Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen
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Qualifizierter in Stagnationsphasen andererseits, ist ein altbekanntes Phänomen, das auch gemäß der<br />
in den jeweiligen Disziplinen vorhandenen Fluktuationen, Ausweichmärkten etc. variiert.<br />
Zur Eindämmung solcher Tendenzen gibt es bereits zahlreiche Empfehlungen. So schlägt etwa Hans<br />
Joas eine Vermehrung der professoralen Posten im Verhältnis zu den niedrigeren Positionen vor, das<br />
heißt eine tendenzielle Abflachung der Pyramide in der Personalstruktur, die bekanntlich am stärksten<br />
für die den Nachwuchs <strong>und</strong> die Forschungsproduktivität betreffenden Strukturprobleme verantwortlich<br />
ist. 44 Weiters empfiehlt er eine Ausgewogenheit zwischen befristeten <strong>und</strong> unbefristeten Posten, eine<br />
größtmögliche Bindung der Fixstellung an Qualifikationskriterien, sowie Einstiegsmöglichkeiten auf<br />
allen Ebenen. 45 Michael Daxner schlägt einen “Verbleibkorridor” für jüngere WissenschafterInnen vor,<br />
der mit einer relativ spät anzusetzenden Fixstellung einhergehen müsse <strong>und</strong> in diversen Formen<br />
struktureller An- <strong>und</strong> Einbindung an bzw. in die Universitäten bestehen sollte. 46<br />
Die Umsetzung solcher Vorschläge erscheint für die ungleich festgefahrenere Situation in Österreich<br />
umso dringlicher, insbesondere in Hinblick auf eine effektivere Frauenförderung im Bereich der<br />
Wissenschaften (BMWV e.a. 1999). Daß hier bei der Bestellung – trotz aller Aufrufe zur Mobilität <strong>und</strong><br />
Spezialisierung im Ausland – vorwiegend lokale, sogar familiäre Banden <strong>und</strong> Männernetzwerke über<br />
alle sonstigen Verbindlichkeiten hinaus entscheidend werden, ist vor allem von feministischen<br />
WissenschafterInnen hinlänglich kritisiert, aber, wenn nicht gar lautstark bestritten, im akademischen<br />
Establishment erst wenig oder nur in Form von Lippenbekenntnissen zur Kenntnis genommen worden.<br />
1.2.1.4. Die Verbindung zwischen Nachwuchsproblematik <strong>und</strong> Lehrbeauftragtenproblematik<br />
(personelle Reproduktion; Selektion <strong>und</strong> Förderung des Nachwuchses; dogmatische<br />
44 Es wird zu sehen sein, wie sich die durch die Vermehrung der Professorentitel (“Univ.-Doz” mit universitärer<br />
Anstellung werden “Ao. Profs”) im Zuge der letzten Dienstrechtsverhandlungen erzielte Erhöhung des Anteils der<br />
“ProfessorInnen” auf die Nachbesetzungspraxis, die erwähnte Pyramide <strong>und</strong> die Permeabilität zwischen<br />
Universität <strong>und</strong> außeruniversitärem Forschungsarbeitsmarkt auswirken wird. (Während die ehemaligen “Ao. Profs”<br />
per UOG ’93 zu “Profs” aufrückten, wurde 1996 allen habilitierten Universitätsbediensteten das Anrecht auf die<br />
Titelführung “Ao. Prof” (neu) zuerkannt. Diese neuen “Ao. Profs” sind aber weiterhin Mitglieder der Mittelbaukurie<br />
<strong>und</strong> nicht, wie ihr Amtstitel vermuten ließe, der ProfessorInnenkurie. Auf den ersten Blick erscheint zwar die<br />
zuweilen von VertreterInnen des Mittelbaus vorgebrachte Sorge bezüglich einer möglichen Auflösung des<br />
Kuriengleichgewichtsberechtigt (der Mittelbau wurde erst, allerdings auch auf Wunsch des internen Mittelbaus<br />
selbst, um die Externen vermindert <strong>und</strong> nun wahrscheinlich demnächst um die neuen “Ao. Profs”, denn es wird<br />
nicht auf plausible Weise an einer auf zwei Kurien aufgeteilten ProfessorInnenschaft festgehalten werden<br />
können). Doch demokratiepolitisch sind diese Sorgen eher fadenscheinig angesichts der Tatsache, daß das<br />
Kurienwahlrecht eine feudale Institution darstellt, die, dort wo sie etwas demokratischer, nämlich drittelparitätisch<br />
funktioniert, ohnehin nicht selten durch die übergeordnete Instanz, in der die Professorenkurie soviel Gewicht hat<br />
wie Mittelbau <strong>und</strong> Studierende zusammen, außer Kraft gesetzt wird.<br />
45 JOAS, Hans: Das deutsche Universitätssystem <strong>und</strong> die Karrieremöglichkeit junger Wissen-schaftler. In: Mayer,<br />
Karls Ulrich (Hg.): Generationsdynamik in der Forschung, Frankfurt am Main 1992, S. 110–122.<br />
46 DAXNER, Michael: Ist die Uni noch zu retten?, Reinbek bei Hamburg 1996.<br />
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