht sind mentale Modelle auf begrifflicher<br />

Ebene zu erfassen als Aktivierungsvektoren in den inneren Schichten kon<br />

nektionistischer Systeme nach dem Vorbild neuronaler Netze, die wie<br />

derum analysiert werden können als Punkte auf einer Hyperebene im Vek<br />

torraum des gesamten Zustandsraums des Systems. 183 Möglicherweisewird die Neuroinformatik aber auch ganz andere Beschreibungen für den hier<br />

anvisierten Typ von interner Repräsentation erarbeiten. Wichtig ist dabei<br />

nur, daß der Begriff des „mentalen Modells“ für zukünftige Korrekturen<br />

offen ist, die sich aus neuen Einsichten ergeben. Deswegen habe ich ver<br />

sucht, ihn ohne Rekurs auf Details möglicher physischer Realisierungen<br />

über seine repräsentationalen Charakteristika einzukreisen.<br />

Modelle sind im Gr<strong>und</strong>e Prozesse, nicht Objekte (<strong>und</strong> schon gar nicht<br />

metaphysische Objekte). Ihr Gehalt ist das Resultat einer permanent ablau<br />

fenden Echtzeit Abgleichung mit dem aktuellen Input des Systems. Wenn<br />

man den phänomenalen oder den intentionalen Gehalt des stetigen Model<br />

lierungsflusses zu einem Zeitpunkt t betrachtet<strong>und</strong>dannindemexternen<br />

Code einer natürlichen Sprache zu beschreiben versucht, kommt es leicht<br />

zu „Reifikationen“ <strong>und</strong> „Objektbildungen“, die durch unser subjektives<br />

Erleben genaugenommen nicht immer gedeckt sind. Die in externen Zu<br />

schreibungen von Gehalt auftretenden Individuen (mentale Repräsentate,<br />

Simulate, Präsentate, Meta Repräsentate, Modelle usw.) sind ontologisch<br />

neutrale Bestandteilevon Erklärungsstrategien. Was an diesem Punkt häu<br />

182 Vgl. Rehkämper 1990: 12, Finke 1989: 128.<br />

183 Vgl. Helm 1990: 177.

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