Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen
Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen
- nach akademischem Grad: 1 Habilitierter 2 fast Habilitierte 5 Promovierte Nicht alle von uns angenommenen Untersuchungskategorien waren als eindeutige Differenzierungsmerkmale innerhalb der Gruppe der Externen LektorInnen/Freien WissenschafterInnen zutreffend. So wurde zwar in den Interviews eine Unterscheidung der Universitätsstandorte in Zentrum und Peripherie getroffen –definiert durch die Nähe zu Forschungsinstitutionen, Ministerien, Forschungsförderungsstellen, Bibliotheken, Archiven –, diese wirkte sich jedoch unabhängig vom Ausgangsstandort/ständigen Wohnort für die Befragten biographisch unterschiedlich aus bzw. wurde verschieden “genutzt”, etwa durch wechselnde Lehraufträge in Zentrum und Peripherie. Aufgrund unseres eingeschränkten Samples können wir dazu jedoch keine eindeutige Aussage treffen. Auch geschlechtsspezifische Unterschiede sind in den Interviews mit Externen LektorInnen ein rezessives Thema. Angesprochen werden geschlechtsspezifisch unterschiedliche Förderbeziehungen und Formen der Zusammenarbeit. Abgesehen davon ließen sich aber keine eindeutig geschlechtsspezifischen Deutungen an den Texten festmachen. Signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen lassen sich aber vermutlich auf der Ebene latenter Bedeutungen feststellen. Die dazu notwendigen Fallrekonstruktionen konnten im Rahmen dieses Projektes jedoch nicht geleistet werden. Grundsätzlich soll festgehalten werden, daß die von uns befragten Externen LektorInnen und Freien WissenschafterInnen nur einen Ausschnitt der heterogenen Gesamtgruppe der Externen LektorInnen repräsentieren. Der Aufbau des folgenden Kapitels folgt einerseits der Bewegung von Verläufen und Statuspassagen, andererseits Zustandsbeschreibungen und Themenfeldern, die für die Identität der Gruppe der Externen LektorInnen/Freien WissenschafterInnen konstitutiv sind: Beginnend mit dem Übergang von Studium zu LektorInnen- und Freien WissenschafterInnen-Dasein wird das Verhältnis zur Universität bzw. zum Institut geschildert, die Einbindung auf den Instituten und der Alltag der LektorInnentätigkeit. Die Selbstbilder der Befragten, ihr Wissenschaftsbegriff, ihre Einstellung zu Themen und Inhalten des wissenschaftlichen Arbeitens, ihre Identität als Externe LektorInnen und Freie WissenschafterInnen bilden einen zweiten Schwerpunkt. Ein wesentlicher Aspekt ihres ambivalenten Status resultiert aus diskontinuierlichen und prekären Einkommensverhältnissen, die in einem dritten Teil behandelt 81
werden. Viertens werden Strategien der Veränderung ihrer Situation, Perspektiven und Alternativen dargestellt. 2.2. Entscheidungen – Karrierestrategien – “Hineinrutschen” Alfred Schütz hat darauf hingewiesen, daß Personen aus ähnlichen Lebenswelten eine ähnliche “Rationalität der Wahl” aufweisen. Läßt sich bei der von uns interviewten Gruppe so etwas wie eine ähnliche “Rationalität der Wahl” dieser Laufbahn als ExterneR LektorIn und FreieR WissenschafterIn feststellen? Lebenslauf- und Karrieremuster 117 werden durch biographische Erfahrungen, die sich im Bewußtsein und im Unbewußten abgelagert haben und die als bewußte/unbewußte Motive Entscheidungen mitstrukturieren und durch eine Fülle sozialer Rahmenbedingungen, wie Geschlechts- , Generations- und Milieuzugehörigkeit, die soziale Herkunft sowie andere historische Faktoren 118 beeinflußt. Wir interessierten uns daher für die Motive und Überlegungen, die die Einstiege in diesen beruflichen Weg und das Festhalten daran mitbestimmten. Insgesamt dominiert in unseren Interviews eine – auf den ersten Blick – passive Haltung zur Karriere, d. h es wurden kaum bewußte Entscheidungen für