Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen
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<strong>und</strong> Ministerien, für die ein offensichtlicher Bedarf an gesellschaftsorientierter bzw. politikrelevanter<br />
feministischer Forschung besteht. 78 Bei diesen Stellen scheint ein zwingenderer Handlungsdruck als<br />
für die Universitäten zu bestehen, die sich als wissenschaftliche Institutionen offenbar nach wie vor auf<br />
einer nur mittelbar mit anderen gesellschaftlichen Bereichen verb<strong>und</strong>enen Reflexionsebene<br />
imaginieren können. 79<br />
Auch zwischen Faktor drei <strong>und</strong> Faktor vier gibt es ein Spannungsverhältnis, insofern ein<br />
offensichtlicher gesellschaftlicher Bedarf an qualifizierten feministischen Forschungen besteht, die<br />
Universität als maßgeblicher Ort einer solchen Qualifizierung dieser jedoch nach wie vor ambivalent<br />
gegenübersteht. Sowohl dieses als auch das erste Spannungsverhältnis scheint sich in der Person der<br />
feministisch Lehrenden <strong>und</strong> Forschenden zu situieren bzw. auszutragen, die sich ja notwendigerweise<br />
in ihrer beruflichen Identität zum Wissenschaftsbetrieb positionieren müssen. Das heißt, auch in<br />
wissenschaftspolitischer Hinsicht zeigt sich die prekäre Lage Externer Lehrender <strong>und</strong> Freier<br />
Forschender in zugespitzter Form bei denjenigen mit feministischen Inhalten, da die Abhängigkeit vom<br />
politischen Willen inner- <strong>und</strong> außeruniversitärer EntscheidungsträgerInnen bezüglich Forschungs- <strong>und</strong><br />
Lehrinhalten evident ist.<br />
Der fünfte Faktor bezeichnet die prekäre Art der Finanzierung feministischer Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />
durch Sondereinrichtungen, wie zum Beispiel den sogenannten Frauentopf für feministische<br />
Lehraufträge oder den gegenwärtigen Forschungsschwerpunkt “Politikrelevante Hochschulforschung:<br />
Frauen in Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung”des Wissenschaftsministeriums, der mit einem minimalen<br />
Budget fünf Auftragsforschungen mit einer Laufzeit von einem Jahr finanziert. Da in der<br />
gegenwärtigen wissenschaftspolitischen Situation feministische Lehre <strong>und</strong> Forschung sich nur in<br />
einem geringen Ausmaß über die Universitäten finanzieren kann, sind feministische<br />
Wissenschafterinnen in einem erhöhten Ausmaß auf kontinuierliche <strong>und</strong> verläßliche außeruniversitäre<br />
Finanzierung ihrer Lehre <strong>und</strong> Forschung angewiesen, um nicht durch sogenannte “Brotjobs”von ihrer<br />
wissenschaftlichen Arbeit abgehalten zu werden oder völlig in andere Berufszweige abzuwandern. 80<br />
Diese Finanzierung feministischer Lehre <strong>und</strong> Forschung in Form von schlecht ausgestatteten<br />
kurzfristigen Sondereinrichtungen scheint ebenfalls ein Spannungsverhältnis zwischen finanzieller<br />
(wenngleich geringfügiger) Anerkennung <strong>und</strong> längerfristiger sozioökonomischer Absicherung<br />
78 Als Beispiel sei hier auf die laufenden Projekte aus dem Forschungsschwerpunkt “Politikrelevante<br />
Hochschulforschung: Frauen in Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung” des BMWV verwiesen.<br />
79 Vgl. GEHMACHER, Johanna; Singer, Mona: Feministische Forschung in Österreich. Eine Geschichte zur<br />
Fortsetzung. In: LUTTER, Christine; Menasse-Wiesbauer, Elisabeth (Hg.): Frauenforschung, feministische<br />
Forschung, Gender Studies. Entwicklungen <strong>und</strong> Perspektiven, Wien 1999, S. 19–40; KLINGER, Cornelia:<br />
Essentialismus, Universalismus <strong>und</strong> feministische Politik. In: Lutter 1999, S. 95–115<br />
80 Vgl. BIRKHAN 1999 <strong>und</strong> HEY1999<br />
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