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Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

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versucht habe, ich mein, ich bin ja immerhin 42, na? Versucht habe, aber es fällt mir halt sehr<br />

schwer. Und ich hab’ damals sicher auch ganz kurzsichtig die Dinge nur angeschaut <strong>und</strong> bin nicht<br />

wirklich fähig gewesen, einfach (größere zeitliche) Dimensionen auch zu denken. Oder auch für<br />

mich einfach essentiell zu überlegen, was ich eigentlich will.”<br />

Wenn ein Mensch nicht daran glaubt, daß das Problem zu lösen ist, wird das langfristig planende<br />

Denken sozusagen aufgehoben. In diesem Zustand werden Menschen über die unmittelbaren<br />

Umstände, in denen sie gefangen sind, immer <strong>und</strong> immer wieder in dem Bewußtsein sinnieren, es<br />

müsse etwas getan werden, ohne daß sie zu einem Entschluß kommen.<br />

Alle InterviewpartnerInnen unseres Samples artikulierten, daß sie keine Möglichkeiten einer<br />

langfristigen Karriereplanung 126 im universitären Bereich sehen. Die Externen <strong>LektorInnen</strong> <strong>und</strong> Freien<br />

WissenschafterInnen wirken doppelt gelähmt: Einerseits gibt es für eine freie Wissenschaftsexistenz<br />

nur wenige Vorbilder oder andere Entwürfe, andererseits ermöglicht es der Status des<br />

Lehrbeauftragten, daß Wünsche nach einer universitären Karriere nicht explizit gemacht werden<br />

müssen. Diese Wünsche werden angesichts ihrer Unangemessenheit in der derzeitigen realen<br />

Situation verschwiegen, denn die Thematisierung hieße, auch die Mißerfolge <strong>und</strong> das Scheitern<br />

zugeben zu müssen.<br />

Die Krise des Arbeitsmarktes, einer sich flexibilisierenden kapitalistischen Arbeitsgesellschaft, bewirkt<br />

für AbsolventInnen der “oberen Regionen” desBildungssystems offenbar weniger einen Berufsverlust<br />

an sich, sondern einen Verlust der kalkulierbaren, gut bezahlten <strong>und</strong> prestigeträchtigen<br />

Beschäftigungssicherheit. Das berufliche Jenseits der Bildungskarriere geht nicht verloren, sondern<br />

wird unvorhersehbar <strong>und</strong> unberechenbar. 127<br />

2.3. Das Verhältnis zur Universität/zum Institut<br />

2.3.1. MentorInnen<br />

Wie Schliesselberger/Strasser in ihrer Untersuchung gezeigt haben, spielen MentorInnen für den<br />

wissenschaftlichen Nachwuchs eine entscheidende Rolle. 128 In den lebensgeschichtlichen Interviews<br />

126 Karriereplanung ist für die befragten externen <strong>LektorInnen</strong> aber auch ein gr<strong>und</strong>sätzlich ambivalenter Begriff.<br />

Siehe dazu weiter unten.<br />

127 Vgl. BECK, Ulrich: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt a. Main 1986, S. 247.<br />

128 SCHLIESSELBERGER 1998<br />

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