die Laufbahn als ExterneR LektorIn und für die Freie WisenschafterInnenexistenz getroffen bzw. eine solche wird in den Interviews nicht thematisiert.Einschränkend ist dazu jedoch zu bemerken, daß wir nur eine bestimmte Gruppe der Externen LektorInnen befragten, nämlich diejenigen, die sie sich offenbar (noch) nicht für einen “Ausstieg” entschieden haben. Zudem ist ein lebensgeschichtliches Interview immer nur ein “freeze frame”, das die Transgression, die Bewegung und die Diskontinuitäten einer Lebens- und Berufsgeschichte tendenziell verdeckt. Dennoch läßt sich, zumindest für die derzeitige Situation der Befragten, eine gewisse “Unlust” Entscheidungen – im Sinne von Karriereplanung – zu treffen, konstatieren. Unsere InterviewpartnerInnen sprechen vielfach davon in diese Laufbahn “gerutscht zu sein”: “Also ich bin eigentlich seit meinem Studium auf der Uni irgendwie hängengeblieben und hab’ das Glück gehabt, daß ich mich nie wirklich um ein Projekt selber kümmern hab’ müssen. Das hat sich irgendwie immer vom timing her gut ergeben, daß ich irgendwie reing’rutscht bin (...).” 117 Vgl. KOHLI, Martin: Die Institutionalisierung des Lebenslaufs. Historische Befunde und theoretische Argumente, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 37, Köln 1985; S. 1 – 29; ders., Gesellschaftszeit und Lebenszeit. Der Lebenslauf im Strukturwandel der Moderne, in: Johannes Berger (Hg.), Die Moderne – Kontinuitäten und Zäsuren ( = Soziale Welt, Sonderband 4), Göttingen 1986, S. 183 – 208. 118 Vgl. BURKART, Günter: Biographische Übergänge und rationale Entscheidungen. In: BIOS. 8. Jg. (1995), Heft 1, S. 82. 82
- Seite 43 und 44: Das Universitätslektorat durch fre
- Seite 45 und 46: Qualifizierter in Stagnationsphasen
- Seite 47 und 48: Scientific Community zu profilieren
- Seite 49 und 50: Lehrbeauftragten das Wahlrecht entz
- Seite 51 und 52: Allgemein weist die Beschäftigungs
- Seite 53 und 54: Profitdenken. Deshalb wird sie leid
- Seite 55 und 56: hat es sich gerade für die Gruppe
- Seite 57 und 58: 1.3. Die Situierung feministisch Le
- Seite 59 und 60: Außerdem scheint es für feministi
- Seite 61 und 62: Gegebenheiten und Potentialitäten,
- Seite 63 und 64: Studienpläne trotz guter Erfahrung
- Seite 65 und 66: feministisch Forschender und Lehren
- Seite 67 und 68: 1.4. Kontinuität und Segmentation
- Seite 69 und 70: efristete “DrittmittelassistentIn
- Seite 71 und 72: angenommen werden: Prinzipiell ist
- Seite 73 und 74: Ein Vergleich bezüglich der Strukt
- Seite 75 und 76: - Es fehlt ein Grundeinkommen, d. h
- Seite 77 und 78: Forschungsinvestitionen werden gege
- Seite 79 und 80: 1.4.2.3. Doppelte Ausrichtung Es si
- Seite 81 und 82: - Der “öffentlichen” Nachfrage
- Seite 83 und 84: 1.4.3.2. Bezugspunkte eines Einkomm
- Seite 85 und 86: Übersicht 6: “Ein mageres, zwei
- Seite 87 und 88: Absicherung, über Werkverträge di
- Seite 89 und 90: Wir wählten als Untersuchungsmetho
- Seite 91 und 92: Konstrukt Forschungsgegenstand. 107
- Seite 93: der Widersprüche, Ambivalenzen und
- Seite 97 und 98: hat mir einfach unheimlich viel geh
- Seite 99 und 100: versucht habe, ich mein, ich bin ja
- Seite 101 und 102: Arbeitens innerhalb dieser Struktur
- Seite 103 und 104: 2.3.2. Fremd bleiben Im Unterschied
- Seite 105 und 106: Andere befragte Externe LektorInnen
- Seite 107 und 108: zweiten Studienabschnitt, dann will
- Seite 109 und 110: “Kontinuität gibt es bei mir nic
- Seite 111 und 112: “Also ich würd’ nicht tauschen
- Seite 113 und 114: weltanschaulich aufklärerische Aus
- Seite 115 und 116: Selbstbild Externer LektorInnen/Fre
- Seite 117 und 118: Diese - insbesondere von den älter
- Seite 119 und 120: Eine Interviewpartnerin sagt, sie k
- Seite 121 und 122: WissenschafterInnen zu betrachten.
