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Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

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1.4. Kontinuität <strong>und</strong> Segmentation – Zu Arbeitswelt, Arbeitsmarkt <strong>und</strong> Auftragsmarkt<br />

für Externe <strong>LektorInnen</strong>/Freie WissenschafterInnen<br />

“Wissenschaft als Beruf”erscheint immer noch – trotz der innigen Warnungen vor Brotlosigkeit <strong>und</strong><br />

Frustration, mit denen der berühmte, 1919 gehaltene Vortrag Max Webers anhebt 88 – allein im<br />

Rahmen eines geschützten, internen Arbeitsmarkt wie ihn Universitäten <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>lagenfinanzierte<br />

außeruniversitäre Forschungseinrichtungen bieten, denkbar. Der Arbeitsmarkt für WissenschafterInnen<br />

kann als Musterbeispiel für den “internen” bzw. “ersten” Arbeitsmarkt im Rahmen der<br />

segmentationstheoretischen Ansätze der Arbeitsmarkttheorie gesehen werden. Insgesamt zeichnen<br />

sich ForscherInnenkarrieren aus durch<br />

- hohe Zugangsbarrieren<br />

- vergleichsweise hohes Einkommen <strong>und</strong><br />

- hohe Beschäftigungsstabilität (bwz. geringes Arbeitslosigkeitsrisiko).<br />

Alle drei Charakteristika verdanken sich dem Ausschluß von Marktmechanismen durch institutionelle<br />

Vorkehrungen (z. B. Beamtenrecht, gewerkschaftliche Organisation usw.).<br />

Daß WissenschafterInnen zu den vergleichsweise privilegiertesten gesellschaftlichen<br />

Klassenfraktionen gehören, wird gemeinhin mit der relativen Seltenheit ihrer Qualifikationen bzw. mit<br />

den hohen individuell <strong>und</strong> kollektiv erbrachten Investitionen in das spezifische “human capital”in<br />

Zusammenhang gebracht <strong>und</strong> damit die Position der “Insider” gegenüber der Position der “Outsider” 89<br />

stark privilegiert. Die vorliegende Studie zu Selbstverständnis <strong>und</strong> Situation Externer <strong>LektorInnen</strong> <strong>und</strong><br />

Freier WissenschafterInnen versucht nun, diesen notwendigerweise bestehenden externen, “zweiten”<br />

Arbeitsmarkt in den Blick zu bekommen, der sich einerseits – hinsichtlich der ausgeführten Tätigkeiten<br />

<strong>und</strong> den Arbeitsbedingungen – nur graduell vom internen, “ersten” Arbeitsmarkt unterscheidet (vgl.<br />

dazu das folgende Kapitel 1.4.1.), der sich aber andererseits völlig gegensätzlich bzw. komplementär<br />

zum geschützten Bereich verhält: Vorteile des geschützten Bereichs lassen sich über weite Strecken<br />

als institutionalisierte Benachteiligungen des ungeschützten Bereichs interpretieren.<br />

Während die relative Entwertung akademischer Bildungstitel durch die massive Expansion des<br />

tertiären Bildungsbereichs in zahlreichen Studien beschrieben wurde 90 , fand die analog verlaufende<br />

88 WEBER, Max: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, S. 582-613<br />

89 die – wie in kulturellen Produktionsfeldern üblich – weitgehend unsichtbar bleiben, als Ausge-schlossene nur<br />

bedingt durch Aufzeichnungsinstrumente – wie etwa der Arbeitlosenstatistik – dem Feld zugerechnet werden,<br />

sondern zumeist – allein durch das Merkmal Studienabschluß identifizierbar – in anderen Berufsfeldern aufgehen.<br />

90 Vgl. z. B. die klassischen Studien zur Inflation der Bildungstitel: BOURDIEU, Pierre;Boltanski, Luc; Saint<br />

Martin, Monique de; Maldidier, Pascale: Titel <strong>und</strong> Stelle– Über die Reproduktion sozialer Macht, Frankfurt am<br />

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