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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Mentale Repräsentation <strong>und</strong> phänomenale Zustände 103<br />

unserer Spezies relativ konstant ist, muß aber gleichzeitig erkennen, daß<br />

andere Metarepräsentationssysteme ganz andere Realitätsmodelle in ande<br />

ren Formaten konstruieren könnten. Deshalb hätten sie auch einen ande<br />

ren Typ von „Bewußtheit“, sie würden eine andere Position im Möglich<br />

keitsraum phänomenaler Systeme einnehmen. „Bewußtheit“ wäre somit<br />

letztlich eine Menge von abstrakten Eigenschaften einer neuronalen Daten<br />

struktur, die wiederum supervenient gegenüber den repräsentationalen Ei<br />

genschaften derselben ist. Das heißt: Wenn alle repräsentationalen Eigen<br />

schaften des betreffenden Makro Repräsentats feststehen, dann stehen<br />

auch alle seine abstrakten Eigenschaften fest <strong>und</strong> damit auch, welchen Typ<br />

von Bewußtheit (welche psychologischen Eigenschaften) das betreffende<br />

System als Ganzes instantiiert.<br />

Der dieses Makro Repräsentat erzeugende Vorgang selbst müßte ex hy<br />

pothesi bewußtseinsextern bleiben. Wenn es die „höchsten“ kognitiven<br />

Vorgänge sind, welche via Meta Repräsentation die psychologische Eigen<br />

schaft der Bewußtheit generieren, dann werden genau diese Vorgänge im<br />

mer unbewußt bleiben müssen. Denkt man also noch in einem hierarchi<br />

schen Modell der Informationsverarbeitung <strong>und</strong> erklärt die phänomenale<br />

Ebene des Systems durch Meta Repräsentation, dann wird diese Ebene<br />

immer eine „mittlere“ Ebene sein <strong>und</strong> nie die höchste: Bewußtsein ist<br />

eben gerade nicht die „Spitze des Eisbergs“ oder das „Cartesianische Thea<br />

ter“. 153 Trotzdem gäbe es eine gemeinsame Eigenschaft, die alle von der<br />

fraglichen Funktion erfaßten internen Repräsentanda verbände: Gehalt<br />

eines einheitlichen Repräsentats, eines einzigen umfassenden Subsymbols<br />

zu sein. Dieses Repräsentat wäre das bewußte phänomenale Modell der<br />

Welt. Ein solches umfassendstes Makro Repräsentat könnte dynamisch<br />

sein <strong>und</strong> durch ständige Korrekturen in Echtzeit eine große inhaltliche<br />

Variabilität aufweisen. Trotzdem wäre es für uns qua Erlebnissubjekte un<br />

hintergehbar, da es auf seiner Komplexitätsstufe das einzige wäre <strong>und</strong><br />

introspektiv nicht mehr mit anderen Repräsentaten desselben informatio<br />

nellen Reichtums verglichen werden könnte. Wenn diese Spekulationen in<br />

die richtige Richtung gehen, dann muß es ein funktionales <strong>und</strong> ⁄ oder struk<br />

turelles Äquivalent dieses umfassendsten Makro Repräsentats im Gehirn<br />

geben. Es müßte prinzipiell auch möglich sein, die es generierende neuro<br />

nale Funktion zu beschreiben diejenige Funktion also, die aus der Ge<br />

samtmenge der zu einem gegebenen Zeitpunkt im System aktivierten Simu<br />

late, Repräsentate <strong>und</strong> Präsentate das phänomenale Weltmodell heraus<br />

greift <strong>und</strong> dadurch erzeugt.<br />

Ich hoffe mit diesen knappen Bemerkungen angedeutet zu haben, wie<br />

auch der Bewußtheits Aspekt von <strong>Subjekt</strong>ivität als Eigenschaft natürlich<br />

entstandener Repräsentationssysteme verstanden werden könnte. Mehr<br />

läßt sich seriöserweise beim derzeitigen Wissensstand nicht sagen. Empi<br />

risch könnte man die oben angebotene Proto Hypothese anreichern <strong>und</strong><br />

präzisieren, indem man solche Fälle untersucht, in denen Bewußtsein sich<br />

153 Vgl. Dennett 1991: Kapitel 5.

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