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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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114<br />

2. Kapitel<br />

nicht als „Eigenreize“ erkannt werden. Träume entstehen zum Beispiel<br />

wahrscheinlich dadurch, daß Bereiche des Hirnstamms enthemmt werden<br />

<strong>und</strong> ein mehr oder weniger chaotisches Signalgewitter auszusenden begin<br />

nen, das dann durch höhere Bereiche zu einer mehr oder weniger konsisten<br />

ten Geschichte interpretiert wird.<br />

Da der Präsentationsaspekt keine Relationen zwischen Repräsentanda<br />

abbildet, geht er auch nicht in eine funktionale Repräsentation ein er<br />

gehört also auch nicht notwendigerweise zu der relationalen Struktur, die<br />

ein mentales Modell wesentlich ausmacht. Reine Präsentate sind über<br />

haupt keine mentalen Modelle, da sie weder multimodal, noch relational<br />

strukturiert oder simulationsfähig sind. Die Farbflecken, die wir kurz vor<br />

dem Einschlafen bei geschlossenen Augen sehen können, oder plötzlich <strong>und</strong><br />

unvermittelt auftretende Stimmungen sind keine mentalen Modelle. Sie<br />

signalisieren die Präsenz einer gewissen Reizquelle, aber ohne sie relational<br />

mit mentalen Repräsentaten zu vernetzen, die durch andere Reizquellen<br />

aktiviert werden. Häufig besitzen solche Zustände keine erkennbare Funk<br />

tion für das System. Deswegen kann man einige von ihnen auch als Arte<br />

fakte oder höherstufiges „Rauschen“, d. h. als ungeordnete Aktivität im<br />

System betrachten.<br />

(5) Mentale Modelle sind ineinander einbettbar.<br />

Mentale Modelle sind komplexe Datenstrukturen, die ineinander einge<br />

b<strong>und</strong>en werden können. Sie können innerhalb einer Modalität, aber auch<br />

multimodal zu reicheren <strong>und</strong> umfassenderen mentalen Strukturen ver<br />

b<strong>und</strong>en werden. Das Modell des Buches ist in das Modell der es haltenden<br />

Hände eingeb<strong>und</strong>en; die modellierten Hände sind bruchlos mit dem multi<br />

modalen Repräsentat ihres177 Körpers verb<strong>und</strong>en. Der Körper ist falls Sie<br />

sich gerade in einem Haus befinden sollten in einem komplexen mentalen<br />

Modell des Zimmers, in dem Sie sich jetzt aufhalten, phänomenal lokali<br />

siert. Auf diese Weise können mentale Modelle zu Bausteinen von Makro<br />

Modellen werden <strong>und</strong> in immer höherstufigere <strong>und</strong> reichere relationale<br />

Datenstrukturen eingeb<strong>und</strong>en werden. In nicht pathologischenStandardsi tuationen gibt es ein oberstes mentales Modell, das alle anderen enthält.<br />

Dieses werde ich ab jetzt als das jeweilige Weltmodell oder Realitätsmodell<br />

des Systems bezeichnen. In Abschnitt 2.3 werde ich auf die Frage zurück<br />

kommen, was es bedeutet, daß Gehirne mentale Modelle der Wirklichkeit<br />

erzeugen.<br />

(6) Mentale Modelle können Objekte von Meta Repräsentation werden.<br />

Hierbei handelt es sich um einen zweiten Sonderfall der eben angesproche<br />

nenwechselseitigenEinbettbarkeit.Dererste Fall war mit dem Stichwort<br />

„Multimodalität“ bereits angedeutet: Mentale Modelle können Strukturen<br />

unterschiedlicher Formate repräsentational integrieren. Der zweite Fall er<br />

177 Warum es ihr Körper ist, wird im nächsten Kapitel deutlich werden.

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