Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen
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oftmals mit dieser <strong>Autonomie</strong> verb<strong>und</strong>ene soziale Unabgesichertheit, das Fehlen von Infrastruktur <strong>und</strong><br />
anderen Ressourcen, bzw. der hohe Zeitaufwand zur Rekrutierung von Projekten <strong>und</strong> Lehraufträgen<br />
kann das Entstehen innovativer Forschungen allerdings auch behindern. In der konkurrenzbetonten<br />
Innensicht auf das innovative “Außen” wird jedenfalls der Aspekt der sozialen Unabgesichertheit<br />
autonomen wissenschaftlichen Arbeitens großteils nicht wahrgenommen.<br />
Das Ausmaß an widersprüchlichen, oftmals unvereinbaren Qualitäten, mit denen Innovativität<br />
insbesondere aus der Innensicht auf das “Außen” der Externen/Freien verb<strong>und</strong>en wird, zeigt sich<br />
insbesondere im Interview mit Ilse König, die sozusagen beide Positionen relativ gut kennt. Das Label<br />
Innovativität kann den Marktwert der Externen <strong>und</strong> Freien steigern oder auch als<br />
Diffamierungsinstrument verwendet werden.<br />
“I: Die Innovativität ist ja auch manchmal eine Chiffre dafür, daß es um schlechte soziale<br />
Verhältnisse geht, die, die da draußen sind, die, die Infrastruktur nicht haben, das sind die<br />
Innovativen.<br />
IP: Das müssen sie auch sein, das müssen sie auch sein, sonst haben sie gar keine Chance (...).<br />
I: Nur was heißt das letztendlich auch für die Universitäten, die das Dominante in dieser scientific<br />
community sind. Sie können leicht sagen, das ist innovativ, sie können dieses Zugeständnis<br />
machen, nur was liegt hinter dieser Innovativität an sozialem Status <strong>und</strong> allem, was damit zu tun<br />
hat?<br />
IP: Ich habe ja oft das Gefühl, daß die Universitäten, wenn sie darüber reden, daß die<br />
außeruniversitären Forscher <strong>und</strong> Forscherinnen innovativ sind, das nicht unbedingt immer als<br />
Kompliment meinen, sondern das sind halt ‘die wilden H<strong>und</strong>’, die da irgendwas tun, die können ihre<br />
Orchideenfächer pflegen oder wie immer das dann genannt wird, die sollen das! Wir machen das<br />
Solide, Ordentliche <strong>und</strong> that’s it!”(Gesprächszitat: König)<br />
Wenn Externe von der Universität billig eingekauft werden, um die Innovationsdefizite innerhalb<br />
spezifischer Bereiche universitärer Lehre <strong>und</strong> Forschung abzudecken, so ist die Innovativität der<br />
eingebrachten Forschungs- <strong>und</strong> Lehrinhalte selbstverständliche Qualifikationsvoraussetzung.<br />
Innovativität wird von den Externen gefordert, ohne von seiten der Universität die dafür gr<strong>und</strong>legende<br />
Infrastruktur zur Verfügung zu stellen; ein Widerspruch, der auch Ekkehard Weber, dem Vertreter des<br />
universitären Feldes, nicht verborgen bleibt.<br />
“Das Problem ist, daß, wenn wir schon Lehre zukaufen, diese Lehre an der Spitze stehen oder den<br />
derzeitigen Stand des Wissens darstellen muß. Das macht die Sache für die Existenzlektoren <strong>und</strong> -<br />
lektorInnen noch schwieriger – sie haben eine Bibliothek nur indirekt zur Verfügung, indem sie in<br />
ihrer Freizeit auf die Institute gehen <strong>und</strong> hoffen, daß die jeweiligen Fachzeitschriften dort vorhanden<br />
sind.” (Gesprächszitat: Weber)<br />
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