- Seite 123 und 124: IP: Ja. Also ich hab’ die letzten
- Seite 125 und 126: Und ich hab’ 6.000 Schilling Mona
- Seite 127 und 128: 2.6.2. Risken und Brüchigkeiten In
- Seite 129 und 130: den Kürzungen der Lehraufträge f
- Seite 131 und 132: Interviews interessanterweise kaum
- Seite 133 und 134: Andererseits eröffnen sich viellei
- Seite 135 und 136: 3. Quantitative Untersuchung 3.1. E
- Seite 137 und 138: 3.1.3. Methode Gewählt wurde die M
- Seite 139 und 140: Zur Veranschaulichung ein Beispiel:
- Seite 141 und 142: Grafik 1: Gruppierte Geburtsjahrgä
- Seite 143 und 144: Antwortverhalten, der vermutlich gr
- nach akademischem Grad:<br />
1 Habilitierter<br />
2 fast Habilitierte<br />
5 Promovierte<br />
Nicht alle von uns angenommenen Untersuchungskategorien waren als eindeutige<br />
Differenzierungsmerkmale innerhalb der Gruppe der Externen <strong>LektorInnen</strong>/Freien<br />
WissenschafterInnen zutreffend. So wurde zwar in den Interviews eine Unterscheidung der<br />
Universitätsstandorte in Zentrum <strong>und</strong> Peripherie getroffen –definiert durch die Nähe zu<br />
Forschungsinstitutionen, Ministerien, Forschungsförderungsstellen, Bibliotheken, Archiven –, diese<br />
wirkte sich jedoch unabhängig vom Ausgangsstandort/ständigen Wohnort für die Befragten<br />
biographisch unterschiedlich aus bzw. wurde verschieden “genutzt”, etwa durch wechselnde<br />
Lehraufträge in Zentrum <strong>und</strong> Peripherie. Aufgr<strong>und</strong> unseres eingeschränkten Samples können wir dazu<br />
jedoch keine eindeutige Aussage treffen.<br />
Auch geschlechtsspezifische Unterschiede sind in den Interviews mit Externen <strong>LektorInnen</strong> ein<br />
rezessives Thema. Angesprochen werden geschlechtsspezifisch unterschiedliche Förderbeziehungen<br />
<strong>und</strong> Formen der Zusammenarbeit. Abgesehen davon ließen sich aber keine eindeutig<br />
geschlechtsspezifischen Deutungen an den Texten festmachen. Signifikante Unterschiede zwischen<br />
Männern <strong>und</strong> Frauen lassen sich aber vermutlich auf der Ebene latenter Bedeutungen feststellen. Die<br />
dazu notwendigen Fallrekonstruktionen konnten im Rahmen dieses Projektes jedoch nicht geleistet<br />
werden.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich soll festgehalten werden, daß die von uns befragten Externen <strong>LektorInnen</strong> <strong>und</strong> Freien<br />
WissenschafterInnen nur einen Ausschnitt der heterogenen Gesamtgruppe der Externen <strong>LektorInnen</strong><br />
repräsentieren.<br />
Der Aufbau des folgenden Kapitels folgt einerseits der Bewegung von Verläufen <strong>und</strong> Statuspassagen,<br />
andererseits Zustandsbeschreibungen <strong>und</strong> Themenfeldern, die für die Identität der Gruppe der<br />
Externen <strong>LektorInnen</strong>/Freien WissenschafterInnen konstitutiv sind: Beginnend mit dem Übergang von<br />
Studium zu <strong>LektorInnen</strong>- <strong>und</strong> Freien WissenschafterInnen-Dasein wird das Verhältnis zur Universität<br />
bzw. zum Institut geschildert, die Einbindung auf den Instituten <strong>und</strong> der Alltag der <strong>LektorInnen</strong>tätigkeit.<br />
Die Selbstbilder der Befragten, ihr Wissenschaftsbegriff, ihre Einstellung zu Themen <strong>und</strong> Inhalten des<br />
wissenschaftlichen Arbeitens, ihre Identität als Externe <strong>LektorInnen</strong> <strong>und</strong> Freie WissenschafterInnen<br />
bilden einen zweiten Schwerpunkt. Ein wesentlicher Aspekt ihres ambivalenten Status resultiert aus<br />
diskontinuierlichen <strong>und</strong> prekären Einkommensverhältnissen, die in einem dritten Teil behandelt<br />
81