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Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

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Wir wählten als Untersuchungsmethode den narrativen lebensgeschichtlichen Ansatz <strong>und</strong> dessen<br />

textanalytische Interpretationsangebote, da es uns auch um Fragen nach biographischen<br />

Einstiegen/Übergängen/Ausstiegen zum/aus dem Lebenslauf als Externe LektorIn <strong>und</strong> FreieR<br />

WissenschafterIn ging. Wie wurde die Statuspassage vom Studierenden zum/zur LektorIn bewältigt?<br />

Wie kam es zu dieser Laufbahn? Wurde beim Übergang vom Studium eine bewußte Entscheidung<br />

getroffen? Welche Faktoren gaben für diese Berufswahl den Ausschlag? Gab es damals oder später<br />

bewußte Strategien in Richtung einer Karriere? Wurden zu einem späteren Zeitpunkt bewußte<br />

Karriereschritte gesetzt?<br />

Das Wort “Karriere” wurde im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert aus dem Französischen “carri re”, Rennbahn, Laufbahn<br />

entlehnt <strong>und</strong> geht auf das Spätlateinische “(via) carraria” zurück. Das Stammwort stammt aus dem<br />

Gallisch-lateinischen: “Carrus” bedeutet Wagen 100 <strong>und</strong> auch “Lauf” oder “Laufbahn”; “in der Reitkunst<br />

die schnellste Gangart des Pferdes.” 101 Was bedeutet das für die Freien WissenschafterInnen <strong>und</strong><br />

Externen <strong>LektorInnen</strong>, was ist ihr Tempo <strong>und</strong> zu welchem Ziel engagieren sie sich für diese Laufbahn?<br />

“Karriere” hat in den Interviews unseres Samples unterschiedliche – meist negative – Konnotationen:<br />

Meist wird “Karriere” mit geplantem Aufstieg, mit opportunistischer Anpassung an vorherrschende<br />

akademische Spielregeln assoziiert. 102 Von Karriere wird in den Interviews mit Externen <strong>LektorInnen</strong><br />

<strong>und</strong> Freien WissenschafterInnen – wenig überraschend – kaum <strong>und</strong> wenn dann nur im<br />

Zusammenhang einer unwahrscheinlich gewordenen “universitären Karriere” (eine Interviewpartnerin<br />

nennt sie “diese ganz banale Karriere”) gesprochen. Gegenwärtig dominiert das Gefühl der<br />

Unsicherheit, den beruflichen Fortgang im akademischen Wissenschaftsbereich noch steuern zu<br />

können. Die Planbarkeit <strong>und</strong> lebenslange Ausrichtung –Kennzeichen von Karriere – scheinen im Feld<br />

von Freier Wissenschaft <strong>und</strong> Externer Lehre verlorengegangen. Anscheinend ist die<br />

WissenschafterInnenkarriere aber nach wie vor nur institutionell denkbar, fehlen doch alternative<br />

Vorbilder außerhalb dieses Bereichs.<br />

Das Wort “Job”, welches im 14. Jahrh<strong>und</strong>ert einen Klumpen oder eine Ladung, die herumgeschoben<br />

werden konnte, bezeichnete 103 , scheint in den Interviews mehr für einen pragmatischen, primär<br />

finanziell orientierten <strong>und</strong> eher gestückelten Berufsweg zu stehen. Für die Tätigkeit als ExterneR<br />

LektorIn <strong>und</strong> FreieR WisssenschafterIn wird von unseren InterviewpartnerInnen keine der beiden<br />

Bezeichnungen gewählt. Jobs werden primär als vorübergehende Notlösungen angesehen, um das<br />

100 DUDEN. Das Herkunftswörterbuch, Mannheim 1963, S. 313.<br />

101 MEYERS Conversations-Lexikon Leipzig, Wien, 1895, Bd. 9, S. 964<br />

102 Vgl. auch die Ergebnisse von BALDAUF, Anette; Griesebner, Andrea: Förderung von Frauen <strong>und</strong><br />

Frauenforschung/feministische Forschung. Forschungsbericht, Wien 1991, S. 105/106.<br />

103 Vgl. SENNETT, S. 10.<br />

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