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Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

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Kontinuität)<br />

Der Lehrauftrag gilt immer noch – wenngleich mit radikal gesunkener Wahrscheinlichkeit einer<br />

darauffolgenden Anstellung – als Einstiegsmöglichkeit bzw. als Mittel zur Förderung eines<br />

selektionierten Nachwuchses (relativ wenige Stellen, daher Lehraufträge <strong>und</strong> Mitarbeit in<br />

Forschungsprojekten als Rekrutierungsfelder, von denen die Lehre <strong>und</strong> Forschung an den<br />

Hochschulen auch substantiell abhängig ist/war). Dies gilt nicht nur, weil er eine unumgängliche<br />

Etappe auf dem Weg zur Habilitation ist, sondern auch, weil er oftmals schon vor der Entscheidung für<br />

diesen Weg eine Art von vielversprechendem Initiations- <strong>und</strong> Aufnahmeritual darstellt, über das ein<br />

Mentoringverhältnis weitergeführt wird. 47 Diese kontinuitätssichernden Rituale <strong>und</strong> Strategien tragen<br />

zugleich dazu bei, viele alteingesessene Disziplinen angesichts wachsender Disziplinenentgrenzung<br />

im Zuge von wissenschafts-theoretischer Kritik <strong>und</strong> zunehmender Bedeutung der Inter- <strong>und</strong><br />

Transdisziplinarität vor ihrer befürchteten Auflösung zu bewahren. Solche Strategien drohen allerdings<br />

aufzuweichen, wenn die Lehrbeauftragten organisiert auf ihren Status verweisen <strong>und</strong> diesen<br />

wissenschaftlich begründen, oder wenn sie die Lehrauftragskontingente als Arbeitsmarkt betrachten, in<br />

dem ebenso transparente Zugangs- <strong>und</strong> Ausschreibungsregeln gelten sollen als anderswo. 48<br />

1.2.1.4.1. Nachwuchs als <strong>Zwischen</strong>status<br />

Ein Aspekt, der zur Erhellung der quantitativen <strong>und</strong> qualitativen Untersuchung wichtig erscheint, ist die<br />

Tatsache, daß Externe/Freie, als immer jüngerer Nachwuchs in einem <strong>Zwischen</strong>stadium zwischen<br />

Studierendenstatus <strong>und</strong> Erwebstätigenstatus schweben, in dem der Übergang von der<br />

wissenschaftlichen Lernarbeit zur angemessen bezahlten Forschungsarbeit bzw. Werkvertragsarbeit<br />

fließend ist. Dieses Phänomenweist in mancher Hinsicht Parallelen zur Lehrlingsproblematik auf. Dazu<br />

kommt, daß die Erlangung von symbolischem Kapital, um sich als WissenschafterIn innerhalb der<br />

47 Es darf dabei aber nicht vergessen werden, daß gerade der jüngere Nachwuchs nach dem Sudienabschluß<br />

auch zu nahezu gänzlich unentgeltlicher Lehre angeheuert wird. Die TutorInnen-tätigkeit stellt hierbei die<br />

institutionelle Form einer Einschulung in die Lehrtätigkeit dar. Was die tatsächliche “Lehre zur Lehre” betrifft, so<br />

kann hier nur kurz auf das gleichsam totale Fehlen einer didaktischen Ausbildung der UniversitätslehrerInnen<br />

hingewiesen werden. Daß die erst seit den 80er Jahren funktionierende TutorInnenausbildung hier die einzige<br />

Form der “Lehre zur Lehre” darstellt, ist von besonderer Wichtigkeit. Das hiermit ebenfalls ein schwerwiegender<br />

Generationenbruch verb<strong>und</strong>en ist, bedarf keiner weiteren Erklärung.<br />

48 Nicht nur bei durchaus qualifizierten Lehrauftrags- sondern auch bei ebensolchen Habilitations-anträgen<br />

mancher “fremderer” Externer ist oft der Aufschrei zu vernehmen “da könnte ja jeder kommen”. Er ist in der<br />

Naivität seiner selbstverständlichen Voraussetzung, daß das rechtmäßigerweise nicht so zu sein hätte, geradezu<br />

entwaffnend.<br />

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