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Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

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teurer. Ich weiß nicht, wenn der Staat so reich wäre <strong>und</strong> sagen könnte, w<strong>und</strong>erbar, wenn du<br />

habilitiert bist, garantier’ ich dir deinen Posten, wär’ es schön. Nichteinmal die “subauspiciis”-Leute,<br />

das war einmal, das war die einzige, die einzige Möglichkeit tatsächlich über Leistung zu einem<br />

garantierten Staatsjob zu kommen, das hat es bis vor ein paar Jahren gegeben, das ist auch<br />

abgeschafft worden, weil es nicht mehr finanzierbar war <strong>und</strong> natürlich auch ein bissel Mißbrauch<br />

getrieben worden ist, wie immer in solchen Fällen <strong>und</strong> ich gehe jede Wette ein, daß es dann auch<br />

Gefälligkeitshabilitationen geben würde, eh schon 40, drei Kinder, also habilitieren wir ihn, dann hat<br />

er einen Job.”(Gesprächszitat: Weber)<br />

“IP: Wenn ich von Nachwuchs spreche, unreflektiert jetzt, wenn ich jetzt nachdenke, was ich unter<br />

Nachwuchs verstehe – <strong>und</strong> das ist wieder geprägt von diesem außeruniversitären<br />

Forschungsbereich, dann sind das Personen, die kurz mit dem Studium fertig sind, also<br />

AkademikerInnen sind <strong>und</strong> noch nicht die Möglichkeiten hatten, entsprechende<br />

Forschungserfahrungen, wissenschaftliche Erfahrungen zu sammeln, um auf dem freien Markt<br />

bestehen können. Oder noch nicht fähig sind, eine Projektleitung zu machen, die dann dem<br />

entspricht, was verlangt wird. Das ist für mich in diesem Kontext der Nachwuchs, also wir [gemeint<br />

ist hier die frühere Arbeitsstelle, das Institut für Konfliktforschung] haben das teilweise mit<br />

Akademikertrainings gelöst, die wir auch ernsthaft betrieben haben <strong>und</strong> die Leute auch dann<br />

angestellt haben. Aber wo jemand eine Chance hat, noch nicht h<strong>und</strong>ert Prozent der in dem Fall vom<br />

Markt geforderten Leistung zu erbringen – was am Markt nicht geht, weil da muß man h<strong>und</strong>ert oder<br />

h<strong>und</strong>ertzwanzig Prozent erbringen – <strong>und</strong> in einen Forschungsprozeß integriert wird, wo er einen Teil<br />

der Zeit als Lernende verbringen kann, so macht das Sinn. Und das, denke ich, muß man fördern<br />

<strong>und</strong> das verstehe ich zum Beispiel unter Nachwuchsförderung. Das war für mich, was wir im Institut<br />

unter Nachwuchs <strong>und</strong> Nachwuchsförderung verstanden haben <strong>und</strong> das ist ein Bereich, wo man sehr<br />

viel tun könnte. Qualifizierungsprozesse in welche Richtung ist dann relativ offen, eventuell<br />

angestellte wissenschaftliche Karrieren, die sich in verschiedenen Bereichen abspielen können, wo<br />

man dann eventuell eben auch in einem Ministerium landet.<br />

I: Wenn man es so sieht, qualifiziert es nicht für eine universitäre Laufbahn.<br />

IP: Das ist richtig!” (Gesprächszitat: König)<br />

“Es klingt ja geradezu paradox, wenn sie in erster Linie mit der Wirtschaft zu tun haben, wenn sie<br />

sagen, mit 45 ist jemand Nachwuchs, da fallen sie in der Wirtschaft schon wieder aus ihren<br />

Führungspositionen hinaus. Na ja, es ist die Frage, inwieweit man hier halt rechtzeitig Vorsorge<br />

treffen muß <strong>und</strong> mir andere Standbeine aufbauen muß. Darauf kann man sich unter diesen neuen<br />

gesetzlichen Gegebenheiten, kann man sich auf das nicht mehr verlassen. Und ich glaube, es ist<br />

jeder gut beraten, daß er sich rechtzeitig ein anderes Standbein aufbaut. Für mich ist noch immer<br />

hier, für diese Gruppe, der große Bereich der Erwachsenenbildung sinnvoll, wo man wirklich<br />

einsteigen könnte.” (Gesprächszitat: Aumüller)<br />

“Also prinzipiell habe ich überhaupt kein Problem mit dem Begriff Nachwuchs, weil, wenn ich mir<br />

anschaue – aber vielleicht ist das, ich bin sehr naturwissenschaftlich behaftet, rein von meiner<br />

Ausrichtung her, sag’ ich jetzt – aber wenn ich mir anschaue, wann die Leute ihre Spitzenleistungen<br />

gebracht haben, dann waren sie alle im Nachwuchsalter. Da geht ja auch der klassische Begriff,<br />

was man bis 35 nicht geleistet hat, nachher kommt nichts mehr aus der Wissenschaft. Mag sein,<br />

daß das im geisteswissenschaftlichen Bereich nicht so sehr gilt, das kann ich nicht sagen.<br />

Drumwürde ich auch dafür plädieren, daß man diesen wirklich jungen <strong>und</strong> innovativen Leuten Platz<br />

schenkt, Raum schenkt, Aufmerksamkeit schenkt <strong>und</strong> das zieht aber einen ganzen Rattenschwanz<br />

nach sich, weil das hieße das Aufbrechen dieser Strukturen, das ist wahrscheinlich die einzige<br />

Lösung. Vielleicht ist die Habilitation als solche nicht einmal so schlecht, aber als alleiniges Kriterium<br />

für eine Karriere kann sie nicht gelten, gerade im Medizinbereich, wo ich einfach nur Punkte sammle<br />

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