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Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

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Lehraufträgen betraut werden, zuweilen auch ohne danach gefragt zu haben (eine Ablehnung hätte<br />

jedoch meist fatale Konsequenzen für die Karriere, <strong>und</strong> insofern können diese Praktiken auch mit der<br />

weitgehend gesetzlich untersagten Arbeit auf Abruf verglichen werden). Bei den meisten PartnerInnen<br />

greift die Erforschung der Thematik auch auf Ansätze der Aktionsforschung zurück. 236<br />

Die trotz der massiven Unterschiede frappierend ähnlichen Probleme mit Innovationsfähigkeit,<br />

wissenschaftlicher Produktivität, aber vor allem mit sich darauf insgesamt negativ auswirkenden<br />

zyklischen Schwankungen in der Nachwuchs- bzw. Nachbesetzungspraxis, verweisen auf die Macht<br />

von übernational wirkenden Strukturmomenten sowie auf die von Staat zu Staat unterschiedlichen<br />

Eingeschränktheit der Wirkung staatlicher Regulierungsversuche. 237 Die wissenschaftlichen<br />

Mobilitäts- <strong>und</strong> Reserve-“Kohorten” der Externen <strong>und</strong> Freien WissenschafterInnen, deren Mobilität vor<br />

allem eine durch soziale Unsicherheit aufgezwungene <strong>und</strong> für viele eine sich zunehmend in<br />

Emmigration oder Ausstieg aus der Wissenschaft umwandelnde ist, sorgen dabei in mehrerer Hinsicht<br />

für die Abfederung von Konjunkturen. Die universitären Rekrutierungsvorgänge zeigen dabei<br />

großregionale Strukturparallelen auf: den im Mittelmeerraum in Anlehnung an das fränzösische Modell<br />

der Ausscheidungswettbewerbe (“concours”) institutionalisierten Aufnahmemodellen stehen die vor<br />

allem in Zentraleuropa stärker auf Kooptation basierenden Auswahlmechanismen gegenüber, wobei<br />

sich letztlich keine klare Trennlinie ziehen läßt. Die für Chancengleichheit <strong>und</strong> Impartialität bürgenden<br />

Vorselektionsprozesse der “concours” erweisen sich sehr oft als bloße Legitimation für die letzlich<br />

entscheidende Kooptation. 238<br />

Das EU-Projekt ist als vergleichende Studie konzipiert, wobei die Koordination von Österreich aus<br />

gemacht wird. Da wir mit dem vorliegenden Projekt mit der Erforschung der Situation in Österreich<br />

gegenüber den anderen PartnerInnen einen beträchtlichen Vorsprung haben, wird die Arbeit des<br />

österreichischen Forschungsteams sich hauptsächlich auf den Vergleich konzentrieren, der<br />

erfahrungsgemäß in EU-Projekten zu kurz kommt.<br />

Das Projekt soll an der Universität Wien angesiedelt sein <strong>und</strong> wird im Zuge der von 15. Jänner bis 28.<br />

April offenen Ausschreibung im Rahmen der Leitaktion “Sozioökonomische Wissensgr<strong>und</strong>lage” unter<br />

dem Forschungsschwerpunkt 2 eingereicht.<br />

236 Siehe Kapitel 4.1.<br />

237 Siehe vor allem ENDERS 1996 für Deutschland.<br />

238 So wurde das von Vidal-Naquet vorgeschlagene Auswahlsystem, demnach die Gutachter für die “concours”<br />

des CNU (Conseil National Universitaire) per Los bestimmt wurden, nach einem Jahr wieder ausgesetzt, obwohl<br />

oder weil es die genannten Ziele des republikanischen Bildungssystems effektiver umsetzte.<br />

238

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