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Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

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Studienpläne trotz guter Erfahrungen von neuem argumentiert <strong>und</strong> erkämpft werden (wie z.B.<br />

Publizistik). Für manche Universitäten bietet die Notwendigkeit der Erarbeitung neuer Curricula die<br />

Chance, feministische Lehre erstmals in ihr Studienangebot aufzunehmen oder umfassend zu<br />

koordinieren (wie z. B. Universität für Bodenkultur Wien <strong>und</strong> TU Wien). Manche Institute gehen weit<br />

über solche erste Schritte hinaus. Österreichweiten Pionierinnen-Charakter hat das Projekt<br />

feministische Studien am Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Innsbruck, wo ab dem<br />

Studienjahr 1999/2000 ein Studiengang “Feministische Gesellschafts- <strong>und</strong> Kulturwissenschaften” als<br />

interfaktultäres Wahlfach eingerichtet ist, das Studierende aller Fakultäten neben ihrem Hauptfach<br />

wählen können. Da das Ganze jedoch nur als sogenanntes kostenneutrales Modellprojekt eingerichtet<br />

werden konnte, bleibt offen, wie sich das Projekt auf Österreichs Externe Lektorinnen mit dieser<br />

Spezialisierung auswirken wird.<br />

Schon zwischen dem ersten <strong>und</strong> dem zweiten Faktor wird eine erhebliche Spannung deutlich:<br />

Nachfrage, Interesse <strong>und</strong> Wertschätzung feministischer Lehre von studentischer Seite auf der einen<br />

Seite, mangelnde Anerkennung, Etablierung <strong>und</strong> Kontinuität versprechende Institutionalisierung<br />

feministischer Lehre in den Studienrichtungen auf der anderen Seite. Aufgr<strong>und</strong> der expliziten <strong>und</strong><br />

analysierten ökonomischen <strong>und</strong> politischen Sonderstellung von feministischer Lehre im<br />

Universitätsbetrieb bestätigt sich an dieser Stelle die These von der Zuspitzung der sozioökonomische<br />

Situation <strong>und</strong> der beruflichen Identität von feministisch orientierten Externen Lehrbeauftragten <strong>und</strong><br />

Freien WissenschafterInnen.<br />

Der dritte Faktor besteht in der Ermöglichung des Ablegens von Prüfungen bzw. Schreibens von<br />

Seminararbeiten <strong>und</strong> evtl. Diplomarbeiten oder Dissertationen im Bereich feministischer Forschung.<br />

Diese Möglichkeit, sich mit einem feministischen Thema fachlich qualifizieren zu können, ist ein<br />

entscheidender Schritt in Hinblick auf die Anerkennung der “Gleichwertigkeit der Frauen- <strong>und</strong><br />

Geschlechterforschung mit anderen Forschungsbereichen” nach Paragraph 3, Absatz 7 des UniStG. 77<br />

Schon bei der Auswahl des Dissertationsthemas <strong>und</strong> insbesondere des Habilitationsthemas, also den<br />

beiden entscheidenden Stufen der Initiation in den etablierten Wissenschaftsbetrieb, gibt es ein<br />

Auseinanderklaffen zwischen der formellen Möglichkeit einer feministischen Themenstellung <strong>und</strong> dem<br />

informellen Abraten, eine solche Forschungsperspektive zu übernehmen. Dies geschieht oft als gut<br />

gemeinter Rat von Seiten potentieller BetreuerInnen in Hinblick auf das Erschweren einer eventuellen<br />

wissenschaftlichen Karriere.<br />

Der vierte Faktor bezeichnet die wachsende Nachfrage nach feministischer Forschung durch<br />

AuftraggeberInnen, die nicht dem universitären Bereich entstammen. Dies sind oft öffentliche Stellen<br />

77 Vgl. auch RATZER, Brigitte;Mraz, Gabriele: Wie ein Kaktus in der Wüste– Lebenszeichen einer feministischen<br />

Technikforschung. In: Hey 1999, S. 63<br />

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