Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
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Mentale Repräsentation <strong>und</strong> phänomenale Zustände 101<br />
tierte „Reflexion“ ist, sondern die unter dem Informationsverarbeitungs<br />
ansatz entwickelte Idee der „internen <strong>Selbstmodell</strong>ierung“.<br />
Kehren wir noch einmal kurz zurück zur logischen Struktur der Metare<br />
präsentationsbeziehung, so wie ich sie oben dargestellt habe. Die philoso<br />
phisch vielleicht interessanteste Einsicht versteckt sich in der letzten Zeile:<br />
Mentale Meta Simulation kann es im strengen Sinne nicht geben. Um<br />
kontrafaktische mentale Repräsentate, Simulate, oder sogar Präsentate in<br />
Form einer bewußten Simulation intern darzustellen, muß ein physikalisch<br />
realisiertes Repräsentationssystem diese automatisch in gewissem Umfang<br />
in sich aktivieren <strong>und</strong> damit wird aus der Simulation eine Repräsenta<br />
tion, weil nun ihr Gegenstand intern gegeben ist. Da Meta Repräsentation<br />
in der Einbettung eines mentalen Modells in ein anderes besteht 147 , enthält<br />
das Bewußtsein erzeugende Meta Repräsentat (das bewußte phänomenale<br />
Weltmodell) automatisch alle von ihm dargestellten mentalen Zustände<br />
weil sie dank ihrer relationalen Struktur in seine relationale Struktur einge<br />
b<strong>und</strong>en werden konnten. Dies mag etwas abstrakt klingen, läßt sich aber<br />
durch einen Blick auf die Alltagspsychologie verdeutlichen. Wenn ich ei<br />
nem Tagtraum nachhänge (das Gehirn also eine mentale Simulation durch<br />
führt) <strong>und</strong> dabei auch über meine vergangenen, zukünftigen oder mögli<br />
chen Gedanken <strong>und</strong> Gefühle nachdenke, dann werden diese Gedanken <strong>und</strong><br />
Gefühle automatisch wenn auch vielleicht nicht in ihrem vollen qualitati<br />
ven Gehalt mitaktiviert, sie werden zu Bewußtseinsinhalten <strong>und</strong> damit zu<br />
aktuellen mentalen Zuständen. Läßt man Magie <strong>und</strong> Psychokinese einmal<br />
beiseite, dann zeigt sich andererseits, daß systemexterne Zustände der Welt<br />
nicht „aktiviert“ werden können, bloß weil wir sie mental simulieren. Man<br />
che der internen Zustände eines Systems werden jedoch durch Meta Reprä<br />
sentation automatisch mitaktiviert, dadurch werden sie nicht nur zu Be<br />
wußtseinsinhalten, sondern erscheinen intuitiv als besonders verläßlich<br />
<strong>und</strong> gewiß. 148<br />
In Analogie zu den Überlegungen des vorangegangenen Abschnitts kann<br />
man nun sagen: Die Homogenität des phänomenalen Bewußtseins ist eine<br />
Illusion 149 , die durch einen niedrigen Auflösungsgrad derjenigen Funktion<br />
bedingt ist, die mentale Repräsentate zu bewußten macht. Angenommen,<br />
es gibt eine metarepräsentierende Funktion, die durch „reflexive“ Opera<br />
tionen auf bestimmten mentalen Repräsentaten höherstufige Repräsentate<br />
erzeugt, die als Repräsentate selbst unbewußt bleiben, aber ihren Reprä<br />
147 Vgl. dazu das „Pflichtenheft für mentale Repräsentate“ <strong>und</strong> den folgenden Abschnitt.<br />
148 Auf die Frage nach der Selbstgewißheit des <strong>Subjekt</strong>s komme ich in Kapitel 3 zurück.<br />
149 Interessant erscheint in diesem Zusammenhang vielleicht auch, daß es im außereuro<br />
päischen Raum seit langem philosophische Psychologien gibt, die die Auflösbarkeit der<br />
Homogenitäts Illusion sowohl was die phänomenale Welt als Ganze, als auch was die<br />
Einheit des Erlebnissubjekts angeht durch verstärkte Introspektion lehren. Zum Beispiel<br />
zielt eine Reihe buddhistischer Meditationstechniken genau darauf ab, durch systematische<br />
Erhöhung innerer Aufmerksamkeit jene Funktionen, die die Illusion der Einheitlichkeit des<br />
Selbst erzeugen, zu Repräsentanda zu machen <strong>und</strong> so die Mechanizität <strong>und</strong> Fragmentiertheit<br />
der Gr<strong>und</strong>lagen phänomenalen Bewußtseins in dieses selbst als Repräsentat einzuführen. Vgl.<br />
Nyanaponika 1975.