Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen
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4.4.2. Nationale/Internationale Wissenschafts- bzw. Forschungspolitik<br />
Eine felderübergreifende Einigkeit der Expertinnen gibt es bei der Einschätzung der ExpertInnen<br />
hinsichtlich nationaler/EU-Wissenschaftspolitik <strong>und</strong> der Notwendigkeit einer nationalen<br />
Forschungspolitik.<br />
“Die nationale Forschungspolitik erübrigt sich nicht durch europäische Forschungspolitik, es macht<br />
Sinn, internationale Standards reinzuholen, man kann nicht sagen: nur was europäisch zählt, ist<br />
gute Forschung.” (Gespräch Klaus Taschwer)<br />
“Die EU ist ein politischer Verein <strong>und</strong> die Forschungsprogramme der EU sind genauso orientiert wie<br />
es die EU ist, würde ich einmal sagen. Und insofern würde ich es für sehr gefährlich halten die EU-<br />
Wissenschaftspolitik zu einer nationalen Wissenschaftspolitik zu machen. Und ich glaube – wie in<br />
vielen Fällen – ist das Spannungsverhältnis das Gute daran. Ich würde es für eine Katastrophe<br />
halten, wenn wir unsere Politik ständig angleichen würden in diese Richtung.”(Gesprächszitat: Felt)<br />
“Ich finde eine nationale Forschungslandschaft, die sich auch als solche präsentiert, sehr wichtig<br />
<strong>und</strong> ich glaube, daß die Länder, wo es diese externe Forschungsszene wie in Österreich gibt, auch<br />
wenn sie noch so klein ist (in Deutschland ist es ja lange nicht so), derzeit von der Kommission<br />
insofern sehr positiv wahrgenommen werden, weil sie sich sehr lebhaft auch im<br />
sozialwissenschaftlichen Bereich an den Ausschreibungen der Forschungsprogramme beteiligen.<br />
Dort sind sie sichtbar. In anderen Bereichen weniger, es gibt ja auch wenig naturwissenschaftliche<br />
private Institute, das ist sehr stark auf die Sozial- <strong>und</strong> Geisteswissenschaften konzentriert. Ob sie in<br />
einer gesamteuropäischen Entwicklung überleben können, weiß ich nicht, die Tendenzen, das doch<br />
auf die institutionelle Ebene von Großforschungseinrichtungen zu stellen, sind überall sehr groß. Die<br />
Tendenzen bei den Sozial- <strong>und</strong> Geisteswissenschaften, zu grösseren Forschungseinheiten<br />
überzugehen <strong>und</strong> die kleineren Institut zu kappen, sind glaube ich ident (...). Die differenzierte bunte<br />
Forschungslandschaft –das ist das was mir gefällt, dazu gehören auch diese kleineren Institute, <strong>und</strong><br />
EinzelforscherInnen, das gehört zusammen, alles was vereinheitlicht, traditionell institutionalisiert,<br />
gleich ist, ist für Forschung, glaube ich, multikontraindiziert. Forschung braucht mehr<br />
Verschiedenes, Buntes, verschiedene Leute, verschiedene Ansätze, verschiedene Disziplinen, in<br />
Österreich sind sie noch zu sehr als abgeschlossenen Ganzes sichtbar. Wenn man das schaffen<br />
könnte, ein nationale Forschungslandschaft, die sich aus all diesen Elementen zusammensetzt <strong>und</strong><br />
gemeinsam was Gescheites macht, dann könnte man sich in der EU, glaube ich, sehr gut<br />
behaupten. Da hätten wir vieles voraus.” (Gesprächszitat:König)<br />
Differenziert wird hinsichtlich der Möglichkeiten einer Beteiligung im Bereich von EU-Forschungen <strong>und</strong><br />
der Notwendigkeit einer institutionalisierten Verankerung. Hier wird von den ExpertInnen des<br />
außeruniversitären Feldes signifikant formuliert, daß das Fehlen einer institutionellen Anbindung der<br />
Externen <strong>und</strong> Freien WissenschafterInnen einem Ausschluß aus dem EU-Förderungsbereich<br />
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