05.09.2013 Aufrufe

Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Forschende die geringere Eingeb<strong>und</strong>enheit in die institutionellen Zwänge <strong>und</strong> Riten verkrusteter<br />

universitärer Strukturen den Erhalt einer größeren Offenheit gegenüber gesamtgesellschaftlichen<br />

Realitäten <strong>und</strong> internationalen theoretischen <strong>und</strong> sozialen Bewegungen. Für den einzelnen beinhaltet<br />

diese Positionierung also die Möglichkeit, innovativen Impulsen auch längerfristig aufgeschlossen<br />

gegenüber zu stehen <strong>und</strong> sich seine geistige Mobilität zu erhalten. Diese für die österreichische<br />

Wissenschaftslandschaft durchaus bedeutsamen Vorteile einer Situierung am Rand können<br />

feministisch Lehrende <strong>und</strong> Forschende jedoch nur nutzen bzw. für alle nutzbar machen, wenn eine<br />

wechselseitige Permeabilität des universitären Feldes erreicht werden kann. Ein hierfür erarbeiteter<br />

Vorschlag beinhaltet die Gründung von “Marie-Jahoda-Institute” für den geistes- <strong>und</strong><br />

sozialwissenschaftlichen Bereich <strong>und</strong> “Lise-Meitner-Institute” für den technisch-<br />

naturwissenschaftlichen Bereich, die, ähnlich den Boltzmann-Instituten, im Austausch gegen eine<br />

finanzielle <strong>und</strong> strukturelle Anbindung an Universitätsinstitute für diese einen “brainpool” für den<br />

“Gender-Aspekt” darstellen sollen. 86 Inwiefern Externe <strong>LektorInnen</strong> <strong>und</strong> Freie WissenschaftlerInnen<br />

mit feministischem Schwerpunkt davon profitieren könnten, müßte konkreter ausgearbeitet werden.<br />

Die soziale Flexibilität, die offenbar notwendigerweise mit der nur bedingt frei gewählten ökonomisch<br />

marginalen Situierung im Wissenschaftsbetrieb einhergeht, nutzen feministische Wissenschafterinnen<br />

in Österreich noch auf eine andere Weise. In bewährter Weise der Zweiten Frauenbewegung nutzen<br />

sie die bestehenden, sogenannten autonomen, feministischen Einrichtungen nicht nur als Orte des<br />

Rückzugs <strong>und</strong> kontinuierlichen inhaltlichen Austausches, an denen die Zugehörigkeit zur einen oder<br />

anderen universitären Statusgruppe in den Hintergr<strong>und</strong> tritt, sondern auch zu institutionellen<br />

Kooperationen, die oft aufgr<strong>und</strong> beidseitiger prekärerökonomischer Lage Veranstaltungen erst<br />

ermöglichen. Zahlreiche Berichte in den beiden eben erwähnten Bänden “Innovationen 1 + 2” heben<br />

diesen Aspekt des Austauschs zwischen innerhalb <strong>und</strong> außerhalb der Institutionen angesiedelten<br />

Forscherinnen sehr positiv hervor. 87 Ingrisch/Lichtenberger-Fenz sprechen auch von einem<br />

unsichtbaren Geflecht persönlicher Unterstützungsnetzwerke, mittels derer feministische<br />

Wissenschafterinnen ihre berufliche <strong>und</strong> persönliche Identität in <strong>und</strong> am Wissenschaftsbetrieb<br />

geschaffen haben.<br />

Dieser auffallend positive Bezug <strong>und</strong> die dezidierte Rückbindung an Institutionen <strong>und</strong> Verbindungen<br />

der feministischen Bewegungen widerspricht nicht nur allen Grabreden, die der Frauenbewegung in<br />

den letzten Jahren gehalten worden sind, sondern stellt eine Kehrseite der Zuspitzungsthese dar,<br />

insofern feministische Externe Lektorinnen <strong>und</strong> Freie Wissenschafterinnen ihre nur bedingt frei<br />

gewählte Positionierung am Rand des Universitätssystems vielfältig <strong>und</strong> kreativ zu nutzen wissen.<br />

86 Vgl. Weißbuch, S. 61<br />

87 Vgl. hierzu auch RIESER 1998; INGRISCH 1999, S. 233-251<br />

53

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!