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Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

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die bei sechs Wochenst<strong>und</strong>en Lehre (lit. a) fixiert war. Diese Definition wurde, wie erwähnt, als<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die Fixstellung jener Lehrenden herangezogen, die in diesem St<strong>und</strong>enausmaß lehren,<br />

wonach die Vergabe von Lehraufträgen pro Person auf maximal sechs Wochenst<strong>und</strong>en beschränkt<br />

wurde. Die Tatsache, daß seit Jahren immer mehr Externe <strong>LektorInnen</strong>(/Freie WissenschafterInnen)<br />

aus vier bis sechs Wochenst<strong>und</strong>en remuneriertem Lehrauftrag (Äquivalent lit. a) ihr einziges<br />

regelmäßiges <strong>und</strong> damit hauptsächliches Einkommen beziehen, schien den gewerkschaftlichen<br />

StandesvertreterInnen, die diese Regelung damals mitdurchsetzten, unglaubwürdig. Was heißt also<br />

Existenz, <strong>und</strong> wie schnell relativiert sich ein Existenzminimum durch die Veränderung der Perspektive<br />

oder der jeweiligen Position <strong>und</strong> ökonomischen Situation derer, die sie gerade einnehmen <strong>und</strong> politisch<br />

als Norm vertreten, als Norm, unterhalb derer Existenz nicht mehr zu existieren möglich scheint?<br />

Ein wesentlicher Unterschied zwischen den heute ihr hauptsächliches Einkommen über den<br />

Lehrauftrag beziehenden Externen <strong>und</strong> den damaligen ExistenzlektorInnen liegt wohl darin, daß sich<br />

jene nicht mehr mit derselben Ausschließlichkeit wie diese als <strong>LektorInnen</strong> verstehen (können) <strong>und</strong><br />

das Gehalt für den Lehrauftrag eher als Subsistenzgr<strong>und</strong>lage zu sehen ist.<br />

In Zusammenhang mit dem Subsistenz-Status Externer/Freier ist sicherlich auch die Tatsache zu<br />

sehen, daß <strong>LektorInnen</strong> angesichts der im Verhältnis zum Anstieg der Studierendenzahlen sehr<br />

geringen Personalaufstockung an den Universitäten auch als eine Art Reservearmee im Lehrkörper<br />

fungierten <strong>und</strong> immer noch fungieren. Für die umstrittene Bezeichnung “SubsistenzlektorInnen” spricht<br />

der HeimarbeiterInnenstatus vieler Externer <strong>und</strong> Freier sowie die Tatsache, daß der Lehrauftrag<br />

oftmals tatsächlich die Subsistenz, also das “Auskommen” in einer wissenschfatlichen Karriere sichert,<br />

in der es vorerst um fachliche Qualifizierung <strong>und</strong> einen bestimmten Lebensstil geht. Bedenken, diesen<br />

Begriff einzuführen, gab es allerdings aufgr<strong>und</strong> der negativen Konnotation, die ihm in der<br />

Nationalökonomie im allgemeinen anhaftet. Nun ist aber sowohl aus der quantitativen Vorstudie als<br />

auch aus der nun vorliegenden, repräsentativeren Umfrage klar hervorgegangen, daß Externe/Freie<br />

häufig mittels ihrer Lehrauftragstätigkeit “subsistieren”, <strong>und</strong> zwar Frauen signifikant häufiger als<br />

Männer. Dies drängt nicht zuletzt den Gedanken an Mies, Thompson <strong>und</strong> Werlhofs Buch “Frauen, die<br />

letzte Kolonie” auf, in dem sie die hauptsächlich landwirtschaftliche, aber auch emotionale <strong>und</strong> sozio-<br />

reproduktive Subsistenzwirtschaft der Frauen untersuchen. Diese Subsistenzwirtschaft zeichnet sich<br />

ebenso wie jene der Lehrbeauftragten <strong>und</strong> einiger anderer “atypisch”Beschäftigter, das heißt teilweise<br />

oder nur “geringfügig Beschäftigter”, durch eine Mischung aus bezahlter <strong>und</strong> unbezahlter Arbeit aus;<br />

einer Arbeit, die jedenfalls als gesellschaftlich <strong>und</strong> makroökonomisch relevant anzusehen ist, auch<br />

wenn diese Relevanz von den meisten ökonomischen Theorien nicht oder nur zögernd berücksichtigt<br />

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