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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Mentale Repräsentation <strong>und</strong> phänomenale Zustände 105<br />

mentale Repräsentate mindestens besitzen müssen, um den philosophisch<br />

interessanten psychischen Phänomenen zugr<strong>und</strong>e liegen zu können. Die<br />

Eigenschaften dieses theoretischen Prototyps eines phänomenalen Reprä<br />

sentats waren:<br />

wechselseitige Einbettbarkeit (Formatintegration ⁄ Multimodali<br />

tät)<br />

Analogizität (Darstellung von Intensitäten <strong>und</strong> Kontinua)<br />

Dynamizität <strong>und</strong> Simulationsfähigkeit (Inputunabhängigkeit)<br />

Präsentation (Signalfunktion ohne automatische Output Erzeu<br />

gung)<br />

potentielle Meta Repräsentierbarkeit („Bewußtheit“, „semanti<br />

sche Transparenz“)<br />

Dazu habe ich begrifflich zwischen Präsentaten, Repräsentaten, Simulaten<br />

<strong>und</strong> Meta Repräsentaten unterschieden. Aber natürlich ist unser phänome<br />

nales Bewußtsein wesentlich homogener, als diese theoretischen Unter<br />

scheidungen vielleicht suggerieren: Das Buch, das Sie momentan in Hän<br />

den halten, ist Ihnen mit dem qualitativen Gehalt seiner Farbigkeit, seines<br />

Gewichts, seiner taktil erlebbaren Oberflächentextur, mit seinem wirkli<br />

chen <strong>und</strong> möglichen Inhalt gegeben <strong>und</strong> zwar bewußt. Der Präsentations<br />

aspekt <strong>und</strong> die phänomenale Tatsache, daß Sie sich des Buches bewußt<br />

sind, stellen aber keine deutlich unterscheidbaren Elemente ihres Bucher<br />

lebnisses dar. Wenn wir die bruchlose Natur der phänomenalen Ebene<br />

verstehen wollen, müssen wir also nach einer Entität suchen, die alle in den<br />

vorangegangenen Abschnitten besprochenen Aspekte mentaler Repräsen<br />

tate potentiell in sich vereint.<br />

In Anlehnung an Arbeiten von Colin McGinn 156 <strong>und</strong> Philip Johnson<br />

Laird 157 werde ich jetzt den bereits in groben Umrissen entwickelten Begriff<br />

des „mentalen Modells“ einsetzen, um diejenigen Eigenschaften näher zu<br />

beleuchten, die mentale Repräsentate besitzen müssen, wenn sie die Instan<br />

tiierung subjektiven, phänomenalen Bewußtseins unterstützen sollen. Das<br />

GehirnisteinhochkomplexesOrgan<strong>und</strong>mankanndavonausgehen,daß<br />

es eine Vielzahl von Repräsentattypen intern einsetzt. Unterschiedliche<br />

theoretische Fragestellungen werden dabei die Aufmerksamkeit auf ver<br />

schiedene mögliche „repräsentationale Kandidaten“ <strong>und</strong> innere Strukturen<br />

lenken. Wenn man an der Frage interessiert ist, wie subjektives Bewußtsein<br />

aus mentaler Repräsentation resultieren kann, muß man Antworten auf<br />

Fragen der folgenden Art zu geben versuchen: Wie könnten die internen<br />

Strukturen beschaffen sein, die den fraglichen, die <strong>Subjekt</strong>ivität phänomena<br />

len Bewußtseins konstituierenden psychischen Phänomenen zugr<strong>und</strong>elie<br />

gen? Welche Eigenschaften müssen mentale Repräsentate besitzen, um die<br />

156 Vgl. McGinn 1989: 172ff.<br />

157 Vgl. Johnson Laird 1983, 1989.

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