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Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

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feministisch Forschender <strong>und</strong> Lehrender zu bilden, das das Verlassen der Ränder in jede Richtung zu<br />

verhindern scheint.<br />

Der sechste Faktor betrifft die langfristige Lebens- <strong>und</strong> Berufsplanung. Einerseits scheint durch die<br />

wachsende Nachfrage an feministischer Lehre <strong>und</strong> Forschung zumindest für viele Frauen in dieser ein<br />

vielversprechendes oder zumindest Zukunft verheißendes Berufsbild zu bestehen. Auf der anderen<br />

Seite scheinen sich durch eine kontinuierliche Konzentration auf feministische Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />

alternative Berufsaussichten stark zu verringern. Zwar betonen die interviewten Wissenschaftlerinnen<br />

vieler Studien sehr oft die Zufälligkeit <strong>und</strong> Unerwartetheit ihrer Karriere, jedoch wurde auch gezeigt,<br />

daß dies eher zum zu präsentierenden, bescheidenen Selbstbild einer bestimmten<br />

Wissenschaftlerinnen-Generation gehört, als daß es auf eine tatsächliche berufsbiographische<br />

Planlosigkeit hinweist. 81 Darüber hinaus scheinen jüngere Wissenschaftlerinnen von Anfang an<br />

selbstverständlicher <strong>und</strong> verantwortungsbewußter mit dem Berufsverlauf umzugehen. 82<br />

Dies dürfte bei feministisch Lehrenden <strong>und</strong> Forschenden ein Spannungsverhältnis zwischen<br />

Zukunftsorientiertheit <strong>und</strong> Fatalismus aufzubauen, dem es dringend Maßnahmen entgegenzusetzen<br />

gilt.<br />

In den beiden vor kurzem erschienenen Bänden der Materialien zur Förderung von Frauen in der<br />

Wissenschaft, Band 9 “Innovationen: Standpunkte feministischer Forschung <strong>und</strong> Lehre” 83 wird<br />

deutlich, welche Diskrepanz besteht zwischen der Differenziertheit der disziplinären <strong>und</strong><br />

transdisziplinären feministischen Ansätze an den verschiedenen Instituten, Fakultäten <strong>und</strong><br />

Universitäten <strong>und</strong> ihrer institutionellen <strong>und</strong> monetären Absicherung. 84 Gilt der Lehrauftrag bisher<br />

generell als klassischer Einstieg in eine universitäre WissenschaftlerInnen-Laufbahn, so muß für den<br />

feministischen Lehrauftrag festgestellt werden, daß er bisher eher den Ausgangspunkt für eine<br />

marginale Situierung im universitären Wissenschaftsbetrieb darstellt. 85 Auch in dieser Hinsicht wird die<br />

These von der Zuspitzung der ökonomischen <strong>und</strong> psychosozialen beruflichen Situation, bzw. der<br />

Klassen- <strong>und</strong> Standesposition von mit feministischer Perspektive Lehrender <strong>und</strong> Forschender unter<br />

den Externen <strong>LektorInnen</strong> <strong>und</strong> Freien Wissenschafterinnen bestätigt.<br />

Nicht unter allen Bedingungen <strong>und</strong> in jeder Hinsicht ist die Positionierung am Rand des<br />

Universitätsbetriebs eine unattraktive. Auf längere Sicht bedeutet für feministisch Lehrende <strong>und</strong><br />

81 Vgl. WETTERER, Angelika: “Es hat sich alles so ergeben, meinen Wünschen entsprechend” – Über die Plan-<br />

Losigkeit weiblicher Karrieren in der Wissenschaft. In: BATHE, Silvia u. a. (Hg.): Frauen in der Hochschule:<br />

Lehren <strong>und</strong> Lernen im Wissenschaftsbetrieb, Weinheim 1989, S. 142–157<br />

82 Vgl. INGRISCH 1999, S. 124-128<br />

83 BIRKHAN 1999<br />

84 Vgl. BIRKHAN1999 <strong>und</strong> HEY 1999<br />

85 Abgesehen von KollegInnen, die als sogenannte TrittbrettfahrerInnen sich – von Zeit zu Zeit – den Ruf,<br />

feministische Theorie zu lehren, auch gefallen lassen.<br />

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