Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen
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hat mir einfach unheimlich viel geholfen, so für mein Selbstverständnis, daß ich ja doch eine<br />
Kunsthistorikerin sein kann. Und daß das was Gutes ist, <strong>und</strong> daß mir das auch gefällt, ja? Wobei,<br />
ich kann mich erinnern, mein damaliger Fre<strong>und</strong> hat g’sagt: Mach das nicht, du mußt deine Diss.<br />
fertigmachen! Und ich hab’ das aber dazwischeng’schoben, es war aber ganz wichtig, weil aus dem,<br />
aus dieser-, aus diesem Text ist dann eigentlich mein erster Lehrauftrag entstanden.<br />
Auch später in kritischen Situationen werden Entscheidungen in Richtung einer eventuell anderen<br />
Berufsorientierung verschoben <strong>und</strong> nicht getroffen. In den Interviews wird davon berichtet, daß das<br />
Gefühl, immer etwas zu tun zu haben, Artikel, Antrag zu schreiben, von einem Projektbeantragung<br />
zum nächsten zu “hanteln”, Stipendien einzureichen etc., für eine ruhige Nachdenkphase hinderlich<br />
gewesen sei.<br />
“Ja ((seufzt)) <strong>und</strong>, daß ich an der Uni verblieben bin, war eigentlich keine freie Entscheidung von<br />
mir, oder- keine bewußte Entscheidung von mir, weil sich einfach das mit dem Folgeprojekt ergeben<br />
hat. (...) Also ich war froh, daß ich bleiben konnte, ich hätt’ wahrscheinlich zu dem Zeitpunkt gar<br />
nicht gewußt, was ich tun sollte, wenn ich da keine Möglichkeiten gehabt hätte weiterzuarbeiten. Ich<br />
hätt’wahrscheinlich nicht gewußt, wo ich mich bewerben soll <strong>und</strong> was ich eigentlich tun will mit<br />
meinem Beruf jetzt, den ich abgeschlossen hab’. Und ich hab’s mir Gott sei Dank ((lacht)) auch nicht<br />
überlegen müssen. Also. Aber so eine bewußte Entscheidung, daß ich wissenschaftlich Karriere<br />
machen will <strong>und</strong> daß ich mich vielleicht habilitieren will, das hat’s bei mir eigentlich nichtgegeben.<br />
Unsere Auswertungsergebnisse treffen sich hier in einigen Punkten mit den Analysen, die Anette<br />
Baldauf <strong>und</strong> Andrea Griesebner in ihrem Forschungsbericht zur Förderung von Frauen <strong>und</strong><br />
Frauenforschung 1991 bei Diplomandinnen machten: Erstes <strong>und</strong> auch “greifbares” Ziel war für die<br />
interviewten Diplomandinnen die Abfassung einer Dissertation. Dieses Ziel war eines der wenigen, das<br />
klar bzw. widerspruchsfrei formuliert <strong>und</strong> auch konsequent angestrebt wurde. Keine der interviewten<br />
Diplomandinnen stellte sich daher die Frage:”Dissertation – ja oder nein?”. Ihre Motivationen<br />
differierten jedoch. 120<br />
Die beiden konstatierten in ihrer quantitativen als auch qualitativen Untersuchung insgesamt eine<br />
ausgeprägte wissenschaftliche Orientierung von feministischen Nachwuchs-wissenschaftlerinnen.<br />
Knapp die Hälfte der Studentinnen strebte eine Karriere im universitären Feld an <strong>und</strong> ein Drittel hatte<br />
die Perspektive eines Arbeitsplatzes an der Universität in ihre Zukunftsüberlegungen miteinbezogen,<br />
obwohl gleichzeitig kaum von Förderungen an der Uni berichtet wurde. 121 Und obwohl die meisten<br />
dem universitären Feld als zukünftigem Arbeitsplatz ambivalent gegenüberstehen, halten sie dennoch<br />
– wie unsere InterviewpartnerInnen – an diesem Wunschbild fest. 122 Nahezu alle interviewten<br />
120 Vgl. BALDAUF 1991, S. 94<br />
121 Ebd. S. 94<br />
122 Ebd. S. 454<br />
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