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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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112<br />

2. Kapitel<br />

Modellierung verstehen. Für andere Eigenschaften wird in der theoretischen<br />

Erklärung auf propositionale Formate zurückgegriffen werden müssen.<br />

Ein Vertreter der schwachen These ist Johnson Laird. Er versucht aller<br />

dings auch für klassische Beispiele der mentalen Operation mit propositio<br />

nalem Gehalt („reasoning“) empirische Belege zu liefern, die eine Subsum<br />

tion sogar solcher kognitiven Leistungen unter „mentale Modellierung“<br />

nahelegen. 174 Ich möchte an dieser Stelle jedoch nicht weiter auf die De<br />

batte zwischen Vertretern verschiedener Theorien über mentale Repräsen<br />

tationsmechanismen eingehen, sondern mich gleich dem nächsten wesent<br />

lichen Charakteristikum mentaler Modelle zuwenden.<br />

(3) Mentale Modelle sind simulationsfähig.<br />

Eine wichtige Anforderung an die phänomenales Bewußtsein unterstützen<br />

den Repräsentate ist, daß sie Elemente mentaler Simulationen werden<br />

können. Mentale Modelle müssen interne Strukturen erzeugen können, die<br />

ganz oder teilweise mögliche Welten darstellen. Instrumente zur Lösung<br />

solcher epistemischen Aufgaben können nur Repräsentate sein, die auch<br />

unabhängig vom Strom des Inputs aktivierbar sind. Diese Tatsache läßt<br />

möglicherweise Schlüsse auf die Natur ihrer physischen Realisierung zu;<br />

diese Schlüsse sind jedoch nicht von philosophischem Interesse. Von philo<br />

sophischem Interesse ist allerdings das Faktum, daß mentale Modelle<br />

durch ihre relationale Vernetzung untereinander zur Aktivierung kom<br />

plexerer Modelle beitragen können. Auf diese Weise können auch kausale<br />

Relationen zwischen externen Repräsentanda intern simuliert <strong>und</strong> in zeitli<br />

chen Sequenzen „durchgespielt“ werden: Wird ein gewisses Simulat (zum<br />

Beispiel eines aktuell nicht gegebenen Zielzustandes) aktiviert, so ändert<br />

sich auch der Gehalt anderer über ihre relationale Struktur mit ihm ver<br />

knüpfter mentaler Modelle. Durch Meta Repräsentation können dann die<br />

so entstandenen Makro Modelle auf interessante Aspekte oder Eigenschaf<br />

ten hin überprüft werden.<br />

Mentale Modelle geben uns auf diese Weise eine „Kompetenz für<br />

Kontrafaktizität“, weil sie uns als psychologische<strong>Subjekt</strong>eausder Bindung<br />

an das rein sinnlich gegebene „Jetzt“ lösen. Wenn wir in das Gesicht einer<br />

Fre<strong>und</strong>in oder eines Fre<strong>und</strong>es schauen, können wir gleichzeitig mit der<br />

sinnlichen Wahrnehmung ihres mimischen Ausdrucks frühere ihrer Ge<br />

sichtsausdrücke innerlich assoziieren <strong>und</strong> Revue passieren lassen. Dabei<br />

werden uns häufig frühere Situationen einfallen, in denen sie (oder auch<br />

eine andere Person) einen ähnlichen Gesichtsausdruck hatten. 175 Solche<br />

174 Vgl. Johnson Laird 1983.<br />

175 Konnektionistische Systeme führen eine inhaltsbezogene Speicherung von Information<br />

durch <strong>und</strong> erzeugen so ein kontextsensitives „assoziatives Gedächtnis“. Ähnliche Repräsenta<br />

te (Aktivierungsvektoren) werden in einem gegebenen physikalischen konnektionistischen<br />

System auch ähnliche kausale Rollen <strong>und</strong> ähnliche physikalische Aktivierungsbedingungen<br />

innehaben dies ist die Erklärung für das oben angedeutete psychische Phänomen von<br />

„assoziierten mentalen Simulationen“. Vgl. hierzu Helm 1990: 184ff.

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